Der dunkle Berg im roten Sand

oder eine Kraxeltour in der Wüste…

 

18.11.

Wieder so ein schöner Morgen, der den festen Sand um mich herum rötlich färbt und die Sterne so langsam verblassen läßt. Da stehe ich wieder mitten drin in so einem „Gral“ , nicht weit weg vom Gestrigen. Die Wüstenkühle wird bald von den Sonnenstrahlen gewärmt.

 

 

 

 

 

Weit bin ich ja nicht gekommen. Da gibt es die große Baumgruppe, die etwas näher am Berg ist. Ich bummele rum. Aus der Ferne höre ich so ein leises , na komm doch. Der Berg ruft. Und nachdem er nicht zu mir kommen kann, komm ich zu ihm. Herr Hund bekommt sein Abschiedsfutter und dann rolle ich kurz zurück nach Bouarfa zum Tanken. Wenn ich die Piste von Iche nach Figuig fahre will ich einen relativ vollen Tank haben.

 

 

 

 

 

Zurück beim alten Schulhaus nehme ich die rechtere Piste, die höher hinauf führt und noch weiter hinter die Berge in die nächste Ebene. Vorher ist diese Baumgruppe. Sand sammelt sich und bildet wieder so einen Gral. Zu Fuß erforsche ich den besten Weg hinein und steh dann mitten drin. Hier ist es gut. Und auch der Weg zum Berg ist nicht ganz so weit. Schuhe an, Wasser und los gehts. Wege gibt es keine. Die Sonne brennt heiß und ich laufe über quer durch die Steinwüste und denke mir einen Pfad hinauf. Ganz schön steil, aber machbar. Von oben der Weitblick auf das rötliche Nixland. Einzelne Berge erheben sich, trockene Wasserfurten malen Muster in den Sand, die dunklen Felsen majestätisch.

 

 

 

 

 

Auf Stühlchen dürfen Muskeln sich dann wieder ausruhen. aus. Jemand schaut noch vorbei, wahrscheinlich ein Mitarbeiter des Militärs. Meine Autonummer ist ja bekannt. Bei der „Einreise“ nach Bouarfa wurde alles registriert. Er telefoniert kurz und wünscht mir eine gute Zeit auf arabisch. Verstehen tue ich ja nix, kann mir nur meinen Teil denken.

 

 

 

 

 

Mein Leben reduziert sich hier draußen immer mehr auf das Wesentliche: Natur, essen, trinken, schlafen, schlaue Gedanken denken und vor allem spüren, wo Leben mich hinhaben will. Letztlich entfaltet es sich Tag für Tag neu in diesem Unterwegssein. Ist das sinnvoll fragt da so eine Stimme in mir? Keine Ahnung. Müßtest du dich nicht viel mehr um das schreckliche Geschehen da draußen kümmern? Palästina und Israel, zwei Völker, die um ihre Existenzberechtigung bangen. Zwei Völker, die eigentlich ganz früher mal friedlich zusammenleben konnten, bis von außen der Staat Israel gegründet wurde. Die Palästinenser wurden nie gefragt. Das war noch vor dem zweiten Weltkrieg. Längst sind Tatsachen geschaffen und eigentlich kann es nur eine Zwei Staaten Lösung geben. Beide haben ihr Existenzrecht. Und es wird so deutlich wie Gewalt Gegenwalt schafft, Druck noch mehr Druck, bis es zum Knall kommt.

Das Israel in einer letzten UNO-Versammlung eine Karte präsentiert, in der es keinen „Gaza-Streifen“ mehr gibt, macht nachdenklich, genauso wie die Frage, warum die Grenze für den Moment so offen war. Das Blutbad, das die Hamas angerichtet hat, das wahllose Morden von normalen Zivilisten, die einfach gerade am falschen Ort waren, ist unverzeihlich. Die Brutalität, die Entmenschlichung der Juden macht mich fassungslos.

Israels Gegenschlag mit seinem wahllosen Bombardement, selbst mit geächteten Phosophorbomben, ist auch ein Blutbad unter Zivilisten und so vielen Kindern. Und es wird schon gemunkelt, das so mancher Toter vom 7.Oktober auch auf das Konto von Israel geht. In einer Panikreaktion haben sie dann einfach flächenmäßig von oben gebombt. Gaza wird ja nicht umsonst als das größte „Freiluftgefängnis“ bezeichnet. Dieser Konflikt seit Ewigkeiten ist nun so hochgekocht, das es nach einer wirklichen Lösung schreit. Und die Lösung kann nicht heißen, das einer gewinnt. Die Verlierer auf beiden Seiten sind die Menschen, die doch einfach auch nur leben wollen. Warum setzen wir uns nicht mehr für friedliche Lösungen, für Gespräche miteinander ein. Ich schäme mich für unsere Bundesregierung, die nach wie vor Waffen und Gewalt favourisieren. Wie tief sind wir gefallen.

 

 

 

 

 

Auch hier draußen in herrlichster Nixlandschaft berührt mich das so sinnlose Morden, Kriegen und Besser-wissen-wollen.Ich habe mich ja ganz schön abgeseilt von dem Ganzen, leb mein so ganz Eigenes. Nomadenleben eben und trotzdem, es ist einfach schlimm!!! Röpers Gedanken im Antispiegel regen zum Nachdenken an, die neueste Tacheles Sendung von Nuoviso höchst interessant.