Von den Bergen hinunter Richtung Spille

oder schwülwarme Luft, sandige Mücken und ein flaches Meer

 

16.6.

Ich habe keine Lust zerbissen und zerstochen zu werden. Kaum Wind, schwülwarm, die Sonne hinter ein paar Wolken und das Meer fast ganz still. Stühlchen in den Sand um zu schreiben. Das wird aber schnell wird bei den hohen sirrenden Klängen ganz nah an meinem Ohr zurückgetragen. Ich verkrümmel mich in eine relativ freie Mückenzone. Bei so einem Wetter haben sie Hochkonjunktur. Mein Antimückenstecker leistet mir gute Dienste, obwohl ich vom Draußen-sein schon einigermaßen zerstochen bin. Stichworte: Kratzen und Jucken. Da hilft am besten etwas anderes tun und Antijuckcreme, dazu mein kleiner surrender 12 Volt-Ventilator. Wind fächelt über mein Gesicht.

 

 

 

 

Eine schöne Bergtour gestern, obwohl ich am Ende dann doch umdrehen mußte. Keine wirkliche gut befahrbare Piste (oder habe ich mich nur nicht getraut?!) über diesen hohen Berg.

Winke, winke ihr lieben Schafe und ich rolle Richtung Nivice, dem kleinen Schluchtendorf. Ein verfallener Rundbau, ein alter Derwischtempel oder nur eine alte Mühle. So richtig schlau werde ich nicht aus der Tafel. Auf einem fast einspurigen, aber asphaltierten Strässchen gehts hoch hinauf in die Berge bis Salari. Am Paß dieses Grabmal von bedeutenden Ältesten, dieser Gegend. In Steinsärgen haben diese Babas ihre letzte Ruhe gefunden. Tücher bedecken den groben Stein.

 

 

 

 

Dieses Strässchen scheint aus dem Krieg zu stammen. Von hier oben konnten sie das Gebiet verteidigen und ich komme vorbei an vielen Soldatengräbern und Mahnmalen. Krieg hat letztlich nur Verlierer, denn es sind die ganz normalen Menschleins die diese Last der Gewalt, Zerstörung, des Mordens ertragen müssen. Diese Last vom Verfall der Werte, des Anstands und des Respekts gegenüber dem Anderen.

Ach, wenn es nur einfacher wäre. Ist es aber nicht und so steht die Welt mal wieder vor einem riesigen Trümmerfeld, verlorenen Menschen, gescheiterten Lebensentwürfen, verirrter Ideologie. Wie oft wohl müssen wir als Menschen diesen Zirkus von Gewalt und Gegenwalt, von Rechthaberei und Zerstörung von dem Kampf gegeneinander statt miteinander leben. Keine Ahnung. So lange wie wir noch im Gefängnis der Angst sitzen können wir in unserer Meinungsbildung, die unserem Handeln zugrunde liegt, manipuliert werden.

 

 

 

 

 

 

Wenn diese fiesen kleinen Mücken doch Angstfresserchen wären …. ja wenn!

Salari ein altes Bergdorf in dem neue schicke Villen alten Ruinen gegenüber stehen. Einst gab es wohl hier einen großen Fluß. Ausgetrocknet, abgeleitet??? Oder führt er nur Schmelzwasser im Frühjahr. Ganz weit unten fließt in einem großen Kiesbett der türkisene Vjosa. Ich sehe ein kleines Strässchen, das sich durch die Berge und dann den Hang entlang windet. Vielleicht komme ich ja doch auf der Seite durch Richtung  Vlora. In Sinanaj mutiert das Strässchen zu einer Piste. Laut Maps führt sie über den hohen Berg. Hhhmm,- traue ich mich das? Es ist mir dann doch zu riskant und ich drehe wieder um. Vielleicht ein ander Mal.

 

 

 

 

Bis Tepelena muss ich zurück nur da gibt es eine Brücke über den Fluß. Auf der großen SH4 gehts dann schnell gen Westen 150km bis Spille. Mein Sandplatz ist von einem PKW bewohnt und hat jetzt auch noch eine sandigeres Loch.

Etwas weiter vorne mit Anlauf hinauf auf den Hügel und dann stehe ich mit Blick aufs Meer. Ewig weit geht es hinein bis ich endlich schwimmen kann. Tut gut. Die Sonne geht in ein paar Schlieren unter. Und es ist ein kleines bißchen kühler als wie in Griechenland.

 

 

 

 

Die letzten Menschleins verschwinden vom Strand und ich teile mir die Welt mit den kleinen sirrenden Mücken und ein paar Fliegen.

Sommergesumms!