oder noch ein Tag zwischen Pinien, Felsen und Gedankenschnipseln
12.6.
Graue Wolken über dem Golf von Korinth und ein paar Regentropfen wecken mich. Der Wind schläft und so haben die Wolken noch das sagen. Macht nix, denn heute habe ich ja eine größere Tour Richtung Norden vor.
Die heiße Sonne gestern genieße ich an meinem Pinien-Platz. Schon in der Früh entschied ich zu bleiben, zu lauschig und schön hier. Es erinnert mich an einen Miljetplatz vor Jahren in Kroatien. Ich lass mir Zeit, ein bißerl Wäsche baumelt im Wind, Tisch und Stühlchen mit Sonnenschirm steht auf „meiner Terrasse“. Gedanken sortieren, Buchstaben für das Gestern finden und ein bißerl den Nachrichten nachspüren.
Chaos wird weiter produziert und … was wirklich passiert weiß ich nicht, so lange ich nicht vor Ort bin. Ich kann mir nur ein Bild aus den verschiedenen Informationen zusammensetzen und ob das Bild stimmt ist ein großes Fragezeichen. Letztlich lasse ich auch hier mein Bauchgefühl für mich entscheiden. Ob dieses Bauchgefühl sich aus Wünschen und Hoffnungen oder aus Ahnungen und logischen Schlußfolgerungen zusammensetzt, kann ich nur in fiseliger Kleinarbeit in mir selber recherchieren.
Was lenkt mich? Warum denke ich dies so und nicht anders? Warum glaube ich dies und anderes nicht? Es ist immer wieder ein tiefes Hinterfragen von den Informationen und meinem eigenen inneren Einstellungen. Je mehr ich mich in meiner Tiefe verstehe, je mehr ich mein eigenes warum, wieso, weshalb ergründe, desto besser verstehe ich meine Meinung. Je mehr ich meine eigenen Werte und Wichtigkeiten erkenne, desto einfacher fällt es mir Resonanzen davon im Außen zu finden. Und je mehr ich Richtung Wesentliches forsche, desto näher komme ich vielleicht meiner Bestimmung, die nur ich für mich selbst erkennen kann.
Ich lausche einem hochspannenden Interview mit Peter Fenwick, einem Neurologen, Psychiater und einem Pionier in der Sterbeforschung. „Was beim Sterben wirklich passiert“. Es ist nicht wirklich neu, was er erzählt, aber so gut auf einen Punkt gebracht. Letztlich geht es um das große, große Loslassen.
Wenn wir keine Angst mehr von diesem Übergang, dem Sterben haben, wenn wir keine Angst mehr vor dem Verlust unser Identität und unseres Körpers haben, sondern freudvoll dem Neuen entgegen gehen können, dann sind wir nicht mehr erpressbar. Und was immer auch mit den Menschen passiert – das Menschsein ist eine Ebene, unser Bewußtsein die andere. Und wenn wir erkennen, das Bewußtsein weiter geht, dann kann die körperliche Endlichkeit uns nicht mehr so ängstigen und uns zu wahnwitzigen Handlungen zwingen.
Ein paar Autos rollen zum Leuchtturm. Da muß ich doch mal nachschauen. Also gut zusperren und losmarschieren. Es ist nicht weit und ich staune nicht schlecht über die malerische Bucht da unten. Es ist Sonntag und die ersten Badegäste sind schon da. Mein Badeanzug baumelt im Brummeli. Alle kleinen und größeren Trampelpfade über die Felsen zum Leuchtturm werden gegangen und gekraxelt. Die Ausgrabungsstätte einer Burganlage inspiziert, alte Brunnen und Höhlen erforscht. Dann wieder zurück und hinauf zu dem Kirchlein am Berg oberhalb von mir. Weiß-blaue Stufen und eine Glocke summt leise vor sich hin.
Nun weiß ich all die Pfade hier am Cape Ireon und lasse meinen Blick zurück auf den Peleponnes mit seinen hohen Bergen schweifen. Viel gäbe es noch zu erforschen und ich komme sicher wieder. So manches interessantes habe ich links liegen lassen und doch schon so viele schöne Ecken entdeckt.
Bye, bye Peleponnes und nun gehts mit großen Schritten Richtung Bulgarien.