oder eigentlich wollte ich doch noch bleiben und ….
10.5.
Auch heute meint die Gendamerie hier mitten in der Nacht vorbeikommen zu müssen. Sind es wirklich Gendarmen, also Grenzwächter oder nicht. Vier Mann mit Bechern in der Hand wollen meinen Paß sehen. Sie blättern herum. Wenigsten kann einer von ihnen etwas Englisch und entschuldigt sich später für die nächtliche Störung. Keine Ahnung was das soll. Aber zumindest schicken sie mich nicht weg. Die Nacht vorher, auf meinem Abseitsplatz klopften sie nicht, fuhren nur eng an mir vorbei nach hinten, kamen zurück, fuhren hinunter zum Strand und dann wieder weg nach ein bißchen leisem Gerede. Ich blieb still und rührte mich nicht. Hätte nie gedacht das mitten in der Nacht jemand hier herunter rumpelt.
Trotzdem, ich bin gelassen. Auch sie sind irgendwann wieder weg und ich schlafe weiter. Bin ich in einem so komischen Gebiet oder ist die Zeit so komisch. Morgens um sieben kommen dann die Bauern auf ihre Felder. Nochmal werden die Pumpen angeschaltet und laut schnatternd geht es an die Arbeit, weit oben auf den Feldern. Mein Internet ist sowieso nicht so gut hier unten am Fluß, da fahre ich doch ein bißerl weiter. Die andere Seite mit Flußgeplätscher lädt zum Blogschreiben ein. Der Muezzin ruft noch mit Sirene und Geheul, ein bißchen Gebetsgeplapper und dann ist wieder Ruhe. Der Wind treibt die Wolken voran und Wetterfrosch hatte Recht. Graue Wolken mit Regentropfen. Die Bauern auch weiter vorne winken mir noch nach. Es ist ihr day to day life hier.
Eigentlich wollte ich gestern auf meinem Abseitsplatz an diesem Landzipfel bleiben. Die nächtlichen Besucher und das doofere, angesagte Wetter lassen mich weiterziehen. Eine zweite Nacht, da könnten sie mich wegschicken, Wind und Wetter vielleicht zu ungemütlich. Also rumpel ich diesen herrlichen Wiesen, Felsen und Gratpfad wieder zurück. Vorher eine kleine Kaltwasserdusche in der Bucht. 17 Grad laden nicht wirklich zum Schwimmen ein.
Eine altes Hügelgrab weckt meine Neugier. Der Wächter öffnet die quietschende Eisentüre, die anstatt des großen Felsens das Grab verschließt. Innen die zwei Sarkophage, um die herum das Grab gebaut wurde. Römische Zeit.
Gefunden hat man es durch Zufall beim Ackerbau, als sich plötztlich ein Loch öffnete. So verstehe ich den Wächter. Heute muß man nicht mehr reinplumpsen, sondern bequem die Wendeltreppe hinunter steigen. Normalerweise gibts richtiges Licht, heute nur eine Taschenlampe. Ich schau mir alles an, wäre lieber alleine hier, aber der Wächter paßt auf. Nur ein paar Fotos und wieder ins Tageslicht.
Ein nächster Halt ist eine alte römische Brücke, die so restauriert wurde das von dem Alt nix mehr übrig geblieben ist. Weiß leuchtender Kalkstein über den Fluß Göksu. In den Felsen Höhlen aus grauer Vorzeit. Im Sommer sicherlich ein großer Picknickplatz. Diverse Feuerstellen erzählen davon. Vorne spielen die Kinder und die ersten Besucher kommen.
Meinen angedachten Platz unten am Fluß nahe Sayören erreiche ich wieder über abenteuerliche Wege. Anstatt normaler Straße führt mich Navi auf einen Feldweg, rumpelig und schmal. Wenden schwierig. Also weiter und ich komme durch. Dann lande ich erstmal hoch oben bei dem Stromhäuschen am Ende eines guten Feldweges. Unten sehe ich den Fluß. Schön schauts da aus, aber ein paar Transporter stehen schon da. Mal gucken.
Es sind die einheimischen Bauern, die hier ihre Pumpen für die Feldbewässerung laufen lassen. Ich gucke mich um und fahr über die Dammbrücke auf die andere Seite. Auch hier überall Pumpen, vor allem an der schönsten Stelle. Schade, ich wäre gerne da geblieben.
Also zurück und in einer Nische weit hinten aufgebaut. Hier höre ich keine der Pumpen. Es wird ruhig um mich herum bis auf die Unterbrechung Mitternacht. Mittlerweile prasseln mal wieder ein paar Regentropfen herunter. Aber ab nächster Woche soll es nur noch Sonnenschein pur geben.
Abenteuer Ostanatolien!