oder auf alten Spuren, Schwimmen und ein neuer Platz…
19.-20.6.
Guten Morgen heute am allerlängsten Tag dieses Jahres. Die Sonne scheint natürlich schon warm herunter, ein Vogel sparziert auf meinem Womodach, ein Kuckuck ruft, der Wind fächelt angenehm, keine Mücken und ich mitten auf einer grünen Wiese mit ein paar Steinen, umgeben von den Bergen des Perucko-Sees. Eine Piste führt lange herunter. Ohne Seeblick und ohne Seezugang ist es hier für andere vielleicht nicht so begehrenswert. Der Weg endet an einem Elektrozaun. Keine Ziegen, keine Schafe also auch kein Bauer. Kein Schild, das irgendwas verbietet oder von Privatgelände munkelt. So liebe ich das, abseits da wo mich keiner sucht, wo keiner feiert oder Pirouetten mit aufheulendem Motor dreht. Es ist Wochenende und die Krachmacher haben jetzt im Sommer Hochkonjunktur.
Ursprünglich wollte ich direkt am See sein undzwar auf der anderen Seite, da wo ich noch nie langgefahren bin. Erstmal schaue ich zu unserem uralten Platz von früher, dort wo ich mit meinem Mann gestanden bin. Jetzt sind die Fundamente zugewuchert. Ein großer Baum und dichtes Buschwerk hindert am Durchkommen selbst zu Fuß. Zwanzig Jahre ist es her, das wir dort das letzte Mal gestanden sind. Es geht über ein paar Dörfer Richtung Dabar. Der Feldweg lockt und ich bleibe. Was will ich mehr – große Weite und Stille, Natur pur und ein angenehmer Wind!
Es wird schwieriger und vor allem während der Hauptsaison einen Platz in Kroatien zu finden. Wildcampen verboten. Im Moment scheint es so das in vielen Ländern die Womos nicht mehr so geduldet werden. Sind es zuviele geworden? Ist die neue Generation „Van-Life“ einfach nicht mehr sensibel genug?
Ich muß mich wieder mehr auf mein Gespür verlassen, eigene Plätze abseits der Womotouris suchen. Dort suchen mich dann auch keine Gesetzes-Wächter und Geldeintreiber.
Und wo kam ich her? Von meinem Logenplatz in MonteNegro geht es nach Kroatien zu einem versteckten Platz auf Peljesac. Ein bisserl krumm und schief, ein bißchen kratzig und eine Kuhle, die mit Steinen ausgefüllt werden muss. Dann stehe ich gerade mit Blick auf Miljet. Ein Strauch leidet unter Brummelis Rädern. Armer Strauch und braver, braver Brumm. Die Sonne verabschiedet sich hinter den Bergen.
Ein letztes Adriaschwimmerli in Luka Dubrava. Auch diesen Platz haben wir, mein Mann und ich vor vielen vielen Jahren entdeckt. Damals war es noch still, der Ort verschlafen und die Häuser wurden erst noch gebaut, die Autobahn langsam geplant. Jetzt windet sie sich teils an den schönsten Ecken von Dalamtien durchs Land. Früher mußte man noch die langsame Küstenstraße fahren, ja früher.
Zeiten wandeln sich, Welten verändern sich, Wünsche passen sich einer genormten Realtität an und was ist dahinter? Man rennt allem Möglichen hinterher und dann? Was ist denn wirklich wichtig im Leben und können wir dieser Wichtigkeit genügend Raum geben, genügend Zeit, genügend Aufmerksamkeit. Meine Wichtigkeiten finde ich abseits der sog. Normalität, abseits vom Gewohnten und Bekannten. Wie oft betrete ich auch in mir Neuland, das zu einem nächsten Schritt, einer nächsten Tür führt oder einer Leiter, hinunter in noch unbekannte Tiefen. So fühlt sich mein Leben gerade an. Was würde wohl mein Mann zu meinen ganzen Veränderungen sagen? Keine Ahnung, aber auch er wäre nicht mehr so wie damals.
Auf dem Weg hierher schaue ich noch zu einem anderen alten Platz. Ich rolle die 62 und nicht die Autobahn. Bei Turija hinter dem Tunnel führt ein Waldweg hinauf zum Tunneldach. Vorher ein kleiner Feldweg auf dem nun eine große Bienenstation wohnt.
Winke, winke du guter Platz den wir so manches Mal bewohnt haben. Damals war fast kein Verkehr hier. Jetzt sind diese kleinen Straßen neu asphaltiert und nicht mehr so mit Löchern gemustert. Ein kleiner Blick hinunter zur Cetinje, den malerischen Fluß, an dem schon Sonnenanbeter hausen.
Eine Welt, ein Leben das sich andauernd ändert – wohin werden wir sehen. Es ist müßig in die Zukunft zu gucken, wenn man es nicht wirklich kann. Also die Momente wahrnehmen, atmen und einfach mit Aufmerksamkeit den nächsten Schritt tun. Und der heißt leider nicht Richtung Meer, sondern weiter Richtung Land. Zurückfahren war noch nie meine Stärke. Und auch früher haben wir etliche Schleifen gedreht, um nicht zuhause ankommen zu müssen. Noch fünfzig Kilometer vor München haben wir irgendwo in der Walachei geschlafen.
Mal gucken wo es mich heute hintreibt.