Wandern und Kraxeln in der Alligator Gorge

und in Gedanken bei meinem Mann, der einfach etwas früher vom Ende der Welt gesprungen ist….

30.Dezember

Ich will in der Alligator Gorge wandern, das ist mein Vorhaben für heute.

Und heute ist ein besonderer Tag.

Meine Gedanken wandern nach München in unser altes kleines Häuserl in Bergo-di-Lamo. Draußen war es kalt und drinnen tatest du deinen letzten Schnauferer. Du gibts Obbacht auf mich, waren deine letzten Worte.

Und sie begleiten mich seit diesen 10 Jahren und du hast Wort gehalten. Schon so oft war da ein kleines Helferlein ( wahrscheinlich gar nicht so klein!!!) an meiner Seite in Situationen, die etwas schwieriger waren.

Ich fühle mich so tief verbunden mit dir, auch wenn du jetzt dein ganz eigenes, anderes Leben hast, irgendwo da draußen im Universum, wo Zeit und Raum vielleicht keine Rolle mehr spielen. Und ich wünsche mir, daß es dir gut geht, daß du erlebst, was deine Existenz zur Erfüllung bringt, das Glück und tiefe Freude deine Begleiter sind.
Mit dir durfte und darf ich ein Stück dieser tiefen Liebe erfahren und in mir ist ein so großes Danke.
Weißt du noch, wie wir uns so manches Mal und scherzhaft gefragt haben, magst du mich noch … ja ich mag dich und auch wenn wir uns mal geärgert haben über Widrigkeiten, die ein gemeinsames Leben mit sich bringt, so waren wir uns dieser tiefen Verbundenheit immer bewußt. Zwei Seelen, die zusammen gehören und miteinander ans Ende der Welt gehen und der eine springt früher als der andere.

 

 

 

 

Und weil ich weiß, dass du so gerne an Plätzen standest, wo du weit, weit gucken kannst, fahre ich abends zurück zu meinem Hancock’s Lookout. Im Norden das australische Herz, im Süden das Meer, im Westen karge Küstenlandschaft und im Osten die Remarkables mit der Alligator Gorge.

 

Die durchwandere ich heute auf einem abenteuerlichen Trail.
Tief eingeschnitten durch diese roten Plattenfelsen windet sich der Fluß, der jetzt kein Wasser mehr hat. Der Pfad, über Stock und Stein, Felsen und Baumstämme führt im Flußbett entlang.

 

 

 

 

 

 

 

Immer wieder schaue ich, wo es denn da weitergeht. Irgendein Durchschlupf öffnet sich aber immer wieder in dieser wilden Flußlandschaft. Eine Stunde brauche ich für einen Kilometer. Dann weiter sich das Tal und es geht wieder viele Stufen hinauf. Ich muß mich entscheiden, den langen oder kurzen Weg. Gut, daß ich nicht weiß, dass es fast vier Kilometer über eine Allradpiste nur bergauf geht. Solche Pisten sind schon Herausforderung, obwohl die sicherlich eine der Guten ist.

 

 

 

 

 

Oben am Eagles Point an einen kleinen Löschsee gibts Rast. Mein Sitzbaumstamm ist von kleinen Ameisen bewohnt und so bleibe ich nicht allzu lang. Dann darf ich endlich auf kleinen Pfad wieder in die Schlucht marschieren. Nochmal Felsen- und Steinkraxelei und nach viereinhalb Stunden bin ich einigermaßen k.o. wieder am Ausgangspunkt.
Vor meinem Brummeli macht eine indische Großfamilie Brotzeit und während ich noch einen Liter Kokosnußwasser trinke ratschen wir sehr nett miteinander. Ich spüre meine Beinchen und Zeit ist es auf meinen Platz zu fahren und zu rasten.

 

 

 

 

Ein wunderschöner Sonnenuntergang und wieder einmal zeigen sich die Vorteile von meinem Brumm – mit offenen Fenstern kann der Wind durch und es ist trotz heißer Sonne innen angenehm. Ich dusel ein wenig, überleg für morgen einen Platz, wo es möglichst ruhig ist und geh mit dem Dunkelwerden schlafen.

 

 

 

 

 

Und wenn es mehrere Leben gibt, so frage ich mich, wie viele geliebte Wesen sind da draußen im Universum, die in tiefer Verbundenheit mit uns ihre Existenz feiern und obbacht geben?