oder wunderbare Sternenstille und roter Sonnenaufgang
19.11.
Was für ein toller Platz! Abseits der kleinen Straße hinauf nach Iche geht eine kleine Piste nach Irgendwo. Einmal um die Ecke bis zum sandigen Wadi und dann auf ein kleines Plateau. Inmitten der Iche-Berge, Sand, Steine und kleinen Kugelgewächsen, die Wasser speichern. Sie sehen aus wie Steine, sind aber Pflanzen, die in dieser kargen Gegend leben. Brummeli findet seinen Platz. Kein Nomade, kein Hirte, kein Militär, obwohl ich ja gar nicht so weit weg von der algerischen Grenze bin. Hier sucht mich keiner.
Meine eigenen Kulleraugen werden immer ganz groß, angesichts der Schönheit der so einfachen Strukturen. Und ich darf einfach hier sein. Jedesmal staune ich erneuert über das Glück hier draußen. Meine Himalayazeit wird wach. Damals war ich noch so ganz viel mit mir beschäftigt, mit all den Erlebnissen der Kindheit und des Erwachsen-werdens, mit all den Geschichten, den Problemen und den Fragen. Und heute spüre ich das es gar nicht mehr um meine Geschichte geht. Die ist wie sie ist. Die Schönheit unserer Erde, die Erhabenheit der einfachen Natur ohne Schnickschnack ,ohne müßte und sollte, die Einfachheit des Lebens in seiner Ursprünglichkeit gibt uns alles, was wir zum Wachsen brauchen. Alles ist da – mit offenen Augen ist es sichtbar. Es könnte nicht schöner sein.
Tief eingebunden in die Natur und die Schwingen hoch erhoben zu den Sternen, das beschreibt am besten mein Gefühl heute morgen, während die Sonne die Berge in ein leuchtendes Rot taucht.
Doch zurück zum Sonntag.
Angefangen hatte es mit einem langen Kaffeeratsch am Telefon. Zwischendurch findet mich noch Herr Hund und bekommt sein Frühstück. Eine blökende Schafherde zieht vorbei. Mein Weg führt mich hinauf nach Iche, dieser kleinen alten Palmenoase, die einst den Karawanen erlaubte ihre Vorräte aufzufüllen, bevor sie sich auf die gefährliche Reise gen Osten machten. Mohammed erwartet mich schon am Eingang zur alten Stadt. Ein junger Holländer mit seinem alten Defender ist auch da. Ich hatte ihn schon vorher auf der Straße gesehen.
Zusammen besuchen wir mit Mohammed das alte Ksar – wandern durch die Lehmmauern, vorbei an alten Holztüren, deren Schilder verblasst sind. Die Häuser sind durch starke Regenfälle brüchig geworden und unbewohnbar. Vierzig Familien wohnten hier und vier wohnen jetzt noch oben in den neuen Häusern. In alten Zeiten wurden nach dem Gebet Streitigkeiten auf dem Marktplatz gelöst. Sie besiegelten die Lösung damit, das sie sich gegenseitig zum Tee-trinken einluden. Unten am Fluß liegen die Gärten. Sie versorgen die Menschen mit dem Nötigsten und es bleibt genug um es auf dem Markt in Bouarfa zu verkaufen. Und ganz, ganz früher war der Weg nach Algerien offen.
Heute sehe ich überall die vielen kleinen Bauten des Militärs, die die Grenze bewachen, streng bewachen. Sie sind immer überaus freundlich und zugewandt. Am Rückweg schnupper ich kurz zur Piste nach Figuig. Es rumpelt und ich bin mir noch nicht sicher, ob ich sie ganz fahre. Es gibt weiter vorne noch eine Piste, die direkter zum Stausee führt und weiter nach Figuig.
Ich rolle weiter zu Martins Platz an einer kleinen grünen Oase. Auf der Herfahrt hatte ich mir den schon angeschaut. Nahe der Straße ein großer freier Platz mit Blick auf Wasser, Palmen und roten Sand.
Ein Laster tankt brummend Wasser. Er stand schon auf der Hinfahrt da. So ganz lauschig ist es hier nicht. Die Hirten holen Wasser mit ihren Eseln und traben davon. Nachts ist es sicherlich total still, aber die Nähe zur Straße stört mich.
Und auf der Herfahrt hatte ich auch hier kurz reingeschnuppert. Nur ein paar Kilometer weiter aus dem Tal heraus gibt es diese Piste hinunter in das kleines Wadi. Von der Straße aus sieht man mich nicht mehr. Hier fühle ich mich wohl.
Und so warte ich bis die warmen Sonnenstrahlen mich erreichen. Sie müssen über die Bergspitzen krabbeln. Das leuchtende Rot der Berge rückt näher näher und dann blinkt es und strahlt in mein Wohnzimmer! Einfach nur schön!!!!!