oder über die Berge hinunter in die Niederungen nahe bei Katerini
3.7.
Dunst liegt noch über dem Meer, das gleichmäßig daher rollt. Das letzte Fischerboot ist davon getuckert und der runde goldgelbe Mond hat sich in meinem Rücken verabschiedet. Kugelrund und dunkelrot kam er gestern abend vor mir aus dem Meer empor gekrochen und hat seinen langen Weg über den Nachthimmel angetreten. Und jetzt steigt vor mir die rotglühende Sonne aus dem Meer, die ihr Tagewerk beginnt. Ein Schauspiel der besonderen Art.
Und ich mitten drin. Brummeli hat sich an einen Sandstrand verzogen, beliebt bei den Wochenendlern. Diverse Hinterlassenschaften in Form von Flaschen und Bierdosen wollen eingesammelt sein, bevor ich mich niederlasse. Sandstrand pur, das Wasser nicht ganz so klar, wie bei den Kieselsteinen. Ein ausgiebiges Schwimmerli folgt. Weit und breit kein Menschlein, trotzdem ich an der „Golden Beach“ nahe Katerini bin.
Wo kam ich denn her? Von den Göttern, vom Olymp, diesem hohen Berg auf dem sie thronen und gnädig oder auch nicht so gnädig hinunter in die Niederungen schauen und das Treiben der Menschen beobachten. Schauen sie immer noch von da oben herunter? Nur wir mit unseren Menschenaugen können sie nicht sehen?
Schlagen sie ihre Hände über den Kopf zusammen, ob des Irrsinns, des Wahnsinns, ob des Übermutes und der Dekadenz, die uns selbst in den Abgrund reißt oder reißen will? Greifen sie ein in unser Menschengeschick oder lassen sie uns tun, nach dem Motto jeder ist seines eigenen Glückes oder auch Unglückes Schmied?
Was weiß ich schon? Ziemlich wenig angesichts dieser hohen Herrschaften, die von weit weit weg beobachten? Sind wir Menschleins nur Rädchen in einem viel viel größeren Getriebe, aber ohne jedes einzelne Rädchen würde das Getriebe stehen bleiben? Welchen Platz nehmen wir ein und gibt es so etwas wie eine „größere Aufgabe“, eine Art Bestimmung oder sind diese Gedanken nur Teil einer großen Fatamogana, die dem Leben Sinn geben soll?
Wie schon so oft stehe ich vor diesem großen Menschheitsrätsel und komm an die Grenze meines Verstehen könnens. Wo kommen wir her, wo gehen wir hin? Folgen wir einem unbewußten Strang, der uns diese oder jene Entscheidung treffen läßt? Die Tiefe unseres Bewußtseins ist so unendlich und können wir überhaupt einen Hauch davon erahnen, was dort schlummert? Vergleichbar mit den unentdeckten Tiefen des Ozeans. Und stiegen wir hinab, würde es uns so zerschmettern wie die Menschleins auf dem UBoot Titan, das dem Druck der Tiefe nicht standhalten konnte?
Da unten in der Tiefe oder da oben bei den Sternen gibt es andere Bedingungen, die wir als Menschleins nur ahnen können, die sich aber vielleicht trotzdem auf unser ganz normales irdisches Leben auswirken. Was weiß ich schon! Und könnten wir, könnte ich, ein Wissen darum überhaupt aushalten? Was würde sich dann im Leben, in der Lebensführung verändern? Meine Neugier und mein Forschergeist ist unermüdlich bei seinen Fragen-stellen und dem Versuch Antworten zu finden, wohlwissend das diese nur begrenzt sein können. Das liegt in der Natur des Menschen.
Zurück in die normalen Niederungen meines Daseins. Ich will ein bißerl Strecke machen und so schnurrt Brummeli relativ lang auf großer Straße dahin, bis ich zum Olymp abbiege. Hier oben gäbe es viel zu sehen und zu erforschen. Das meint auch eine Schildkröte mitten auf der Straße. Behutsam setze ich sie an den Wegesrand. Sie schnaubt ein wenig, aber streckt dann schon wieder ihren Kopf neugierig hervor. Ein paar Fotos im Vorbeigehen, bevor ich hinunter zum Strand rolle. Gut ist es hier. Ich staune eigentlich jedes Mal, wenn ich wieder so einen Platz finde, an dem ich bleiben kann mit Blick in die Weite und weg vom normalen Getriebe. Einfach meinem Rhythmus folgen ist da die Devise.