Was ist das für ein Leben
oder Aufbruch in das unbekannte Rumänien …
31.7.21
Draußen wabern graue nasse Regenwolken durch den Wald und trommeln auf mein Womodach … und drinnen fliegen Gedankenfetzen umeinander, sortieren sich zu Bildern, die sich gleich wieder auflösen um neue Farben und Formen zu finden. Nichts bleibt. Alles ist in Bewegung – ich auch. Heute sind die Farben eher grau, dann wieder schön bunt und dann nebulös verschwommen. Die Eindeutigkeit hat sich irgendwohin verkrümmelt, klare Strukturen verschwimmen im Regennass und so sitze ich mit meinem Morgenkaffee im Brummeli und lausche dem Donnergrollen. Lichtblitze und dann nur die Stille im Wald.
Was für ein Platz auf dem Weg in den Südosten. Kurzentschlossen biege ich auf einen Waldweg ab und finde diese kleine Lichtung. Wettergeschützt,- besser als so ausgesetzt hoch oben auf den Hügeln bei den Windrädern oberhalb der Donau.
Ja, ich bin wieder unterwegs. Auch wenn draußen in der Welt der Irrsinn keine Grenzen mehr kennt, finde ich Wege, kleine Pfade hindurch. Mal sehen wie sich das Womoleben jetzt weiter entwickelt. Ich breche auf ins Unbekannte, dahin wo ich noch nie war. Über Ungarn nach Rumänien und dann schauen, wohin es mich zieht. Ich bin zuversichtlich das ich gute Wege finde. Meine Art des Unterwegs-Seins abseits aller ausgetretenen Pfade unterstützt mich.
Knapp drei Wochen war ich in Bayerbach. Habe ausgemistet, mich nochmal von Dingen getrennt, die ich nicht mehr brauche. Ich brauche so viel nicht mehr. Gefunden habe ich Interesantes über mich, vor vielen Jahren geschrieben. Und so bin ich dabei mein Leben aufzuräumen. Ist es nicht so, dass das, was im Außen passiert, in tiefer Resonanz zu unserem Inneren steht das so oft nicht in Worte gefaßt werden kann, sich verbirgt in den Schleiern der Gedankenfetzen.
Meine Reise oder besser gesagt mein Unterwegs-sein spiegelt mein inneres Unterwegs-sein wieder. Wo oder worin finde ich mich wieder? Was zieht mich an? Wo geht meine Aufmerksamkeit hin und was ist das für ein Sog, der mich tiefer und tiefer nach Irgendwo führt. Spannend, welches Irgendwo ich diesmal erlebe in einer Zeit, wo es doch keine Freiheit mehr geben soll.
Ich lebe zweigleisig – draußen und drinnen. Draußen ist die irrsinnige Welt, in der ich immer wieder neu einen Platz suche, finde und weiterziehe. Momente von Normalität, Momente von so wie man in dieser Welt lebt, wechseln sich ab mit Momenten, wo alles ganz anders ist, sich auflöst, seine Bedeutung verliert und namenslos wird. Ein Wanderer zwischen den Welten. Und langsam ganz langsam komme ich an in dieser Zweigleisigkeit, kann sie leben und die Erschütterung aushalten ohne zu zerfließen.
In der Begegnung mit Freunden tauche ich ein in unsere Welt, unser Sosein und der Austausch von tiefen Gedanken und Gefühlen bereichert unsere Seelen und läßt sie mit einem Lächeln zurück. Das ist das vielfältige Leben. Corona hat mich und Freunde nachdenklich gemacht. Die Selbstverständlichkeiten mit der wir unser Leben gestalten, sind nicht mehr selbstverständlich. Fragen über Fragen, Unnsinnigkeiten, Widersprüche und vor allem das Gefühl von Verrat an uns – der Bevölkerung – der Widerspruch von Fürsorge und schamlosen Benützt-werden. Überhaupt diese unendlichen Widersprüche, dieses Angelogen-werden macht mir zu schaffen. Verläßlichkeit ist etwas anderes.
Und so ziehe ich mich in mein Womoleben zurück, in dieser Zeit ein so sicherer Ort. Ein weiser Indianer hat mal sinngemäß gesagt: wenn es rote Sterne regnet, ist es an der Zeit in die Wälder zu gehen.Für mich hat der rote Regen schon letztes Jahr begonnen. Und so warte ich so geduldig wie ich nur kann ab, bis ich neue Zeichen entdecke, die mir sagen wohin die Weltenreise weiter geht.
Letztes Jahr hatte ich gedacht es ginge viel schneller, wäre einfacher usw. Ich habe lernen müssen das dieser Systembruch und Umbau Zeit, viel Zeit braucht und nur ein Schritt nach dem anderen gesetzt werden kann. Die Masse kann sich nicht schnell bewegen und einen Kurswechsel einleiten. Selbst wenn er eingeleitet ist, braucht es viel Zeit bis das Schiff endgültig auf neuem Kurs fährt. Die Steuermänner da oben auf dem Schiff haben lange gestritten, welcher Kurs nun gefahren werden soll. Vielleicht ist der Streit vorbei und ein Kurswechsel eingeleitet, aber noch nicht sichtbar, vielleicht.
Und wenn der Kurswechsel vollzogen ist, wird die ganze Misere sichtbar. Wenn die Flut zurückgeht, sehen wir die Bachbetten, wenn die Wälder verbrannt sind, sehen wir die nackte Erde und wenn wir in uns hineinlauschen entdecken wir unsere Wahrheiten. Schön oder häßlich, grausam oder mitfühlend, die Wahrheit ist die Wahrheit. Und erst wenn wir uns dieser stellen, erst dann findet sie einen festen Platz in uns.
Und so wird mein Erzählen von diesem Aufbruch ins Unbekannte auch hier da etwas von meinem inneren Aufbruch offenbaren. Wieviel davon will und kann ich öffentlich machen? Macht es Sinn, macht es Sinn für andere. Für mich macht es Sinn. Ob es für euch da draußen Sinn macht, weiß ich nicht. Mit was von meinem Geschreibsel ihr in Resonanz geht, was euch berührt, kann ich nicht wissen. Vielleicht wird eure eigene innere Lebensreise oder Seelenreise angerührt und die Fragen, die ich mir stelle berühren eure eigenen tiefen Fragen. Vielleicht berühren die Naturbilder, die ich mit Worten beschreibe einen Platz in euch und bringen etwas zum Klingen, zaubern ein Lächeln auf euer Gesicht, rühren an eine Sehnsucht oder an einen Traum. Vielleicht!
Ich bin so gestrickt, das ich mit Worten versuche meine Wahrheiten auszudrücken. Mein Schreiben ist so etwas wie ein Spiegel, den ich mir selber vorhalte, um zu erkennen und spüren, wo ich denn da gerade stehe. Und in diesen Coronazeiten ist es für mich noch notwendiger geworden in diesen Spiegel zu schauen. Mal sehen wohin mich diese Reise führt.
Astrid
Safar
Astrid
Safar