von der Welt der Gaukler und Schlangenbeschwörer
in die unendlichen Weiten der Berber und Nomaden
über den Tizi-n-Tichka Pass
10. Januar
Und weil Fahren in Marrakesch so „schön“ ist, geht es in der Früh nochmal quer durch, weil ich ja Richtung Ouarzazate will. Mein Tomtom schickt mich an der Mauer entlang quer durch die Stadt. In Marjane wird noch eingekauft und getankt, bevor es wieder über die Berge geht. Der „Atlas“ ist aufgeschlagen und meine Route führt über den 2090m hohen Tizi-n-tichka Pass nach Ouarzazate, das schon in der Steinwüste liegt.
Auf der Nordseite ist es noch grün und lauschig und man könnte meinen, man ist irgendwo in den Dolomiten.
Doch die Dörfer rechts und links schauen eher nach Himalayadörfern aus. Sie werden immer ärmlicher und die Kinder kommen gerannt, sobald ich stehen bleibe. Ich habe ein paar Bonbons griffbereit und sie wollen natürlich immer mehr. Stylo, Euro oder Tshirt, das sind so die Worte, die mir entgegen kommen.
Selbst vom hohen Berg auf der anderen Seite kommen sie gerannt Und die Stärksten drängeln sich nach vorne. Es klappt nicht immer, dass jeder eins kriegt. Ja, das ist das rauhe Leben hier draußen in den hohen Bergen. Selbst große Burschen so 15 Jahre alt oder älter, kommen und fragen um ein Bonbon. Ich glaube, das haben sie schon als Kinder getan und es ist nach wie vor in ihnen drin. Ein ausländisches Fahrzeug heißt Bonbon oder Kugelschreiber kriegen.
Und am Straßenrand werden massenweise irgendwelche „echten“ Quarze und Versteinerungen verkauft. Die Farben schreien so laut nach Chemie, dass es schon fast peinlich ist. Einer hat wohl mal irgendwann angefangen und jetzt versuchen alle das große Geschäft mit diesen künstlichen Gestein zu machen. Vielleicht ist auch mal was echtes darunter. Enttäuscht zieht der Verkäufer von dannen als er merkt, dass mit mir kein Geschäft zu machen ist. Ich habe ja nur wegen dem Foto gehalten.
Die Landschaft wird immer rauher, oben auf den Bergen liegt Schnee und auf der Südseite wandelt sich das Bild in Richtung Steinwüste. Es wird immer kahler. Und in meinem Kopf denke ich, irgendwo dahinten, wennn ich weit genug fahre, muß das Meer sein – das stimmt schon, aber dazwischen liegt die Sahara und die ist groß … ein Stückchen Unendlichkeit, so kommt es mir vor und dabei bin ich doch erst ganz, ganz am Anfang.
Es fasziniert mich und diese trockene Ödnis schreckt auch ein bißchen. Spannend, was ich da erlebe!
Dazwischen sieht man wie brüchig das Gestein ist und wie schnell bei entsprechenden Unwetter Gerölllawinen die Straße verschütten können. Und da wo ein bisserl Wasser ist, kommt auch ein bisserl Grün in Form von Palmen zum Vorschein. Meinen Übernachtungsplatz peile ich in Ouarzazate an, weil ich dort ein wenig die Kaspa und den kleinen Künstlersouk anschauen möchte und die Kulissen von den Filmstudios.
Ich bin dann doch ziemlich müde vom vielen Gucken – es war eine intensive Fahrt durch den Atlas, ganz anders als der Tizi-n-test. Die Straße zwar besser, teilweise dreispurig ausgebaut, aber vom Klima her rauher.
Ein paar Womos stehen schon auf dem Platz, die meisten Franzosen mit einem Quad oder geländegängigen Auto dazu. Ich verzupf mich in eine windgeschützte Ecke, informier mich kurz was in der Welt passiert, bevor ich mich ans Schreiben und Bilder sortieren mache.
GPS N 30° 55’21“ W 6° 53′ 12“