Auf dem Weg nach Göbelik Tepe

oder vom großen blauen Euphrat Richtung kargere Landschaft

 

8.5.

Von meinem Schottergral rolle ich hinüber bis ganz zur Spitze dieser Halbinsel und schau hinunter aufs Felsenschloss und den blauen Euphrat, der sich um die Felsnase kringelt. Die ersten Boote sind schon unterwegs und das Musikgedudel dröhnt rauf zu mir. Eine gute Entscheidung da nicht mitzumachen. Ich schau mir alle Ecken und Ausblicke an, bevor ich über Kleinssträßchen Richtung Südosten weiter fahre. Enge Dörfer, schwarze Steinmauern und Baumanpflanzungen zieren meinen Weg. Ein paar Bauern schauen mir fast ungläubig nach. Soviele Womos kommen hier wohl nicht lang.

 

 

 

 

 

Die Landschaft wird kahler und weitläufiger. Die größeren Orte wachsen die Hügel hinauf, verstädtern mehr und mehr. Bei Birecik gehts es über den Fluß. Hier weiter flußaufwärts fahren, wäre auch interessant. Aber ich will ja nach Göbelik Tepe und da gehts geradeaus weiter.

Ein Hügel mit weißblauen Häusern fällt auf. Normalerweise sind sie eher zementgrau. Kurz vor meinem Ziel biege ich auf eine Piste ab, die zu den Bäumen hoch oben auf einem Hügel führt. Hier verspricht mir park4night einen schönen Platz.

 

 

 

 

 

Der Wind weht und nur das Rauschen der Pinien ist zu hören. Später legt sich der Wind und das Rauschen der Pinien verwandelt sich in das Rauschen der Autobahn weit unten. Schade, aber nachts ist es trotzdem ruhig genug. Abends gibt es mal wieder einen ausführlichen Astro-Talk mit Judith. Wir enden damit das die Bedeutung des Lebens, das Leben selber ist. Beflügelt von soviel Weisheit des vierten Quadranten, der sich bei jedem von uns in einer ganz individuellen Weise zeigt, spüren wir ein Stück die Gelassenheit, die entsteht wenn wir innerlich vollziehen, das die Bedeutung dessen was wir tun schon von Anfang da war. Auch die Bedeutung von dessen, was wir wirklich sind ist.

Vielleicht ist unser Lebensweg einfach nur der, diese Bedeutung zu erkennen und zu erfahren, also letztlich nur wieder neu zu entdecken.

 

 

 

 

 

Immer wieder habe ich dies Bild von einem Bummerang vor den Augen: einst ausgeschleudert in das irdische Leben folgt er seiner Bahn und kehrt, wenn seine Zeit gekommen ist, wieder zum Ausgangspunkt zurück. Natürlich steht dahinter die Frage nach freiem Willen, Selbstbestimmtheit und Determiniertheit. Im ganz normalen irdschen Leben treffen wir eigene Entscheidungen und haben unseren freien Willen, dies zu tun und jenes zu lassen. Auf einer übergeordneten Ebene folgen wir mit diesen Entscheidungen vielleicht genau der Bahn des Bummerangs. Ob es so ist weiß ich nicht.

Vielleicht drückt sich darin auch nur die Polarität von Freiheit und Vorbestimmung aus, die letztlich von noch weiter oben betrachtet, keine ist.

 

 

 

 

 

Diese Gedanken berühren wir hoch oben auf dem Hügel nahe Göbelik Tepe und meine Phantasie hat mal wieder Hochkonjunktur.