oder wie man 27 Stunden mit Sonne, Wasser, Wind und brummendem Schiffsmotor verbringt…
12..11.
Guten Morgen du liebes rauschendes, weißschäumendes Meer. Da sitze ich im Schneidersitz auf meiner Matratze direkt an der Reeling und blicke zurück auf den Weg, den wir gekommen sind.
Weißschäumendes Meer aber nur von der Heckwelle. Wenig Wind und heiße Sonne so begrüßt mich die afrikanische Küste, die wir entlang shippern.
Die Nacht habe ich hier draußen verbracht unter dem Sternenhimmel und dem vollen Mond, der am östlichen Horizont aufging. Ein paar Wolken über dem Land, aber hier draußen auf dem Wasser lösen sie sich auf und verschwinden wieder.
Vorboten des Inselklimas.
Ein interessantes Völkchen treibt sich hier rum. Die Menschleins von der „Weißware“, den großen Weißen verschwinden Richtung Kabine und sind dann nur noch maskiert bei der Essensausgabe gesehen, denn dort muß man. Sonst nicht! (Oder ich erkenne sie hier draußen nicht!) Am obersten Deck sind die Hunde und die Freaks, die sich hier mit Großraummatratze, Gitarre und Trommeln niedergelassen haben. Sie trommeln, wer ist lauter, sie oder der brummende Schiffsmotor. Hier unten ist es ein bißchen leiser.
Ich begnüge mich mit zwei Käsecrossies und meinem Obst, das ich mir mitgenommen habe. Dreimal am Tag darf man ins Auto. Wenn man zwischendurch rein will, muß man nur schauen, das keiner an der Treppe nach unten steht. Übrigens habe ich Glück gehabt. Brummeli steht waagerecht im Gegensatz zu anderen, die auf der Schräge stehen bleiben mußten. Rückwärts ging es hinauf.
Natürlich wird so einiges geratscht: Ein Deutscher der in Lanzarote seine Memoiren schreiben will. Endlich hat er den Aufhänger für seine Geschichte gefunden und nimmt die Reise als Stationen der Erinnerung. Ein Norweger mit seinem Bike, der eine Rundtour macht und dem Bier auf der Fähre nicht abgeneigt ist. Ich höre seine Stimme immer wieder. Ein italienisches Päarchen auf seiner ersten großen längeren Reise mit toll ausgebauten Defender. Wir sehen uns garantiert auf Lanzarote. Und last not least ein Franzose, der neben mir auf der Liege schläft. Er ist auf dem Weg zu einem Segeltörn, der in Las Palmas startet.
Und irgendwie kommen wir auch zum leichten Schlaf. Gegen Morgen setzen die Träume ein, die ich aber wieder vergesse. Mitten in der Nacht lass ich mich stehend an der Reeling von den Sternen und dem dunklen Wasser verzaubern. Vielleicht drei Stunden nach Huelva wurde es immer wärmer. Saharaluft! Und so war das Draußen-schlafen oder duseln kein Problem.
Und jetzt sitze ich fast in der Heckwelle – nur das Gitter trennt mich noch. Schiffsleben pur!