Adios Marokko, du verrücktes, intensives Land

P1070682 (2)oder wieder zurück nach Europa

durch die Bürokraten „Hölle“

von Marokko

 

23.Februar

 

Es hat die ganze Nacht geregnet, mal mehr, mal weniger und ich habe Sehnsucht nach der trockenen heißen Wüste und meiner Nix-Landschaft, die doch so lebendig ist. Sie hält mir einen Spiegel vor und ich kann, wenn ich lang genug hineinschaue,so einiges von mir darin entdecken, wiederfinden, sortieren und neu zusammensetzen.
Ich habe es ja schon geahnt, daß ich erst bei der Rückreise genau fühle, wie intensiv diese Landschaft und auch der Umgang mit den Menschen dort ist. Die Wüste und die Nix Landschaft, das Atlasgebirge mit seinen kaum bewachsenen Weiten und tiefen Schluchten hinterlassen Spuren in meiner Seele und rufen nach Wiederkommen. Sonne und Schatten liegen hier so nah beieinander; ein Jakobsweg der besonderen Art.

Jetzt ist aber erstmal Zeit wieder zurück in die Zivilisation zu kommen und ich freu mich auf Ully und Elvira.

 

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Und genauso wie es spannend war den ganzen bürokratischen Einreisezirkus zu machen, genauso spannend ist es bei der Ausreise. Die 160 km schnurre ich auf der Autobahn schnell dahin. Mein Navi findet auch problemlos den Eingang in die Bürokratenhölle. Erstmal beim Ticketverkauf, das Ticket holen, dann weiter über viele Schnörkel zum Zoll. Auf meinem Ticket ist eine falsche Autonummer eingetragenn. Auch meine Lamentiererei nutzt nix. Alles wieder zurück und nochmal neu anfangen. Beim Ticketverkäufer, der gerade Tee trinkt, die richtige Autonummer eintragen lassen. Wieder zum Zoll und nach dem „Röntgen“ der Autos weiter, dieses Papier und jenes abgeben, ewig warten, nochmal meinen Paß zeigen und dann? Wo sind denn die ganzen anderen Womos? Jemand schickt mich zur verkehrten Anstellschlange. Also rückwärts die Schnörkel wieder rausfahren und schließlich, gottseidank und endlich, es ist mittlerweile elf, stehe ich hinter einem Womo in der richtigen Schlange.
Und marrokanische Abfahrtszeiten, sind marrokanische Zeiten. Auf der Fähre stehe ich jedenfalls schon und eineinhalb Stunden später tuckern wir dann endlich los.

Wieder ein schöner Blick auf Gibraltar.

 

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Angekommen gibt es ein großes Hallo beim Lidl auf dem Parkplatz und ein gemütliches Abendessen auf unserem Platz in Torre de la Pene, kurz hinter Tarifa, wo wir oben stehen mit Blick aufs Meer. Ratschen, lachen, marokkanische Oliven futtern, auf unser Wohl anstoßen. Es ist schon lange dunkel, bevor wir uns in unsere Kojen verziehen.
Was für ein schönes Ankommen in dieser alten neuen Welt.

GPS N 36° 03′ 27“ W 5° 39′ 37“

Kommentare (8)

  1. Robert

    Liebe Safar,

    es ist dir zu wünschen, das diese ernüchternden Herausforderungen beim Passieren der Grenze nach Europa nicht all deine gerade eben gewonnenen Erinnerungen wegfraßen.

    Eine Episode in deinem Leben hast du ungewöhnlich gut gemeistert. Gratulation. Lass mich ein paar Gedanken aus der Ferne beisteuern:
    Die Sehnsucht auf eine Reise ist mir vertraut. Liebend gerne würde ich mich den magnetischen Kräften der omnipräsenten Notwendigkeiten entwinden. Warum dann aber vorzugsweise als Reise? Gar als Dauerbeschäftigung? Worin liegt diese Sehnsucht nach Reise begründet? Einfach etwas anderes sehen? Ablenkung? Den Druck vom Kessel nehmen, der sich im Alltag aufbaute? Vielleicht um die Sehnsucht zu stillen, die Highlights der Schöpfung life zu sehen? In Realität sehen, was auf Bildern vor gewisser Zeit einen Reiz auslöste? Um erholsame, erhabene Momente zu tanken? Oder aus ganz profanem Grund: Sammlerleidenschaft – Reisen sammeln, wie Trophäen? Reisen als Luxus konsumieren – weil man’s kann? Herausfordernd: Als Abenteuer? Schlichter: Immer wieder die zweifellos beglückenden Momente einer Abreise wiederholen – egal wie’s kommt? Oder etwas ernsthafter: „Heimat“ spüren bei der Rückkehr? Oder aufwändiger: Neue Menschen kennen lernen? Wie auch immer. All das sind legitime Gründe und jeweils passend zur entsprechenden Seele.

