Mein Philosphenplatz bei Aljezur

oder zurück in der Weite bei Wind und Meer

 

26.-28.10.

Guten Morgen, du liebe Welt da draußen. Auch wenn noch Wolken umeinander ziehen und sich hier und da ein Regentropfen ankündigt, ich bin wieder auf einem meiner Lieblingsplätze – meinem Philosophenplatz bei Aljezur. So viele wichtige und gute Gedanken habe ich hier schon gedacht, so wichtige und gute Gefühle erlebt, auch wenn sie nicht immer schön waren und vor allem tauche ich hier ein in irgendwelche Tiefen, die ich oft fast nicht benennen kann. Nicht ganz jenseits der Worte, aber fast.

 

 

 

 

 

Ist die Welt ein großer Spiegel für uns selbst – spiegelt sie mit all ihren Facetten eigentlich etwas tief in uns Liegendes? Was spiegelt mir die verbrannte Erde, die Asche und das neue Grün in Vale? Was spiegeln mir die vielen Kriege und sinnlosen Zerstörungen von Menschenleben? Was spiegeln mir die Grausamkeiten, die unter falscher Flagge begangen werden? Was spiegelt mir diese Weite hier draußen, der Baum vor mir, der Wind und Stürmen stand hält, die Eukas, die hinter mir wispern? Und das Meer, was spiegelt es? Manchmal aufgewühlt, donnernd heranrollend und dann wieder ganz still? Der Horizont, der mit dem Meer verschmilzt, eins wird, untrennbar von hier und dort, was spiegelt es mir?

Ist unsere ganze Erde, unser ganzes irdisches Leben dieser riesengroße Parabolspiegel, der uns unsere wirkliche Bestimmung, unser wirkliches Sein erkennen läßt? Wo finden wir uns selber wieder? Welche Facette von diesem Spiegel leben wir? Und könnte es sein, das es irgendwo ein kleines Löchlein gibt, das uns dahinter schauen läßt? Da wo alles zusammenkommt, Himmel und Erde sich vereinen oder Spiegel und Reflektion. Da wo es keine Trennung mehr gibt, Polaritäten ihre Bedeutung verlieren und das Ganze einfach nur ganz ist.

Ist unsere – meine – Resonanz auf das da Draußen das Wichtige? Mit was gehe ich in Resonanz, was löst in mir den tiefen Klang eines Echos aus? Sind diese Resonanzen, also unsere inneren Antworten auf die Geschehnisse so etwas wie Wegweiser auf unserem so ganz persönlichen und individuellen Bewußtseinsweg oder Lebensweg?

 

Ach du lieber Philosophenplatz – ich liebe es hier zu sein und meinem Morgengeblubber freien Lauf zu lassen. Und warum schreibe ich das? Ist das nicht alles viel zu persönlich? Vielleicht regt ja die eine oder andere Frage, das eine oder andere Erlebnis an, nachzuforschen, wie es bei dir, lieber Leser,  ist.

Womit gehst du in Resonanz, was hinterläßt einen Eindruck und was ist in deinem Leben gerade wirklich wichtig – was ist das Wesentliche für dich?

Und so komme nach getaner Arbeit bei blauen Himmel und Sonnenschein hier an. Das letzte Stück Weg wächst wieder ein bißchen zu. Jippie – so wird er nicht so leicht gefunden. Stühlchen steht in „meinem Garten“ und später gibts den Gang zu meinem großen Kieselsteinkreis, dem Q von 2020 oder war es 21. Oberhalb davon ist mein Sitzplatz. Ich staune nicht schlecht. Der Weg wurde breiter geschoben, denn auch hier gab es diverse Brandnester. Ein neuer Platz oberhalb der Bienen ist entstanden. Gut zu wissen!

 

 

 

 

 

Das Meer rauscht donnernd heran und meine kleine „Steinpyramide“ lugt hervor. Oh, wieviele Stunden habe ich schon hier oben gesessen und meinem Inneren gelauscht. Fast ist dieser Platz für mich ein Heiliger geworden – ein Kraftplatz, an dem die Laylines – die Kraftlinien der Erde – zusammenkommen und ab und an das Tor ein wenig öffnen. (Heute morgen ist Philosophenmorgen!)

 

 

 

 

 

Die Tage vorher habe ich für eine große Waschaktion benützt. Eine so gute Waschmaschine lädt bei Sonne ein, alles zu waschen was nicht niet und nagelfest ist. So baumelt sie lustig auf der Leine und Matratze kriegt auch mal ein bißchen Sonne. Mein Türvorhang ist endlich wieder weiß. Ich lasse mir Zeit für alles, denn zu früh will ich nicht in Marokko landen, weil ich dann auch wieder zu früh wegfahren muß.Drei Monate gilt der Stempel im Paß und Mitte Februar zurück sein ist gut. So bummel ich wirklich herum und widme mich mir selber und „meiner Philosphie“. Außer dem „mal weg sein“ und irgendwelche Landschaftserforschungen meine zweite Lieblingsbeschäftigung.

 

Jetzt ist aber genug quakt Frosch lautstark von seinem Ausguck vorne. Allerdings mußt du heute einen Regencape mitnehmen – ich bleibe hier im Trockenen! Quakts und verkrümmelt sich in seine Decke.