oder hinauf zum allerletzten Ende -dem Womo-Nordkap
und dem König von Steinvag
Mittlerweile kenne ich das ja schon – ein Tag Sonne und dann wieder grau …. diese fiese häßliche Wolkenwand hat sich verdichtet und dem norwegischen kaltem Einheitsgrau zur Vorherrschaft verholfen.
Meine Nachbarn wollen auch nach Gamvik – “ dann treffen wir uns da ja wieder“, verabschiede ich mich und rolle den Weg hinunter.
Ein ödes, sehr ödes und graues Steinfjell erwartet mich und der graue Himmel ist das berühmte i-Tüpfelchen … leer, karg, einsam – nur die Straße windet sich da durch und selbst die Seen sind grau.In scharze Anzüge vermummte Gestalten versuchen ihr Anglerglück. Dazu fegt noch ein eisiger Nordwind. Brrhhh!
Ein paar weiße Womos – man grüßt sich – erhellen die Landschaft nicht wirklich.
Was muß das für ein Leben sein hier oben? Vielleicht sieht es mit Schnee freundlicher aus.Schon öfters habe ich diese Schneemobile gesehen, die aussehen wie Motoräder auf Skiern mit Kettenantrieb.
Weiter unten an den Fjorden wirds wieder freundlicher. Ich rolle durch Mehamn, schau mir den Koljefjord an bevor ich hinter Gamvik zum Leuchtturm am Ende der Welt abbiege. Hier ist nämlich der nördlichste Festlandpunkt.
Ich stelle mich frech an die Seite mit Meerblick, begrüße meine „Nachbarn“ und mach mich auf Schusters Rappen zum König Steinvag. Den gibt es wirklich. Nach einer Stunde komme ich zu einer alten Fischerhütte in der er residiert mit Hund, Seeadlerstand und Besuch aus Holland.
Wir erzählen und ich darf auf königlicher Terrasse sitzen mit Kaffee, Waffeln und Moltebeeren. Die gibts hier, aber heuer nur ganz wenige wird mir erzählt. Es ist zu kalt. Seine kleine Hütte – früher war Steinvag ein richtiges Fischerdorf mit Schule – ist ausgestattet mit Klimbim ,einer Sauna, einem Whirlpool und einem Solarium. So kann er den Winter überstehen.
Und wieder höre ich, daß im Winter der Schnee fast bläulich schimmert und die Nacht nicht ganz schwarz ist, sondern eher wie dunkle Dämmerung. Von den Temperaturen reden wir gar nicht. Er, der Norweger Frank, war im Gemeinderat von Gamvik und hat die Erlaubnis bekommen, die Hütte auszubauen. Drumherum darf er aber nix verändern, weil dies Naturschutzgebiet ist. Für die Seeadler hat er weit draußen einen Landeplatz gebaut und manches Mal kann er sogar Seerobben auf den Felsen liegen sehen.
Die Samen werden von den Norwegern nicht wirklich gemocht. Sie lassen ihre Rentiere überall grasen und „die fressen uns aus den Gärten unser Gemüse auf“… und das Rentierfleisch, so wird mir versichert, ist trocken und hart, nicht so schmackhaft wie Wildschwein.
Nach einem Stündchen verabschiede ich mich und wandere über Felsen und Klippen an den Buchten entlang zum Brummeli. Ich treffe noch den „Abt von Gamvik“, ein Freund vom Goldwäscher und evangelischer Pastor und auch eingefleischter Norwegenfan. Vor allem ist er dankbar, dass er noch lebt, denn er hatte schwarzen Hautkrebs, den er besiegt hat, trotz tausend Metastasen im Rücken. Ein Wunder und so fühlt er das auch.
Ich habe Glück, denn die Sonne schaut ab 10 Uhr hinter den Wolken hervor und dann gibts eine Bilderbuch-Mitternachtssonne und pünktlich um viertel nach 12 zieht das Hurtigroutenschiff vorbei. Das wurde mir erzählt, eins kommt um acht, das andere um Mitternacht. Das Schiff hat eine große Bedeutung und jeder wartet drauf. Denn früher war das ganze Land hier nur mit Schiff erreichbar.
So wird die Nacht zum Tag. Der Sonnenschein wärmt sogar mein Brummeli. Irgendwann weit nach Mitternacht klappen meine Augendeckel zu.
Verdrehte Welt, tagsüber grau und nachts herrlichster Sonnenschein!
GPS: N 71° 05′ 26.2“ E 28° 11′ 18.2“
und nun gehts wieder nach oben- noch nicht mal nasse Füsse hat sie gekriegt!