    Was aber ist die wirkliche Ursache für das immer und irgendwie befriedigende Gefühl einer Reise? Der Versuch einer Antwort: Wenn der oberste Sinn des Lebens der der Bewusstseinserweiterung ist, dann scheint die Sehnsucht nach Reise ein Tritt der göttlichen Instanz in den persönlichen Hintern zu sein.
    Jede Sehnsucht weist auf ein Leere, ein Defizit in der Seelenstruktur hin. Und ich glaube, wenn man den Begriff «Heimat» weiter fasst, dann kommt man auch dem Sinn des Reisens näher: Des Menschen Urangst – entsprungen der geistigen Trennung von seiner Quelle – will überwunden werden. Die Seele will wieder in der Geborgenheit des «Zu Hause» ankommen. Der Urangst entledigt sein.

    Und wo ist dieses «Zu Hause»? In jedem Selbst sowie an jedem Ort, den er/sie besuchen. Reisen entwöhnt zunächst von Glauben, Erziehung und allen Vorurteilen. Danach erschließt „Reisen“ die **alleinige** Heimat: Den Geist des HÖCHSTEN. Du/ER wirst auf deiner Reise zum Beobachter Seiner Werke. Als Beobachter gelangst du – Stille vorausgesetzt – in die Position, Bewusstheit zu empfangen. Deine wachsende Bewusstheit ist SEIN Werk. Ebenso ist die Schöpfung, die du schaust, SEIN Werk: Diese Kugel, eingepackt in einen Himmel. Deren Haut, ein myriadenfaches Gespinn aus göttlichen Gedanken. Jede Reise in diesem Geist muss zwangsweise die überwältigend beseligende Erkenntnisse bescheren, dass Betrachter und Betrachtetes EINS sind. Gott schaut sich selbst zu, betrachtet seine Fähigkeiten – durch sich selbst … durch die Sinne, die einem seiner unendlichen Gedanken – einem Menschen – beigeordnet sind. Womit eine der vier wichtigsten Fragen beantwortet ist: „Wer bin ich?“

    Schön, dass es dir gut geht.
    Weiterhin: «Bon Voyage»

    Liebste Grüße,
    Robert

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      Lieber Robert,

      gehört auch nicht diese nüchterne reale Bürokratenwelt zu „seinen“ Gedanken, die die die Welt erfinden.
      Und ist dies Großartige nicht auch im ganz normalem Alltag eines üblichen Lebens oder eben auch eines unüblichen Lebens (in Form einer Reise) zu finden.
      Und wenn man an den Punkt gerät, wo man die Schöpfung auch im bürokratischen Zirkus einer Ein- oder Ausreise erlebt und das Erlebenis als Erlebnis, als Ausdruck von Leben sieht (zumindest danach) … ich glaube, dann kann ich ein Hauch von dem verstehen, was du mir sagen willst. Danke dafür!

      Und ist nicht jedes Leben eine große Reise durch die verschiedensten Landschaften, innen und außen mit seinen Herausforderungen und seinen Ruhepunkten.
      Und ich glaube, diese äußere Reise spiegelt das innere Unterwegsein, in dem der Weg schon lange das Ziel ist und in dem letztlich das Zuhause ein Zustand ist, in dem Wegfahren und Ankommen Bewegung ist, die Leben erst erfahrbach macht, genauso wie das Kommen und Gehen des Atems.

      Ich freu mich auf eine Philosophenstunde mit dir – ganz herzlichen Dank und liebe Grüße
      von Safar

      • Robert

        Liebe Safar,

        bevor unsere Gedanken im Nirwana verschwinden, lass mich diesen noch anhängen: Als ER sich entschied, dem Menschen Entscheidungsbefugnis zu übertragen, begann der Mensch sein eigenes Schicksal zu gestalten. Natürlich ist jede menschliche Entscheidung (Bürokratie, Hass, Krieg, Egoismus) nur mit göttlichen Beistand möglich. Schließlich bedarf es SEINER Lebensenergie und Liebe, dass der Mensch in Selbstverwaltung agieren kann. Deshalb gelten auch SEINE universellen, allgegenwärtigen Gesetze ebenso für menschliche Schöpfungen. Allerdings sind SEINE göttlichen, vollkommenen Schöpfungen (Natur und Universum) von den menschlichen, irrigen „Schöpfungen“ (Zerstörung der Lebensgrundlagen) **getrennt** zu sehen.

