Quelle des Ebros und See Aguilar

oder Möwengeschrei und Morgengedanken…

14.10.

Auch hier herbstelt es – Morgennebel wabert ganz leicht über den See – Landmöwen rufen, Raben krächzen und ein goldgelbes Blatt auf meinem Brummeli-Fenster. Vogelgezwitscher in den grauweißen Ästen vor mir. Dahinter der blaue See. Die Sonne im Rücken und ich auf einer abgefressenen Wiese an diesem herrlich weitläufigen See Aguilar. Weit verteilt ein paar andere Womos. Mein Platz belegt von einem großen Weissen, aber ich bin ja flexibel und finde eine relativ gerade Stelle weiter unten am See. Zeit lassen, Natur genießen, eintauchen in das was auftauchen will.

 

 

 

Ich stelle mir so viele wichtige Fragen? Hat das was mit Alter zu tun, dieses genaue Hinschauen? Wie bin ich durch mein Leben gegangen, welche Hürden habe ich genommen, welche umschifft, was ist gelungen und was ist weniger gelungen. Wer bin ich geworden, wie bin ich geworden? Und was von alledem ist wirklich, ganz wirklich wichtig?

 

 

 

Warum sind wir in dieses Leben gekommen mit all den Aufforderungen, die es bereit hält? Ich weiß nicht, ob man oder ich solche Fragen überhaupt beantworten kann. Sie tauchen hier im Nirgendwo auf und scheinen wichtig zu sein. Meine diesjährige Winterzeit hat ja mit der Höhle begonnen mit diesem Tiefschwarz und seiner absoluten Stille. So zurückgeworfen auf sich selbst können vielleicht Antworten auftauchen, vielleicht.

 

 

 

Und diese Wartezeit versüße ich mir mit Quellengeplätscher. Der Ebro blubbert hier aus Felsspalten an die Oberfläche und wird schnell zu einen kleinen ansehnlichen Sprudelbach. Tolle Farben dieses blau-grün, dieses türkis und die leuchtend gelben Blätter. Einmal umrunden. Von hier fließt er in den Ebro-Stausee und beginnt dann seine Reise quer durchs Land ans Mittelmeer.

 

 

 

Noch ein kleiner Gang durch Corvio dieses braune Felsenstädtchen mit seiner alten Mühle und der herausragenden Kirche. Alte Steingräber liegen verborgen weiter oben. Die verpasse ich. Ich habe noch Telezeit und so schnurre ich weiter und hinunter zum See. Die Weite hier ist herrlich. Draußen telefonieren während die Sonne sich hinter ein paar Wolken verabschiedet und die ersten Sternleins am dunklen Himmel erscheinen.