oder das verträumte Surfernest von Sidi Kaouki
28. Dezember
Nach so viel Stadt, Souks und Menschengewusel brauche ich einen Tag in der Natur, nur mit Steinen, Bäumen, Dromedaren, Eseln und viel, viel Wasser und blauen Himmel. Ich schnappe mir mein Radl und los gehts.
In der Früh wechsel ich erst noch auf einen anderen Platz. Meine französischen Nachbarn haben bis spät in die Nacht gefeiert und eigentlich wollte ich doch mal früh schlafen. Meine neuen Schweizer Nachbarn erzählen mir von einem kleinen Ort, zu dem ich gut hinradeln kann. Oh macht das Laune. In dem kleinen Ort gibt es ein Restaurant und sogar einen kleinen Womostellplatz. Der Weg dahin ist aber etwas steinige Schotterpiste.
Für kleine Womos ok, aber mitten im Ort… da hat man sicherlich oft Besuch. Mein Radlweg wird mehr und mehr zur Steinpiste mit Sandabschnitten. Ich schiebe. Der Ausblick ist gigantisch und die verwehten und zerzausten Pinien winken mir zu. Ich darf in ihre windgepeitschte Welt eintreten. Standhaft sind sie und trotzen jedem Wetter, auch wenn so mancher Ast unter der Last ächzt. Sie können viel erzählen von den Menschleins da unten am Strand, von ihren Geschichten, von ihren Leben.
Still sitzend auf einem Stein horche ich zu. und nicke …. ja Leben hat so seinen ganz eigenen Rhythmus und verlangt von uns Menschleins immer wieder neu, dass wir uns einlassen und trauen, das wir uns dem Leben öffnen, auch wenn es hier und da ein Autsch gibt … ja, ja raunen die Pinien – schau uns an und trotzdem lieben wir das Meer und den Wind.
Auf meinem Rückweg durchs Dorf zeigt mir ein kleines Mädchen stolz ihre noch kleinere Schwester Leilah.Sie betteln nicht! Sie kriegen ein Bonbon von mir und die Mutter bedankt sich herzlich und wir reden über das schöne Wetter. Dann beobachte ich noch aus der Ferne, wie ein Fischerboot bei Flut anlandet und alle Männer zu tun haben, das Boot sicher an Land zu bringen. Einfach ist das nicht und jeder der da ist, rennt ins Wasser und hilft. Eine Knochenarbeit diese Fischerei.
Auch die Dromedare wandern zum Strand, damit der eine oder andere Besucher auf ihren Rücken schaukeln kann.
Ich schau noch kurz zur „City“ von Sidi Kouki, die aus einem kleinen Laden, einem Restaurant, einer kleinen Moschee und viel, viel Sand, Strandliegen, Surfbretter, Pferden und Dromedaren besteht. Dazwischen die Menschleins.
Am Camp gibt es eine Dusche und dann gucke ich mir meine Trittstufe an, die ich mir noch mehr zusammen gefahren habe. Da hilft nur Abmontieren. Mein übernächster Nachbar erzählt mir von einem guten Mechaniker in Agadir und bei Edith Kohlbach schüttelt er ein wenig bedenklich den Kopf. Bevor ich mich aber mit den beiden verratsche, die in ihrem großen Womo schon seit vier Jahren leben und die weiter in die Westsahara wollen, fahre ich noch eine kleine Radlrunde zur anderen Seite. So liebe ich das – die Umgebung vom Platz per Rad, pedes oder Boot zu erforschen.
Mechaniker Tipp, Wüstentipp und ein kleiner Souk in Ouarazazate werden später notiert, bevor ich mit Leela unser Morgen bespreche. Wir wollen uns ein bisserl mehr Raum geben und tagsüber nicht mehr alles zusammen machen. So verabreden wir uns für morgen, wieder auf dem Platz hier. Essaouira wollen wir jeder auf eigene Faust erforschen. Abends können wir uns dann erzählen, was wir erlebt haben.
Das war mal wieder so ein richtiger Naturtag nach meiner Mütze. Gut so!!!
Globetrottel
Safar