oder ein Felsengrab und ein heiliger Ort für die innere Reise
21.9.
Guten Morgen du lecker beige braunes Schafland zwischen den Steinwelten, die imposant auftauchen und mich so beeindrucken. Das ist Rhodopenland.
Guten Morgen ihr rotbraunen Felsen, die verstreut und markant herumliegen aus uralten Zeiten. Guten Morgen du alte Welt von damals, als sie ihren Kult huldigten, sich im Schutz der Steine versammelten, Gericht hielten, die Götter um Gerechtigkeit baten und so manches Opfer brachten, in der Hoffnung alles wird gut.
Sind die Zeiten von damals so anders wie heute? Die Art des Kultes hat sich verändert, die Götter haben andere Namen bekommen, aber die Hoffnung ist die Gleiche – der Wunsch, das alles gut wird. Der Weg dahin wird unterschiedlich gesehen, die Geduld ist individuell verteilt und die Angst gibt so oft den Takt vor.
Ich bin auf einem besonderen Stück Land, so fühlt es sich an. Wandere von alten Kultstätten, zu noch älteren Steinformationen. Rolle auf und ab durch ein Fleckchen Erde, das sich fast „heilig“ anfühlt, besonders und bedeutungsvoll. So nehme ich mir viel Zeit.
Der erste Weg führt nach Tatul, einem alten Tempel von vor über 6000 Jahren. Eine uralte Kultstätte aus der Bronzezeit. Oben im Fels, geschützt von dem Halbrund , ein Platz für den Sarkophag, einer nach Süden und einer nach Osten ausgerichtet. Drumherum Steine für Opfergaben, Plätze für rituelle Handlungen, große und kleine Nischen.
Ich verweile oben – hocke eine Zeit in der Nische – Gedanken über Leben und Tod kommen, der Abschied vom Körper, der Abschied vom Geist, der Abschied von dem normalen Ich-bin. Andere Menschleins kommen, ich klettere zurück.
Welche Gedanken hatten die Menschen wohl damals, welche Sorgen, Ängste und Nöte, was hat sie gefreut und ihr Leben so sinnvoll erscheinen lassen? Ich glaube diese existenziellen Fragen gibt es zu jeder Zeit.
Mein nächster wirklich interessanter Halt ist Harmankaya – eine imposante Felsformation. Auffallend ist das geschützte Halbrund im roten Fels. Wurde es von Menschenhand geschaffen oder hat die Natur hier einen Landeplatz für die Seele eingerichtet?
Ein großer Platz im Fels, der meine Fantasie anregt, was sich hier in den Jahrtausenden wohl abgespielt hat. Es fühlt sich wie ein alter schamanistischer Ort an. Vielleicht konnten hier Menschleins mit den Ritualen eines Weisen in Welten reisen, in denen sie Antworten auf ihre Fragen bekamen? Ob sie die Antworten gleich verstanden ???
Der Platz lädt ein zum Verweilen und Hinspüren. Die Steine geben Schutz, wenn die innere Reise holprig wird.
Auf der anderen Seite des Halbrunds ist der Abgrund. Tief hinunter geht es zum Fluß, der jetzt versiegt ist. Ein kleiner Weg führt drumrum. Spannend diese Steinwelten und mein mystisches Ich wird berührt und angeregt. Wortlos gehe ich von dannen und wie so oft, kann ich erst beim Schreiben mein Erleben auch für mich selbst faßbar machen.
Zeit sich einen Übernachtungsplatz zu suchen, den ich nahe einer türkischen Kirche finde, die aber verschlossen ist. Mitten drin in dieser braunbeigen Landschaft, umgeben von so guten Plätzen kann ich bleiben. Die Sonne verschwindet hinter mir und in Wolkenschleier gehüllt taucht sie morgens vor mir wieder auf. Eigentlich ein Wunder, die Reise der Sonne durch Tag und Nacht.