oder viele Demos von Querdenken 711 und mein Abschied vom Alentejo
18.5.
Wie schwer mir der Abschied von Portugal fällt, merke ich daran, dass ich den Tag immer noch einmal verschiebe. Es sollte ein Abschiedssparziergang werden und der Platz rief, bleib noch für einen Tag – geniesse noch einen Tag die Sonne und den leichten Wind hier am Meer. Genieß noch dieses Gefühl von relativer Freiheit. Ich weiß nicht, wie ich mich dann in Spanien und unterwegs fühle.
Also setze ich Brummeli nur zwei Buchten oder Klippen weiter, laufe ein bißchen mehr rum mit ein bißchen Wehmut im Herzen. Ich glaube das sind so ein paar kleine Würzelchen gewachsen. Meine Portugalinternetkarte stellt pünktlich um 11.02 den Dienst ein. Ich habe aber noch mein deutsches Netz per Roaming und das reicht mir für die Rückfahrt. Karten wälzen, potentielle Übernachtungsplätze surfen draußen an den Klippen in heisser Sonne! Portugal verarbschiedet sich von mir mit schönstem Sommerwetter.
Meine To-do Liste wird noch ein bißchen weiter geschrieben und dann lese ich mal wieder meine diversen Zeitungen und telefoniere. Was mich freut, ist die Initiative die die Querdenken 711 und die Partei Widerstand 2020 auf die Beine stellen. Eine große Verfassungsklage steht an und es ist nicht nur ein Rechtsanwalt, sondern viele haben sich zusammen getan, unterstützt von Richtern, die nun auf dem nach wie vor funktionierendem Rechtsweg, den Weg über die Instanzen gehen. Es macht mich sehr zuversichtlich. Die Demonstrationen in den Städten nehmen zu. Von überall höre ich Berichte und sie machen Mut auf diesem friedlichen Weg weiter zu gehen.
Wenn wir wieder eine funktionierende Demokratie haben und nicht mehr nur vom Infektionsschutzgesetz regiert werden, dann können geeignete Mittel gefunden werden, um mit Krankheiten umzugehen. Vielleicht – und das wünsche ich mir – kommen wir zu einer neuen Normalität,, nämlich der großen Eigenverantwortung im Umgang mit Krankheit und Tod. Nicht der Onkel Doktor in Weiß hat das letzte Wort, sondern ich selber. Ich kann dann letztlich auch keinen da draußen verantwortlich für mein Wohlergehen machen. Ich muß mich selber um meine Gesundheit und meinen Körper kümmern und entsprechende Konsequenzen tragen.
Schaffen wir es mit dieser Krise zu selbstbewußten und mündigen Bürgern zu werden? Zeigt uns diese extreme Gängelung, das Freiheit wichtig ist, aber auch ihren Preis hat. Aus der Vielfalt der Möglichkeiten, das Eigene zu erkennen und dem zu folgen ist vielleicht nicht immer einfach. Vielleicht werden wir gerade als Volk, als Gesellschaft erwachsen. Darin sehe ich die Chance von Corona. Die Hinentwicklung zu einer freien und verantwortungsvollen Gesellschaft, in der Toleranz und Vielfalt, in der Miteinander statt Profitgier und Offenheit anstatt Besserwisserei regieren.
Der Weg dahin ist nicht einfach. Zuviele alte Denkmuster liegen im Weg, zuviele alte Vorurteile und vekrustete Verhaltensweisen. Einige „meiner Zeitungen“ sind ja verschrien als schlimmste Verschwörer, Wirrkopf oder Spinnermeinung. Häufig finde ich aber genau dort brilliante, hochintelligente Artikel, die mir einigen Stoff zum Nachdenken bieten. Nicht nur faktenmäßig über Corona, sondern auch psychologisch, soziologisch und manchmal herrlich satirisch. Laut habe ich gelacht beim Lesen des Artikels “ Das Schlimmste kommt noch“ . Humor tut gut!
Es lohnt sich nachzudenken in was für einer Gesellschaft will ich denn leben? Einfach nur so weitermachen funktioniert nicht mehr. Der Paukenschlag zu laut und zu heftig.. Vielleicht gehen auch unsere Gedanken weiter. Wie gehen wir mit Geld und dem ganzen System Geld um? Wird dies nicht auch in Frage gestellt, jetzt in der kommenden Rezession. Ein guter Vortrag von Hans-Werner Sinn „Der Corona Schock – die Atempause“ erklärt ein bißchen was auf uns zukommt. Seine Einschätzung von Corona teile ich zwar nicht, aber seine Erläuterungen zu unserer Wirtschaft und den Handlungsmöglichkeiten sind interessant und aufschlußreich. Tja, Eigenverantwortung heißt auch, das man sich informieren muß und letztendlich selber eine eigene klare Meinung bilden muß. Vielleicht eine Herausforderung, sicherlich nicht immer einfach, auch für mich nicht.
Und dann ist schon wieder der Tag vorbei, die Sonne fängt an unterzugehen, der Wind ist ganz ruhig geworden und ein paar Möwen segeln elegant an mir vorbei. Bye, bye du sicherer Hafen Portugal, bye bye Alentejo. Danke das ich hier sein konnte bei den Zistrosen, den Eukas und dem Meer, bei meiner Schwester und dann wieder auf meinem Hügel! Was für ein Glück!