oder eine fotogen beleuchte Felsenwelt und tiefschwarzes Dunkel
21.6.
Wind streicht über die Donau, die Vögel zwitschern ihr Aufwachlied und der Kaffee gluckert leise vor sich hin. Die Sonne krabbelt hinter mir hoch und der alte Olivenbaum neben mir wispert leise: Hey, aufwachen du Schlafmütze.
Längst sitze ich draußen auf meinem Stühlchen und träum noch ein bißerl vor mich hin. Ist das schön einfach so im Tag anzukommen. Nix drängt, nix muß sein, alles darf sein.
Nach langer Fahrt gestern komme ich hier auf den Donauwiesen in Rumänien an. Was für ein netter Empfang. Ich fühle mich willkommen. Einmal ins Auto schauen, ob ich irgendwas schmuggele, Zigaretten oder Alkohol. Sie bewundern mein Haus auf Rädern. Zu viert stehen wir draußen. Ich bin alleine an dieser Grenze.
Ursprünglich wollte ich Viding fahren. Eine lange Schlange LKWs wartet schon. Gibt es nicht eine PKW Spur? Nein die gibt es nicht. Rückwärts, wenden und dann eben doch über Serbien. Und hier bin ich ein bißerl frech. Vier LKWs vor mir. Die Spur für PKWs mit einem roten Hütchen gesperrt. Ich fahre einfach ohne lange nachzudenken hinter den Ersten, der schon fast fertig ist. Hinter mir Gemurre.
Die Grenzerin kommt heraus, schaut ins Auto, ob sich kein anderer hier versteckt hat und in fünf Minuten bin ich abgefertigt. Ich glaube die LKWs haben mir verziehen. Sie blättern die Autopapiere durch, gucken ein bißchen ungläubig und dann die obligatorische Frage, wo ich hin will. Antwort,- nach Rumänien. Aber sie kommen hier nach Serbien, jaaa, aber der Stau in Viding. Sie lassen mich ausreisen und das gleiche Procedere bei den Serben. Nach ca. 20 km bin ich wieder an der Grenze, diesmal wirklich nach Rumänien.
Die Freundlichkeit der Rumänen, das Willkommen heißen und mir eine gute Fahrt wünschen ist schon beeindruckend. Kurz vor Viding hatte ich mir noch per Internet die rumänische Maut besorgt. Es ist schon nachmittags.
Der Tag hatte mit zwei den zwei Höhlen begonnen. Die eine wild, dunkel mit piepsigen Fledermäusen, die andere fotogen zivilisiert beleuchtet. Was für ein Gegensatz: Maguro und Kozarnika. Erstere ist ausgebaut, Lichtbänder an den etwas klammen Wegen, Geländer für die rutschigen Stufen und Spots für markante Formationen. Vierzig Minuten wandern wir hier in einer kleinen Gruppe durch das innere der Felsen. Die Höhlenmalereien werden restauriert und sind gesperrt. Es ist beeindruckend, auch mit dem monotonen Singsang der bulgarischen Stimme.
Wie gerne würde ich die kleinen Abseitswege erforschen oder die Leiter hochkrabbeln. Auch um die Ecke soll ich nicht fotografieren. Wenn man hier alleine durchlaufen düfte…darf man aber nicht.
In so einer beleuchteten Höhle sehe ich natürlich sehr viel mehr. Die Größe ist beeindruckend. Vor zwölftausend Jahren haben schon Menschleins hier gehaust. Die Höhle gab Schutz vor Wind und Wetter, Hitze und Kälte und vor allem bot sie viel Platz.
Ein riesiges unterirdisches Dorf? Konnten sich hier Menschen zurückziehen, wenn sie bedroht waren. Nur sie kannten dann die sicheren Gänge. Durch ein Eisentor geht es zurück in die Oberwelt. Schwülheiße Luft und zwei Kilometer Straße zum Brummeli. Es gibt auch eine Touristenbahn, aber ob und wann sie fährt – keine Ahnung.
Die Kozarnika Höhle wartet noch auf mich. Kein Schild kündigt sie an. Brummeli steht krumm und schief am Wegesrand und in gut fünf Minuten bin ich oben. Ein riesiger Höhleneingang. Hier haben Ausgrabungen begonnen, wurden aber eingestellt. Was haben sie gefunden. Die Größe des Höhleneingangs läßt viel vermuten.
Mit drei Taschenlampen tapse ich über lose Steine. Es riecht muffig und in der Ferne höre ich schon das Piepsen der Fledernmäuse. Tiefe Schwärze umgibt mich. Das letzte Licht vom Eingang verschwunden.
Kleine „Steintröge“ auf dem Weg. Ob sich hier Wasser sammelte oder Wasser hinunter lief? Die Wände hoch und der Schein meiner Taschenlampe verliert sich im Gewölbe. Nach nur 200m ist Schluß. Es geht hinunter in eine Art Halbrund. Wie, kann ich nicht gut erkennen. Von dort kommt aber das Piepsen. Wahrscheinlich geht es noch viel tiefer in das innere der Erde hinein. Ich drehe um.
So anders diese Höhlenerfahrung. Hier muß ich mich trauen in tiefe Schwärze einzutauchen. Kurz schalte ich alles Licht aus. So ein tiefes undurchdringliches Dunkel. Huuuuuuh!
Ich bin schon froh, als der erste natürliche Lichtschimmer vom Eingang wieder auftaucht. In dem Dunkel verliert man jegliche Orientierung, bis auf die Füße, die die wackeligen Steine erfühlen. Wenn man nix mehr sieht, noch nicht mal die eigene Hand vor den Augen …
Spannende Höhlenerfahrung, der Abenteuerer findet Gefallen am geheimnisvollem Schwarz – der Ästhet an der tollen Beleuchtung.