Kullersteine bei Beglik Tasch

oder in grünen Wäldern und herrlichem Schafland am Ende der Welt

 

16.9.

Am Ende der Welt, auf weitem Schafland über kantigen Klippen hoch über dem ruhigen Meer, das gleichmäßig anrollt. Die rote Sonne ist aufgegangen und scheint schon warm in mein Womo. Ein Fischer tuckert gemählich die Küste entlang. Am Abend höre ich Wölfe heulen und der Morgen begrüßt mich mit den Wortfetzen. Bleib doch!

 

 

 

 

Es ist ein wunderbarer Platz hier oben am Ende von Bulgarien bei Rezovo. Da hinten ist schon die Türkei. Lange führt die kleine fast einspurige Straße durch dichte Wälder und Buschwerk. Weiter vorne platte Felsen, hier hinten die kantigen Klippen. Kletterer können den Wasserfall hinunter. Auch wenn jetzt kein Wasser plätschert, dreh ich um.

Eine junge Graphikdesignerin arbeitet emsig an ihrem Laptop im Schatten von ihrem Jeep. Ihr Freund ist mit der Harpune im Meer unterwegs und sie erklärt mir den Weg zum Strand. Ich bin vom Trampelpfad zu früh abgebogen. Sie kennt diesen Platz schon lange und kommt gerne hierher zum Arbeiten. Homeoffice macht es möglich und die Felsenkulisse inspiriert sie, genauso wie mich. Was für ein schöner Platz!!!! Seelchen baumelt lustig im lauen Wind und Füßchen trappeln über abgefressenes Gras, das rot-gelb in der Abendsonne schimmert.

 

 

 

 

Und gestern, der Morgen vom Gestern. Ich wandere den Pfad hinunter, kraxel ein bißchen über runde Steine und Felsklippen, dann steh ich am Strand, den ich von oben sehe. Ein bulgarisches Päarchen hat es sich gemütlich gemacht. Hier ist FKK angesagt. Sie zeigen mir den Kieselweg zwischen den glitschigen Steinen. Ich schwimme eine Runde und bekomme von ihnen ihre Taucherbrille, um Fischleins zu sehen. Ein kleines, schön braun-gelb-weiß Gestreiftes kreuzt meinen Weg.

Wir ratschen miteinander und sie erzählen von ihrem Papa, Dumata, der, der in den Nebeln zuhause war. Jahrelang kam er hierher. Die Dorfleute mochten ihn, es war sein magical Platz. Seit ein paar Jahren ist er auf der anderen Seite, doch Tisch und Stuhl stehen bereit, ihn einzuladen, ein wenig zu verweilen auf seiner Reise fernab von Raum und Zeit. Manchmal schimmern silbrig im Sonnenlicht die unsichtbaren Reste seiner Asche über den Wellen.
Das ist Leben hier draußen im Nirgendwo.

 

 

 

 

Auf zu den Kullersteinen, Kullersteine und riesige Felsen, die hoch oben auf dem Berg bei Beglik Tasch bunt verstreut umeinander liegen. Ein beliebtes Ausflugsziel. Ich stromere  umeinander und laß mich einfangen von Felsen, eingebettet in grünen Eichenwald und vielen Mücken.

 

 

 

 

 

So als ob ein Riese hier Billiard spielte oder die Mächte der Natur das Gestein fast wahrlos durcheinander wirbelten. Die Reste sind stehen geblieben und lassen der eigenen Fantasie viel Raum. Ob Elfen oder Zwergleins hier zuhause sind, kleine Gnome, die frech grinsend hinter der nächsten Ecke lauern oder zarte Feen, die hauchdünn durch die Felsenge schlüpfen?

 

 

 

 

 

Bis hinunter zum Meerblick streife ich umeinander und treffe deutsche Biologen, die auf der Suche nach Schlangen und Reptilien sind. Steine werden vorsichtig gelüftet, denn es könnte ja auch ein giftiges Viech dort wohnen. Gut ausgerüstet mit bißfesten Schuhen und Handschuhen sind sie unterwegs. Ich streife mehr auf festem Pfad, der aber auch nur für Menschenfüße begehbar ist, nicht für Brummelis.

 

Zurück rolle ich das kleine Sträßlein, über Feld und Wiese hinunter zu diesem Platz. Einfach nur wunderschön. Ein langer Ratsch am Telefon, sozusagen ein gemeinsames Abendessen rundet den Abend ab und heute morgen ruft es in mir. Bleib doch noch! Warum nicht?