oder von Gore Bay über die Alpen ins Goldgräber-Valley Slap Hut Creek
31.Dezember
Es kam keiner und ich konnte so ruhig auf meinem Platz schlafen. So gegen 19 Uhr gestern abend tauchte nämlich die Camping Managerin auf und sagte, oh, der Platz sei reserviert. Wenn die kommen, müßte ich mich zwischen die anderen quetschen. Darauf habe ich natürlich keine Lust. Ich warte und schmiede B und C Pläne. Keinen von denen brauche ich, denn die Leute tauchen nicht auf. Was war da wohl mal wieder für eine Kraft am Werk. Ich staune! In der Früh ahne ich ein bisserl, daß diese Kraft auch das Wetter ist, graue Wolken zischen am Himmel entlang und ein ungemütlicher Winde fegt durch den Wald.
Ja, was wünscht du dir eigentlich fürs Neue Jahr, frage ich mich in der Früh mit heissem Kaffee in der Hand.
Und ich bin überrascht über so eine klare Antwort, die ganz von alleine aufsteigt -ja, ich möchte gerne wieder mit jemanden oder jemandin mein so verrücktes Leben teilen – jemand, der oder die genauso viel Freude an der Natur und der Ursprünglichkeit hat, jemand, dem das Äußere nicht so wichtig ist und und und …. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet und bin baff … Noch nie habe ich das seit dem Tod vom Latzki so gefühlt. Ich glaube, ich habe hier in Neuseeland einen guten Platz für ihn gefunden – hier kann ich ihn lassen und gut aufgehoben fühlen ….ein kleiner frecher Kiwi! Boa …. das ist ja ein Gedanke ….
und dieses Land fasziniert mich immer mehr und ich gewöhne mich so langsam an diese Wahnsinns-Natur. Anfangs war ich fast überwältigt von dem Ganzen hier und jetzt ist es immer nur wieder staunen, staunen und ganz viel Freude.
Um 8 bin ich startklar und will in die Berge mit einer „Internet-Empfangs-Pause“ für mein Geschreibsel. Noch sind es nur Wolken, die über mich hinwegfegen und das Womo wackeln lassen. Ich ahne nichts Gutes und fahre gradewegs auf eine rabenschwarze Schlucht zu.
Und dann gehts auch schon los – Neuseeländisches Sauwetter … es prasselt auf mich nieder – alle Schleusen sind geöffnet und die Straße entwickelt sich zur Wasserfall-Strasse. Die Abflüsse sind aber so gut gemacht, daß es keine Überschwemmungen oder Seen gibt. Jetzt weiß ich auch, warum hier der Regenwald so gedeiht.War es auf der Ostseite noch trockene, fast dürre Graslandschaft, so ist es hier ein gelbgrün bemooster Regenwald. Fasziniert bleibe ich stehen und nehm diese, fast mystische Stimmung wahr. Irgendwann ziehen nur noch
Nebelschwaden durch diesen verwunschenen Wald und aus den Baumwipfeln raunt es …..
Fast bleibe ich bei meinem Schlenker zur „Brücke in den Zauberwald“ stecken, aber gottseidank nur fast.
Es wäre ein potentieller Übernachtungsplatz gewesen, aber ich bin froh, wieder auf der Straße zu sein.
In Reefton – eine kleine alte Goldgräbersiedlung gibts Live-Musik am Abend.
“ You want some really big nugget, get your bowl and turn left „, tönt es aus meinem Tourism-Radio… und ein paar km weiter sehe ich den Wegweiser zur Slap Hut , einer alten Goldgräberstätte, die jetzt zu einem Doc Camp umfunktioniert ist. Man darf schürfen!….
Boa, ist das schön hier, direkt am wilden Fluß, jedes Womo hat eine kleine Nische und für die Mücken habe ich mein Bushmanns… Zwei „Kiwi-Menschen“ und zwei Kiwi-Vögel begrüßen mich. Letztere machen sich gerade über einen Apfel her. Sie sind gar nicht so scheu, bis auf ein paar Meter darf ich ran.
Einmal kurz auf den wilden Goldgräber-Steig, der tief in den Regenwald führt und tatsächlich treffe ich einen verwegenen Kiwi, der mit Schale sein Glück versucht. Ist sein Hobby, sagt er und verschwindet im Wald. Und ich verschwinde in meinem Womo, da sich wieder so ein paar fette Moorschweine am Himmel breit gemacht haben.