oder der Weg ist das Ziel – von Sotorianika hinauf nach Altomira
19.6.
Strandidylle pur. Die junge Sonne ist gerade über die Berge gekommen, das Wasser umspielt die Kiesel und die Menschleins schlafen noch. Stühlchen in den Sand, Sonnenschirm dazu, damit ich auf dem Display etwas sehe und dann zum Morgenschwimmerli. Ein Hahn kräht in der Ferne, ein paar Hunde unterhalten sich und ich tummel mich im Wasser. Der Himmel blitzeblank strahlt mit der Sonne um die Wette. Ist das schön – ein toller Morgen, ganz nach meinem Gusto. Genau dafür bin ich gestern nochmal hierher zurück gekommen zum Strand Velika vor Karlamata.
Auch wenn „mein Platz“ von den Österreichern mit ihrem Pössl besetzt wurde, finde ich kurz davor auch noch eine tolle Nische. Geht doch, bin sogar näher am Strand. Sie winkten mir gestern beim Fahren freudig zu und witterten ihre Chance. (Hätte ich ja auch so gemacht, wenn ein guter Platz frei wird.) Sie haben wohl einen schönen Strandtag verbracht.
Mir ist nach Bewegung und da gibt es den uralten Eselspfad, der Biliovos kalderimi, hinauf zu einem Kircherl, steil hinauf! Fünfhundert Meter hinauf! Er wurde von Hand gebaut vom Dorf Sotirianika hinauf nach Altomira. Vom Dorf sehe ich nichts, vielleicht hätte ich noch den größeren Feldweg weiter hinauf laufen sollen. Mir reicht es aber, ich muß ja auch alles wieder zurück. Steil über viele Felsstufen windet sich der Pfad hinauf in die Berge.
An jeder Ecke ein toller Ausblick. Gemählich steige ich auf, Schritt für Schritt. Heute ist der Weg das Ziel im wahrsten Sinne des Wortes.
Vielleicht ist der Weg, den wir in der Welt gehen ja auch das Ziel – der Weg der Veränderung, des Zusammenbruchs und Neuwerdens. Der Weg, der Orientierungslosigkeit in einer unübersichtlichen Informationsflut, bei der man die Wahrheit von der Lüge oft kaum unterscheiden kann. Zu raffiniert die Deepfakes, zu verwirrend die sich immer widersprechenden Aussagen. Vielleicht ist es ja auch der Weg von der Fixierung auf das Materielle hin zu einer Art geistigen Welt, in der die Leere zwischen den Teilchen viel mehr Raum ausmacht, als die Teilchen selber. Vielleicht ist es der Weg, das wir unsere Körperlichkeit mit seinen Grenzen und Gebrechen als eine Erscheinung erkennen, die wir selbst durch unsere Augen, unsere Beobachtung, unser Fühlen und Denken kreieren. Die ganze Quantenphysik weist darauf hin. Der Beobachter beeinflußt das Beobachtete.
Wohin geht denn dann die Reise? Wenn ich hier draußen im Sand sitze, nur den Wellen lausche und die Stille der Gräser um mich herum wahrnehme, dann fühle ich mich tief innerlich zuhause. Ich liebe die Natur in all ihren Erscheinungsformen. Und unsere Erde hat so viel Schönes und Ursprüngliches zu bieten. Man braucht nur die Augen dafür zu öffnen und den Moment wahrnehmen.
Vielleicht ist das Wesentliche genau in der Leere zwischen den Sandkörnern, den Wassertropfen und der Weite des Horizonts zu erahnen. Dort wo sich die Form, die Erscheinung auflöst und selbst das helle Licht nur noch der Abglanz eines Irgendwas ist…Wellenplätschergedanken.