oder Weihnachtsgedanken und Pistengerumpel
23.12.
Aufwachen mitten im Nirgendwo, oh wie ich das liebe! Ein paar kratzige Arganbüsche geben Windschutz. Vor mir steinige Weite und hinter mir steinige Weite. Nur ein schmales neues Asphaltband zieht sich durch. Hier am kleinen Wadi bleibe ich. Die Sonne war da und ist schon wieder in ein paar Wolken verschwunden. In der Nacht sternenklar! Das weiße Band der Milchstraße quer über den Himmels-Horizont. Lange sitze ich am Abend windgeschützt an der Tür von Brummeli und gucke zu den Sternen! Unendliche Weite da oben, noch viel unendlicher als hier unten bei den gröberen Sandkörnern.
Da bin ich in meinem Element. Nix muß, nix soll, nix sollte, sondern nur Dasein, eingebettet in die Natur, das ursprüngliche Dasein unserer Erde, unseres Universums.
Es sind genau diese Momente, die mein Leben so erfüllt sein lassen. Nomaden-Momente oder wie ich vor Jahren mal sagte: Albatross-Leben. Er symbolisiert so mein inneres Fühlen. Jahrelang fliegt er einfach weit, weit draußen und fliegt und fliegt und fliegt. Mühelos, denn seine weiten Schwingen tragen ihn durch die Luft über das Meer hinter den Horizont. Nur ab und an kommt er zurück und läßt sich nieder bei seinen Gefährten, denen er treu bleibt. Für eine Weile bleibt er und dann sieht man nur noch seine weit ausgebreiteten Flügel hinter dem Horizont verschwinden.
Und die anderen, all die, die viel mehr verbunden sind mit dem was man so normales Leben nennt. Weihnachten beginnt, die stade Zeit, die eigentlich besinnliche Zeit. Die Zeit, in der man sich in das zurückzieht, was so wichtig geworden ist im Leben. Die Familie, die Lieben, die Kirche, ein Glaube, eine Weltsicht. Rückblicke auf das vergangene Jahr, Wünsche für das Kommende, Fragen für das eigene Leben, tiefinnere Fragen für das eigene So-sein. Dazwischen gutes Essen, ein guter Wein und Geschenke. Geschenke die Verbundenheit ausdrücken.
Immer wieder mal denke ich an den Film Avatar: Sie sagten, wenn sie ihre Liebe ausdrückten: „Ich sehe dich!“
So wünsche ich uns allen für diese besondere Weihnachtstage gesehen zu werden und zu sehen! Ich wünsche uns die Klarheit, das Gesehen-werden zu erkennen und eigene klare Augen, selber zu sehen. In einer Zeit wie dieser brauchen wir dies mehr denn je!
Ja,- und was habe ich gestern gemacht. Ganz einfach – ich bin auf Pisten und Sträßchen die irgendwo im Nirgendwo enden umeinander gerumpelt. Der Weg hinter meinem Platz hat mich schon immer gelockt. Weiter bis zur großen weissen Düne – auch hier könnte man gut schlafen – und einer Piste folgen. Ob sie wohl zu einer Straße führt, die ich kenne? Nein tut sie nicht. In einem großen Bogen zurück zur N1 könnte man rumpeln, wenn man sich traute. Die Spuren verlaufen sich zu sehr. Also wieder zurück, noch zwei andere ausprobiert und meine eigene dann nicht mehr gefunden. Ich lande auf einer breiten Piste, die etwas früher von der N1 weggeht. Jippiii, jetzt weiß ich auch, wo dieser Weg hinführt.
Nächstes neues Sträßchen, an dem ausgetrockneten See vorbei, das auch dann irgendwo einfach aufhört. Ich traue mich nicht querbeet zu fahren, auch wieder zurück. Vor Boujdour noch ein neues Sträßchen Richtung Irgendwo. Ich vermute, das es weit hinten irgendwelchen Bergbau gibt, vielleicht Phosphatabbaustellen.
Hinterhalb eines kratzigen Wadis finde ich meinen herrlichen Platz. Zwei Autos am Abend und fünf am späten Morgen.
Ansonsten Wüstenstille! Fröhliche Weihnachten!



















