Ein schrundiges Flußbett hinter Taghijit

oder Tourigebiet, Bettellei und doch wieder ein romatischer Platz

7.1.

Eine leuchtende Mondsichel lugt zu meinem Fenster herein und die strahlende Venus blinzelt dazu. Ein wunderbarer Morgen im schrundigen Flußbett. Beim obligatorischen Kaffee lasse ich meine Gedanken wandern wohin immer sie wollen. Es ist spannend diesen Geschichten zu lauschen, die sie erzählen. Alte Geschichten, neue Geschichten, letztlich bleiben es Erzählungen, die sich aus den Erfahrungen und Erlebnissen ergeben. Und was ist davon jetzt wichtig, fragt Seelchen? Keine Ahnung. Das Kommen und Gehen, die Wiederholung, das Neue oder ist es immer nur ein anderes Gewand?

 

 

 

 

 

So wie ich unterwegs bin, ein neuer Platz, ein herrlicher Sonnnenuntergang, eine tolle Umgebung. In gewisser Weise wiederholt es sich, bleiben tut die Freude. Die Freude des Entdeckens und Findens, die Freude an der Schönheit der Natur, die Ästhetik der Formen, die Vielfalt der Farben und der Staub hinter mir, wenn ich über sandige Pisten rumpele.

 

 

 

 

 

Wo bin ich da wieder gelandet. Einfach abbiegen und dann zwischen den tiefen Furchen eines trockenen Flußbettes wieder aufwachen. Die Piste, die so gefährlich sandig aussieht ist zwar sandig, aber festgefahren. Zu Fuß erforsche ich, wo ich fahren kann und wo ich bleiben möchte. Letztlich ganz unten im Kies weit weg von der Straße. Viele schöne Plätze gibt es hier. Und morgens um halb acht rumpelt ein Lastwagen vorbei. Wahrscheinlich lädt er hinten irgendwo große Steine. Mal gucken, ob er wieder zurück kommt. Jetzt verstehe ich auch die vielen breiten Spuren hinunter. Die Lichter verschwinden in der Morgendämmerung und ich sehe und höre nix meh

 

 

 

 

 

Von meinem Palmenplatz nahe der heißen Quelle biege ich erstmal hinter Fask Richtung Stausee ab. Eine große Staumauer ist im Bau und der Weg nach oben gesperrt. Dafür eine kleine Sightseeingtour durchs Flußbett mit ein paar schönen Aussichten. Weiter gehts auf der kleinen Straße Richtung Irherm und Taghijit.

 

 

 

 

 

Ich komme dem Tourigebiet näher und somit auch den Kindern, die schreiend und krakelend auf die Straße laufen, Dirham, Dirham rufen oder mit der Geste für trinken, mich zum Anhalten bewegen wollen. Dann kann man vielleicht doch noch was abstauben. Verstehen tue ich es ja, aber unterstützen nicht. Sie dürfen mit ihrem fast aggressiven Verhalten nicht belohnt werden. Hier im Antiatlas hat die Initative des Königs also noch nicht so viel genutzt. Zutiefst eingeprägt ist, das man ausländische Fahrzeuge anhalten kann, um was zu kriegen. Vorsichtig rolle ich an ihnen vorbei. Irgendwo bleibe ich zwecks Fotografieren stehen und schon sind drei oder vier Mopedfahrer da. Ich fotografiere nicht und fahre weiter. Das ist das Marokko, das ich von vor vier Jahren kenne.

Ich habe keine Lust auf dieses gedrängt und bedrängt werden. Die Ruhe abseits ist tausendmal schöner. Und was heißt das jetzt für meine Route? Doch nochmal zurück ans Meer und dann quer hoch und in einem großen Zickzack zurück. Mal gucken. Wenn kleine Zuckelstraßen durch kleine Orte führen ist das Kindergeschrei vorprogrammiert. Weit weg von Siedlungen habe ich allerdings meine Ruhe so wie hier in den Furchen und Schrunden des Flußbettes. Der Lastwagen ist nicht zurückgekommen, dafür leuchtet die Morgensonne zu mir herein. Ein schöner langer Morgen!

 

 

 

 

 

Und all den Demonstranten heute wünsche ich ganz viel Glück! Die Unzufriedenheit der Menschen mit unserem Regime bekommt ein Gesicht, bekommt einen Namen, muß sich frei äußern dürfen, damit wir das Ruder wieder in die Hand nehmen können.

Realität statt ideologischer Verblendung, Menschlichkeit statt vorprogrammierte KI und Miteinander statt Gegeneinander.