Auf der kleinen Halbinsel bei Ayalik

und das erste Mal Schwimmen im großen weiten Meer

6.4.

Noch einmal über diesen Hügel auf schottrigem Weg und dann links bis es nicht mehr weiter geht. Hinter der alten Bauruine gibt es ein kleines Platzerl für mich. Hier ist die Welt zu Ende. Vor mir die Shilouette der Bucht und das ruhige Meer, das leise zu mir herplätschert und hinter mir eine kleine dunkle Wolkenwand. Wetterfrosch hatte ja von so ein paar Tropfen gemunkelt. Nix beunruhigendes. Ein toller Platz jetzt in dieser Vorsaisonzeit. Im Sommer dürfte es hier überall wuseln, laut sein und das Meer von donnernden Scootern bevölkert. Jetzt ist es still. Ach, genieße ich das, was will ich mehr.

 

 

 

 

 

Hier sein dürfen und einfach meinem inneren und äußeren Flow folgen, schauen wo meine Gedanken und Empfindungen mich hinführen, meinen Füßen ihren Weg durchs Gestrüpp folgen und dann ins Wasser springen. Es ist warm, vielleicht zwanzig Grad. Das erste Mal schwimmen, auch wenn ich lange über Steine durch das niedrige Wasser tapsen muß. (also nix mit springen!) Ich trockne in der Sonne bei leichtem Wind. Stühlchen steht windschief zwischen duftendem Thymian. Möwen plappern und in der Ferne, ganz weit in der Ferne, tuckert ein Fischerboot.

Beim Schwimmen sehe ich das die nächste Bucht von zwei Zeltlingen bewohnt wird. Dort ist der Strand sandiger. Mit meinen Schuhen machen mir die Steine nix aus, das kenne ich doch von Kroatien. Auf der anderen Seite des Hügels liegt die „Innenbucht“, die mehr von Fischern besiedelt ist. Dort sind die Plätze relativ nah an der Straße, bzw. Piste und auch schon bewohnt. Da habe ich Glück hier, schließlich ist es Wochenende!

 

 

 

 

 

Ich bin auf der kleinen Halbinsel bei Ayalik hinter Namik Kemal, fast gegenüber von meinem gestrigen Platz. Langsam geht es auf der engen Küstenstraße dahin. Viele, viele Campingplätze, die hergerichtet werden, viele, viele Privathäuser, die ihren eigenen Strand haben und Bars und Tavernen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Dazwischen Orte mit kleinen Supermärkten und Menschleins, die so dem alten Bild der Türken entsprechen. Vor allem die älteren Männer mit ihren dunklen Jackets, etwas zerschlissener Hose, Dreitagebart und die Augen eher verschlossen. Oft wird keine Mine verzogen. Junge Frauen typisch westlich, aber alle mit langer Hose oder Leggings mit oder ohne Kopftuch. Die älteren Frauen selten in den bunten Mehrfachgewändern, meistens unauffällig. Vieles erinnert mich an Kroatien, Bosnien oder Monte Negro. Der slawische Einschlag ist sichtbar. Und der viele Müll, der einfach herummodert, ist gewöhnungsbedürftig, ähnlich wie in Albanien.

 

 

 

 

 

„Anticaci“ wirbt mit den ersten Tinyhouses aus der guten alten Zeit. Ökologisch und gesund gebaut mit haltbaren Holzrädern, konnten sie überall stehen und aufgebaut werden, ohne diesen ganzen bürokratischen Unsinn unserer heutigen Zeit.

Folgen wir in unserem Leben oder unseren Leben einfach den Rythmen der Zivilisationen? Aufbau, Blüte, Dekadenz und Niedergang, dem Motto der jeweiligen Elite – Teile und herrsche und zur Ablenkung des Volkes – Brot und Spiele? Es fühlt sich fast so an. Mal gucken was mir noch so alles einfällt.

 

 

 

 

 

Ich plane ein bißerl den nächsten Schritt, der mich über Izmir hinausführen soll, denn dahinter fängt ja der schönere Teil an. Die sog. lykische Küste. Also nicht so lange im Vorzimmer rumbummeln, sondern einen größeren Jump Richtung Osten machen. Abends nochmal Astrotalk mit Judith, bevor meine Augendeckel zuklappen.
Ein guter Platz!