Felsige Schrunden eines trockenen Flußlaufes

oder Naturskulpturen hinter Icht und Morgengeblubber

 

10.12.


Ich wache auf auf zwischen kiesigem Sand, kleinen Sträuchern am Rande der zerklüfteten Wadiwelt, eingerahmt von hohen kahlen Berggipfeln. Kurz hinter Icht gibt es die Piste zum Staudamm und vielleicht weiter nach Foum El Hassane. Einst war hier wohl mal ein See. Mit dem Staudamm erhoffte man sich länger Wasservorräte in dieser trockenen Gegend. Jetzt formen dicke Lehmplatten ein Naturmosaik in ockerbrauner Welt. Bäume wachsen am Seegrund und Ziegen finden was zum Knabbern.

 

 

 

 

 

Brummeli findet einen guten Platz auf festem Grund. Ich laß mich einfangen vom Zauber der Steinskulpturen, durch Wasser und Wind geformt und wandere durch zerklüftete Landschaft. Welche Wassergeister wurden wohl von den Sandfeen vertrieben? Und welche Rolle spielt der Wind, der das Land in seinem festen Griff hat? Er nimmt auch das letzte Tröpfchen in seine weiten Fänge und trägt es weit, weit weg.

 

 

 

 

 

 

 

Zurück bleibt der ewige Sand, der fest geformt die Erinnerung an den Fluß aufrecht erhält.

Ich bin mal wieder philosophisch gestimmt hier heute morgen. Das ewige Kommen und Gehen, das Geboren-werden und Sterben, die große, große und die vielen kleinen Veränderungen, die unser Leben ausmachen. Wir wandern hindurch, halten fest an diesem oder jenem, glauben den Stein des Weisen gefunden zu haben, nur um einige Zeit später zu entdecken, das es eine Fatamogana war. Und von diesen gibt es viele. Kann man wirklich irgendwann hinter die Dinge schauen? Wenn es eine Essenz des Lebens gäbe, wie schaute sie wohl aus? Könnte man sie beschreiben, anfassen, spüren, erleben? Könnte man sie benennen oder bleibt sie im Dunkel des Nichtwissens verborgen? Es ist vielleicht die große Frage nach dem Warum – warum leben wir eigentlich, wandern durch alles hindurch. Mal mehr glücklich, dann weniger. Mal im tiefen Leiden und dann wieder froh und hoffnungsvoll.

 

 

 

 

 

Ist es letztlich nicht immer wieder ähnlich, nur die Form und unsere Ausdrucksweise ändert sich. Wie oft erleben wir Abschiedsschmerz in den verschiedensten Ausprägungen? Wie oft erleben wir Liebe auch wieder in unterschiedlichen Formen? Unser Streben oder unser Wunsch nach ganz einfachen Glück, ist das die Leitschnur durch jedes Leben? Und was ist dann Glück wirklich? Kann man eine Antwort darauf finden oder ist es eine Ahnung, ein Gefühl für den Hauch eines Moments.

 

 

 

 

 

Was ist es das uns antreibt weiter und weiter zu gehen auf dieser Lebensschnur, die so viele umfaßt? Manchmal wird mir selber ganz schwindelig vor den Gedanken, die plötzlich auftauchen und gedacht werden wollen. Ist das die Weite der Wüste? Oder einfach nur mein innerer Drang den Dingen auf den Grund kommen zu wollen.

Wenn es nix mehr zu suchen und zu finden gibt, weil alles da ist, ist dann Stillstand?

 

Genug Philosophie für heute. Brummeli bleibt hier nicht stehen, sondern schnurrt weiter mit mir Richtung Südwesten. Ganz, ganz weit in der Ferne höre ich so ein leises Raunen, fast wie ein Rauschen.

Das Meer ruft schon ganz leise!