und wieder zurück in Spanien
28.-29.1.
Guten Morgen, du kühler Morgen, du windiger und noch etwas wolkenvehangener Morgen. Hier auf meinem Platz nahe dem Fluß, da wo alles angefangen hat. Ich bin wieder zurück in Europa in Spanien und trauere noch ein bißchen der südlichen Wärme nach. Naja ein bißchen. Auch hier wirds wieder wärmer. Mein Platz am Fluß Guadalquivir erwartet mich. Hier hatte mein Adblue System zum ersten Mal gemeckert und ich mir die Frage gestellt, ob ich überhaupt nach Marokko soll. Auch wenn es so ganz anders war, als wie normalerweise habe ich Sonne, Meer, Sand und große, große Weite genossen. Ab Weihnachten, als das Adbluesystem mehr meckerte, begleitete mich die innerliche Frage, wieviel abseits traue ich mich jetzt noch, wieviel Risiko kann und darf ich eingehen? Eine Verunsicherung, die ich sonst so auf meinen Reisen nicht gekannt habe.
Für irgendwas muß es doch gut sein. Geht es letztlich nur um das Gefühl der Sicherheit oder angeblichen Sicherheit? Diese Frage habe ich mir im November auch gestellt. So wie ich nun mal gestrickt bin, will ich möglichst tief den Sinn des Ganzen erforschen oder besser gesagt, die Bedeutung davon. Sicherheit und Unsicherheit im Leben? Vertrauen in die Schicksalskraft und das eigene Tun? Wieviel stelle ich mich in den Weg mit eigenen Ideen und Vorstellungen und wo surfe ich auf der Welle dieser Kraft? Gar nicht so einfach das zu unterscheiden.
Und so sitze ich noch im warmen Brummeli beim obligatorischem Kaffee und laß die letzten zwei Tage Revue passieren. Von meinem wunderschönen rote Erde Platz vor Rabat rolle ich die 20 Kilometer zurück nach Mohammedia. Dort gibt es eine Reifenwerkstatt. Top sauber und mit allen modernen Maschinen ausgerüstet wird mein Reifen fachmännisch betrachtet. Ja, es ist die Felge, die einen Riß hat. Das können sie reparieren. Mit dem Moped zum nächsten Schweißer gebracht und nach einer halben Stunde wieder zurück. Sie montieren mir die geschweißte Felge auf den Reservereifen und die fast nie benützte Felge wird jetzt mein normales Hinterrad. Für solche Arbeiten ist Marokko einfach goldwert. Dreißig Euro kostet mich der Spaß.
Das Gepiepe beim Starten ist seit Rabat verschwunden, nur die gelbe Motorleuchte tut das was sie am besten kann, leuchten. Tatsächlich verschwindet auch dieses Licht für einige Zeit, kommt aber wieder. Ich rolle wieder gen Norden bis kurz vor Asilah, mein letzter Übernachtungsplatz. Die Sonne verschwindet gerade, als ich eintreffe. Nur ein junges Päarchen mit PKW steht dort. Nach ihrem Auslandsjahr in Lissabon machen sie einen kleinen Abstecher nach Marokko, um dann zurück ins kalte Deutschland zu rollen. Fest eingepackt sitzen sie draußen. Es ist kühl, auch hier schon kühl und ich in meinem Brummeli habs einfach nur gemütlich.
Morgens um acht rolle ich weiter und bin um um kurz nach zehn an der Fähre. Laut Plan würde die nächste erst um ein Uhr gehen. Zeit zum Schreiben, so hatte ich gedacht. Aber die Fähre steht noch da und ich bin einer der letzten, die noch draufrollt. Das ganze Procedere mit Ticket holen, Zoll, Röntgen und Hin-und Herfahren dauert so eineinalb Stunden und dann stehe ich auf Kai 17, sechs Autos noch vor mir. Die Laster rollen rückwärts rein und wir dürfen dann noch auf irgendein Extradeck. Es ging genauso schnell wie bei der Herfahrt. Ich beobachte das Anker-und Seileinholmanöver und bin schneller in Europa als gedacht. Diesmal hat sich Baleria von seiner besten Seite gezeigt, danke!
Es ist früh genug noch weiter zu rollen. In Tarifa tummeln sich die Womos eng an eng schon oben am Lidl-Stellplatz. Es ist ziemlich windig und stürmisch. Unten am Meer darf man sicherlich nicht mehr stehen und die Campings sind wahrscheinlich voll. Wetterfrosch hat mir aber erzählt, dass es auch hier wieder wärmer und sonniger wird.
Aber erstmal durch Regenschauer und tiefe Pfützen. Nix mehr mit sauberen Auto. In Portimao kenne ich meinen Waschplatz. Im Regen leuchtet dann auch mal wieder die gelbe Motorleuchte. So lange war sie schon aus und ich hatte mal wieder Hoffnung. Nun gut, nun bin ich in Europa und gehe in Portugal das Problem an. Und bis Montag weiß ich welche Werkstätte ich anfahre.
Was für eine Zeit, dieses Mal und wer weiß wozu dies alles so gut war und ist. Werde ich vielleicht erst sehr viel später erfahren. Und die Frage nach Lebenssicherheit und Unsicherheit ist eine, der ich noch mehr auf den Grund gehen will.
Letztlich geht es dabei doch um eine Angst, was für eine?