        Dass aus der Übertragung der Entscheidungskraft an den Menschen zunächst irrende, unerfahrene und letztlich destruktive Gedankenmuster und Identifikation (Ego) im menschlichen Geist sich bilden würden, war für Gott vorhersehbar. Ebenso die für den Menschen vielfältigen Erfahrungen daraus. Um Schlimmeres zu verhindern, greift ER stets mit Schmerz und Leid ein, aber auch mit Glück. Mit „Zuckerbrot und Peitsche“ wird das Ego zum Innehalten und Nachdenken ermutigt; Nachdenken über das eigene Tun im Vergleich zum göttlichen Tun.

        Nachdenken ist die Voraussetzung für die Belohnung und das Geschenk der Bewusstwerdung. Gesättigte Bewusstheit führt zur Erinnerung an die «Quelle«. Die finale Erkenntnis über die alleinige Quelle von Allem ist für den Nachdenklichen die Heimkehr ins Paradies (Erleuchtung) – nur diesmal mit der Befähigung, ab sofort **im Sinne des Höchsten** zu entscheiden.

        In diesem Sinne wünsche ich Dir viele glückliche Momente. Momente, in denen dich weiterhin die Wahrheit streift.

        Auf demnächst.
        Liebste Grüße,
        Robert

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          Lieber Robert, es wird Zeit für einen gemütlichen Kaffee oder ein Glas Wein, bei dem wir unser tiefes Gespräch in natura weiter führen … bis bald ganz liebe Grüße von Safar und Danke für deine tiefen Gedanken und Gedankenanstöße!!!! — vielleicht auch so mancher Tritt in den sog. Hintern.

  2. Hallo Safar,
    danke, dass du ein Eckchen in deinem Womo freigeräumt hast, so dass wir dich begleiten konnten.
    Durch deine Berichte haben wir Bekanntes und Neues entdeckt, das war immer spannend.
    Aus anderen Blickwinkeln ergibt sich zwangsläufig ein anderes Bild, nicht schöner, nicht häßlicher,
    . . . anders halt!
    Wir haben in Laãyoune problemlos unsere Aufenthaltsverlängerung bewilligt bekommen und machen die nächsten 90 Tage unsere Stippvisite durch Marokko.
    Dir eine schöne Zeit und eine gute Fahrt!
    Die Globetrottel

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      Ihr lieben Globetrottels — ja dieses Eckchen wird für euch frei bleiben und in der Zwischenzeit werde ich meine Sehnsucht nach der Weite und Stille, nach dieser tiefen Nixlandschaft bei euch ein wenig stillen und nähren …. ich habe Marokko lieben gelernt, besonders im Süden bei den einfachen Menschen und bei der für mich so faszinierenden Landschaft. Ich wünsche euch ein gute Zeit und ich glaube ein jedes Mal, entdeckt man neues, sieht man andere Details, andere Farben, andere Formen und erlebt eine weitere Facette dieses Landes.
      Habt eine wunderbare Zeit und ganz liebe Grüße von Safar

  3. Uta

    Liebe Safar,

    du bist wieder gesund und um viele Erfahrungen und Eindrücke reicher auf dem Kontinent Europa angekommen. Ich freue mich ganz sehr.

    Ich habe deinen Blog mit großen Interesse und Anerkennung für deinen Mut über die vielen Wochen verfolgt und sehe dieses Land jetzt ein bisschen mit anderen Augen. Vieles würde mich reizen, auch dahin zu fahren, aber manches lässt mich auch zweifeln.

    Wir sehen uns in Bayerbach in alter Frische und da können wir ausführlich plaudern.

    Euch allen, dir, Ully und Elvira noch schöne Tage und eine gute pannenfreie Reise.

    Bis bald liebe Grüße von Uta und Fredo

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      Liebe Uta, ja das tun wir – und ich bin genauso reicher an Erfahrungen geworden und weiß jetzt wohl ein bißchen besser, wie ich mich in dem Land bewegen kann, was geht und was nicht und vor allem, welche Landstriche mich am meisten interessieren.
      Es wird sicherlich ein zweites Mal geben.
      Ich freu mich auf dich in Bayerbach – hab eine ganz gute Zeit und streichel Fredo einmal von mir
      Alles Liebe von Safar

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