oder zurück zum Ilfjord und weiter Richtung Osten
über Tana Bru nach Unjarga Nesseby…
Wo bin ich nur da hin geraten, bin ich jetzt total doof … vom schönsten Sonnenschein lande ich abends im fetten Nebel … oh, oh oh – meine Wettergeduld neigt sich langsam dem Ende zu.
Ich schimpfe was das Zeugs hält auf Petrus und die Wettermacher. Die Schamanen haben doch so einen Regenmacher, gibts nicht auch einen Sonnenmacher, dann würde ich bei denen sofort in die Lehre gehen. Es ist einfach grausam!!!! Den Nebel weg pusten funktioniert nicht. Also gute Mine zum bösen Spiel oder der Wahrheit ins Auge gucken: DAS WETTER IST DOOF! Jetzt bin ich so weit gefahren und warte immer noch auf die Schönwetterperiode, die nicht kommt. Wahrscheinlich werde ich jetzt den Rückzug antreten, auch wenn es sich ein bißchen wie Kapitulation anfühlt.
Das paßt zu dem Land, denn überall wird man auf den Krieg hingewiesen mir Mahnmalen und Erinnerungen, mit alten Kanonenkugeln, Kratern und Denkmälern aller Art.
Vielleicht soll ich ja auch mal aufgeben dürfen lernen sollen …
Philosophen-Seelchen kann mich heute auch nicht mehr retten und gute Laune verbreiten, genauso wenig, wie der Kakao.
Zum Paddeln ist es zu kalt und windig, zum Radeln fehlen mir die geeigneten Wege, wandern geht …. in der Sonne sitzen und ein Buch lesen äußert selten, weil wenn ich ankomme, die Sonne eben oft nicht mehr scheint …..verrückte Welt … also ich muß wieder in den Süden und diesem saudoofen Norden endgültig den Rücken kehren. Übrigens es macht Spaß zu schimpfen und hebt schon wieder meine Laune. Und eben krame ich in meinem Schrank und in einer hintersten Ecke finde ich noch eine Flasche Vino. Da gibts heute zwei Gläser und ich brauche nicht mehr so zu sparen, denn in Finnland ist es einfacher einen Wein zu kaufen. Ich war nämlich schon bei meiner letzten Flasche angelangt.
Aber jetzt zum Anfang des Tages, der so interessant war.
Beim Tanken in Mehamn komme ich mit der Tankstellenfrau ins Gespräch. Sie zeigt mir ihre kleine Webwerkstatt, ihre gemalten Bilder, die zwar alle etwas düster sind,- trotzdem sie ist ganz stolz drauf. Und dann erzählt sie mir von der blauen Zeit – den Winter, die dunklen Monate, die schlimmsten sind auch Januar und Februar, nennen sie nur die blaue Zeit, weil der Mond silbern scheint und der Schnee blau leuchtet. Daran habe ich nie gedacht, dass der Mond ja scheint. Vergaß sie aber zu fragen, ob es auch normal Neu-Halb und Vollmond gibt. Sie hat sichtlich Freude dran mir ihre Kunstwerke zu zeigen. Leider habe ich den Foto im Auto gelassen. Dafür finde ich dieses Blümchen im so grauen Fjell!!!
Ein anderes deutsches Päärchen treffe ich beim Wasser auffüllen an der Kirche. Ein altes Hippiepaar das in den 70er Jahren mit VW Bus durch die Welt tingelte und viel Schönes gesehen, aber auch blödes erlebt hat, mit Autoklau etc. Sie sind eigentlich auch mehr Südkinder und leiden unter der Kälte. Die ersten die ich treffe, die nicht eingefleischte Norwegenfans sind.
Der Himmel macht sich dann im Laufe des Vormittags auf und ich bin guter Dinge an meinem angepeilten Übernachtungsplatz ein bißchen am Wasser rumzulaufen und Vögel zu gucken. So ist es beschrieben. Wer denkt denn, dass da Nebel kommt. Ich lass mir Zeit, mach irgendwo schön in der Sonne ein spätes Frühstück und gondele vor mich hin, bis ich diese weiße Nebelwolkenwand vor mir sehe.
Meine Richtung! Holy Shit… ich versuche ihr noch auszuweichen, aber es geht nicht. Denn ein anderer Platz ein paar Kilometer vorher, der so schön in der Sonne war, ist beim zurückfahren auch in weißen Nebel gehüllt.
Das ist Strawanzerleid!
Also gibts bei der Kirche Kakao und einmal Solitäre oder auch zweimal, bevor ich mich zum Schreiben aufraffen kann.
GPS: N 70° 08′ 44“ E 28° 51′ 44“
Gerhard Rüffer
Safar