oder auf der Nordseite vom Oued Draa
24.2.
Und anstatt brav auf Aspalt zu rollen, ist meine Neugier viel zu groß. Auf der Herfahrt hatte ich die Piste 1308 gesucht und war dann bei meiner rumpeligen Strecke gen Asrir gelandet. Was für eine gute Vorbereitung für all meine Pistenabenteuer.
Von der Palmenoase fahre ich den kleinen Rundkurs der Pistenkuh. Hier Richtung M’Sied und Zag ist die Bergwelt, steinig kahl und braun. Der Wind pfeift mir immer noch um die Ohren. Irgendwo habe ich gutes Internet und lade Blog hoch. Brummeli wird in Tan-Tan ordentlich mit Wasser und Seife abgerubbelt und glänzt für zwei Minuten. Die Luft ist noch viel zu staubig und sandig. Frisches Brot und dann geht es auf die N 1 Richtung Guelmin bis zum Abzweig nach Irgendwo.
Irgendwo steht natürlich nicht auf dem Schild sondern für mich unlesbare arrabische Schriftzeichen. Maps Me verrät mir, dass es der richtige Abzweig ist, die Piste 1304. Irgendwann landet sie nach gepunkteten Wegen auf der 1308 , die ab Tighlite asphaltiert ist. Ich habe so viel gelernt und kann so viel besser einschätzen, was geht und was nicht und trau mich einfach mehr.
Also Brummeli schnurr, entlang der Kakteenfelder und vorbei an vereinzelten Häusern. In der Ferne seh ich eine weiße Moschee. Aber da muß ich nicht hin, das führt zurück zur N 1. Also sag ich Maps Me ich will Richtung Tighlite und siehe da, eine große blaue Linie zeigt mir welche Punktpisten ich fahren muß. Sie sind gut sichtbar und ausgebaut. Über freie Fläche und dann hinauf in die Berge und steil hinunter. Alle Oueds sind betoniert und sogar ein paar Steinpfosten. Auf der anderen Seite eine grüne Oase und im Hintergrund die Burg Draa, die aber Baustelle ist . Dahinter beginnt die 1308 der ich folge.
Jippijei ich hab es gefunden und es war ganz einfach, viel einfacher als meine Rumpelpiste am Anfang, auf der ich aber gelernt habe, Oueds zu fahren. Boah ist das schön, ich fahre wieder durch so weite Landschaft, in der mein Herz jubelt. Irgendwo finde ich etwas abseits am Berghang mein Übernachtungsplatzerl. Der Wind hat endlich nachgelassen und ist deutlich weniger geworden. Ich kann sogar draußen sitzen und telefonieren. Noch ist der Himmel bewölkt, aber dieses Sandsturmwetter ist vorbei und macht dann wieder einem sonnigen Hoch Platz.
Und weil ich gutes Internet habe surfe ich ein bißchen und informier mich mal wieder, was so in der Welt sonst passiert. Hier in meiner Nixlandschaft, in dem Nirgendwo vereinfacht sich das Leben. Wo ist der Weg, wie ist der Weg. Welche Herausforderungen sind zu meistern und wo ist ein gutes Platzerl zum Rasten. Der Weg ist das Ziel, eine Aussage aus dem Zen-Buddhismus, der auf mein Leben hier draußen hundertprozentig paßt.
Es geht mir nicht um vorgefertigte Routen mit Besichtigungen und Touriattraktionen. Meine Route selber zu finden, durch fast unberührte Landschaft zu laufen, die Schönheit im Moment zu erleben und in die Einfachheit oder das Wesentliche einzutauchen, das verfolge ich. Der Mut, den ich hier lerne ist auch der Mut meiner eigenen inneren Stimme zu folgen.
Ein bißchen fühlt es sich an, wie ein Retreat auf dem ich unterwegs bin – und der Sinn liegt wohl darin die eigenen Tiefen auszuloten, das tiefinnere Glück zu finden und in der Zufriedenheit des Moments zu verweilen. Sich der unbewußten Prägungen und Muster bewußt zu werden und Stückchen für Stückchen loszulassen, das was nicht mehr gebraucht wird. Der Mut, meinen ganz eigenen Weg zu gehen, unabhängig von Konventionen ist wohl das Motto dieser Marokkozeit. Und das, was sich im Außen entfaltet ist der Spiegel für mein Inneres und umgekehrt.
Vordergründig ist es eine Reise durch die so beeindruckende Landschaft, unbekannt, wenig begangen. Dahinter finde ich fast unbekannte und wenig begangene Pisten meiner Innenwelt, die genauso faszinierend sind, wie die im Außen. Und noch weiter dahinter??? Das wird sich zeigen. Spannend und mit viel Neugier wandere ich so weiter.