oder über den Nordkap-Renn-Weg
Richtung Narvik …
Ich habs ja gewußt – leises plitsch-platsch holt mich aus meinem Morgenschlummer. Oh, wie schön war doch die Sonne die letzten drei Tage, muß das denn sein, schimpft es in meinem Kopf. Na gut … so schnell gebe ich ja nicht auf und rolle Richtung Narvik durch große und kleine Tunnels, große und kleine Brücken, stille Fjorde, windige Fjorde, fette graue Wolken und ab und zu ein Wolkenloch und ein lichteres Grau, das fast ein bißchen blau ausschaut. Haben sie doch gesagt, im Norden ist es schöner.
Ich grummele noch ein bißchen vor mich hin, finde Norwegen gerade doof und fahre tatsächlich am Freilichtmuseum von den Samen vorbei. Bis ich das merke, bin ich schon lang vorbei. Hätte ich mir eigentlich gerne angeguckt, aber zum Umkehren ist es mir zu weit.
Bei allen Wässerchen rechts und links der Straße, schau ich, ob ich hineinkomme. Das ist gar nicht so einfach. Die Ufer sind entweder steil, dicht bewachsen, in privater Hand oder sehr steinig. Und auf einen Campingplatz will ich nicht, vor allem wenn das Wetter noch so doof ist.
In der Nähe von Narvik gibts aber einen Stellplatz mit Wasserzugang. Das hat mir die Hamburgerin erzählt. Dort kann ich auch meine kleine Gasflasche wieder auffüllen.
Der Platz liegt idyllisch auf einer kleinen Landzunge im Fjord.
Es ist grau, kühl und windig und ich baue trotzdem das Boot auf und paddele hinaus. Mein Merinoshirt und Leggings sind Wärmekünstler. Ich friere fast nicht – nur meine Füße sind kalt geworden.
Es ist schön draußen und ich merke wie gerne ich irgendwo in der Wildnis bin. Ganz wild ist es nicht, weil oberhalb die alte Erzeisenbahn von Narvik nach Kiruna vorbeirumpelt. Was für eine mühselige Arbeit, die Gleise dort oben in die Felsen zu hauen. Aber was Straßen-, Brücken- und Tunnelkunst angeht, sind die Norweger toll.
Vorbei komme ich noch an einem alten verrosteten Kriegsschiff … überall hat der Krieg hier seine Spuren hinterlassen und immer wieder kann man Mahnmäler besuchen.
Viele Fjorde werden überbrückt, wo früher nur eine kleine alte Fähre ihren Dienst tat und so ist die ganze Inselwelt der Lofoten, Ofoten und Vesteralen ans Festland angebunden.
Finanziert wird das durch die Maut, die sobald das Bauwerk abbezahlt ist, auch wieder abgeschafft wird.
Nach zweieinhalb Stunden bin ich wieder da, genieße auf den Felsen eine Brotzeit und lass mein Boot noch ein wenig trocknen. Am Land ist es nicht so windig und der Himmel wird wieder lichter, fast blinzelt am Abend nochmal die Sonne vorbei.Später kommen noch ein Riesenbrumm und ein Zeltling, aber da sitze ich schon gemütlich drinnen.
Und die Moral von der Geschicht: nicht zuviel Grummeln, sonst fahre ich an den schönsten Sachen vorbei und die Sonne läßt sich doch nicht lumpen …
N 68° 25′ 07.1“ E 17° 46′ 22.5“