das kleine Dorf Taznout und fernab von allem in fast endloser Weite
30.1.
Aufwachen am Rande eines trockenen Flußbettes in dieser braunen steinigen Ebene. Im Hintergrund die spitzen Berge des Anti-Atlas, vor mir Weite, neben mir das sandige Oued mit ein paar Tamarisken. Der Himmel färbt sich langsam goldgelb bis die Sonne am Horizont auftaucht.
Lange fühle ich heute morgen meinen Träumen nach, die mich ins ferne tibetische Hochland führen. Ein Lama zeigt mir durch seine Präsenz, wo mein Seelchen hinschauen soll. Hier im tiefen Marokko fühle ich mich wie in einem Retreat. Immer wieder suche ich mir die stillsten Plätze, weit weg von Zivilisation und tauche ein in mein Inneres, ohne Ablenkung von außen. Und ich fühle mich wohl, so tief zufrieden.
Dann geht die Sonne über mir auf, taucht die Landschaft in faszinierenden Rottöne, bis sie hell leuchtend die verborgenen Winkel meines Seelchens erreicht. Bilder zeigen sich. Puzzlestücke setzten sich zusammen, so daß ich mehr und mehr von mir verstehe. Es ist so viel mehr als „nur“ eine Reise. Vertikal geht es in meine Tiefe zu Bewußtseinsfäden, die aufgegriffen und verstanden sein wollen. Und das geht am besten abseits von allem. Es erfüllt mich, bringt so viel Sinnhaftes in mein Tun und ist das Geschenk meiner so geliebten Nixlandschaft.
Doch zurück zu gestern:
Von meinem Nomadenplatz rolle ich Richtung Tissint, dem Dorf am Rande des ausgefransten Draa-Flußbettes. Kleine Sandhaufen malerisch verteilt in der tiefen Schlucht, unten die Palmenoase. Ich fahre über den Fluß, vorbei an den Cascaden und hinüber zu dem kleinen Dorf Taznout, das so afrikanisch anmutet. Ein paar bettelnde Jungs und Frauen, die auf dem Sand sitzen. Fotografieren darf ich sie nicht, wegen ihrer Männer. Und schon bald kommen alle Dorfleute her. Ich geb einer der Frauen eine Tüte Bonbons für alle. Sie wollen mehr, wie immer. Wäre gern noch mehr herumgelaufen, aber die Bettelei ist mir zu aufdringlich. Also ziehe ich von dannen.
Hinter Foum Zgouid soll es einen schönen Platz neben alten Lehmhäuser-Ruinen geben. Den schau ich mir an, nachdem ich schon ein paar Pisten erforscht habe, die mir dann aber zu sandig wurden. Er ist mir zu nah an der Straße. Also nehme ich doch nochmal meine „Pistenkuh“ her und rolle seine Piste Richtung Berge, steinig und holprig, später dann schön feinkiesig. Am Rande eines Oueds baue ich mich auf und bin in dieser „tibetischen“ Weite, die mein Herz jubeln läßt.
Mal wieder ein besonderer Platz!!!