und tiefe Gedanken zwischen Lavabrocken an der Ostseite der Insel…
2.12.
Guten Morgen, die Sonne scheint längst ein dickes Loch durch die dunkle Wolkenwand, löst sie auf und blauer Himmel macht sich breit. Mein spanischer Nachbar steht schon draußen mit seiner Angel und ich bin bei meiner dritten Tasse Kaffee auf meinem Stühlchen.
Viele, viele Gedanken wabern heute morgen umeinander. Sie haben sich im Brummeli breit gemacht, wollen gedacht und sortiert werden. Und das geht am besten mit meinen Fingerleins auf der Tastatur, die munter vor sich hin klimpert.
Kann ich eine Essenz finden – etwas, das ich teilen kann? Gedanken über meinen Blog, über mein Geschreibsel, über meine Reise. Mein Unterwegs-sein ist keine Reise im üblichen Sinne, kein Urlaub, keine Auszeit, sondern ein Lebensstil. Mein Brummeli-Leben spiegelt meine Ungebundenheit wider und die Pistenabenteuer meinen Aufbruch ins Unbekannte. Dahin führen nämlich keine bequemen Asphaltstraßen. Die Natur, die ich vorfinde spiegelt meine Fragen, die eigentlich zutiefst innerlich sind. Es sind die großen Fragen, woher kommen wir, wohin gehen wir und warum sind wir hier? Und letztlich die, wer sind wir wirklich???? Eigentlich nicht neu, aber sie drängen sich immer wieder mal in mein Bewußtsein.
Alltägliches interessiert mich nur soweit wie es notwendig für das Leben ist und notwendig für den Erhalt meines Lebensstils. Geht das allen Menschen so? Keine Ahnung. Das Verstehen unseres Weltirrsinns oder besser gesagt das Verstehen-wollen, dient letztlich in der Tiefe dem Wunsch meine Art des Lebens aufrecht erhalten zu können. Meine größte Angst ist die, meine Freiheit, meine Indvidualität, mein So-sein nicht mehr leben zu können. Genaues Hinschauen, verstehen wollen bannt die Angst. Und so mancher Angstbrocken ist längst in viele kleine Kieselchen zerbröselt.
So wie ich beim Rumpeln auf unbekannten Pisten, bei Kraxelei auf Bergpfaden genau hinschauen muß, um den nächsten Schritt sorgsam zu setzen, so ist es vielleicht auch im Innern unserer Seele. Es ist kein vorbereiteter großer Weg, sondern Schritt für Schritt, manchmal mit einer Machete in der Hand, will er erforscht und gegangen werden. Und nie weiß ich im Vorherein, ob nicht hinter der nächsten Ecke Schluß ist und ich umkehren muß.
Sind wir alle zur Zeit in diesem Weltenwahnsinn gefragt, genau hinzuschauen, um zu wissen, ob wir mit unserer Lebensweise in einer Sackgasse gelandet sind oder nicht? Wie geht es weiter, geht es weiter und wohin? Sind das gesellschaftliche Fragen oder letztlich zutiefst persönliche, die sich nur jeder selber beantworten kann?
Gestern allerdings wandere ich nochmal auf Touripfaden zum bekannten grünen See bei El Golfo. Bestaune ihn mit vielen anderen, gucke hier und da. Wolken ziehen umeinander und Regenschauer fetzen ums Brummeli. Einkaufszeit und am Spätnachmittag lande ich an einer Felsnische, die ich schon mal mit dem Radl erkundet hatte. Das spanische Womo steht noch da. Hier auf der Ostseite ist es ruhiger, nicht so windig und das Meer so viel zahmer. Ich bleibe.
Was für einen dunkelschwarzen Lavabrocken des Weltenwahnsinns enthüllt Radio München. Das ist ja interessant. Die Impflüge – all das was wir seit 2020 wissen kommt dort in kurzer und knapper Form – spannend! Wer mag kann reinhören.
Ein gutes langes Gespräch am Telefon während der Mond sich am Himmel breit macht und das Meer in dieses mystische tiefdunkelschwarzblau taucht. Sternleins leuchten auf, verschwinden wieder, bis am Morgen das erste Rot sich im Osten ausbreitet und die Sonne hervorlugt.
Soviel für heute!