Hinter Cala Blanca auf Abseitswegen

oder ein Platz zwischen Felsen, Meer und der braunen Nixlandschaft

 

1.12.

 

Wolken wabern übers Land und kleine Regentropfen verirren sich auf mein Womodach. Stühlchen wird im Dunkel unter Brummeli geschoben und ich krabbel wieder unter meine Kuscheldecke. Der Morgen braucht heute länger, um sich aus den Krallen des Dunklen zu befreien.

 

Das Dämmerlicht läßt nur langsam die Konturen der Welt erahnen und das Grau des Horizonts verbindet sich mit dem Grau des Meeres. Nur die Wellen platschen weißschäumend ans Ufer und ein paar Böen schaukeln im Wind. Dann kehrt Stille ein, ein Fischerboot zieht langsam vorbei und Brummeli Füßchen stehen genau da, wo gestern noch der andere Weiße stand, ein Bremach.

 

 

 

 

 

Was für ein toller Platz zwischen Felsen, Meer und braunen Bergen. Hier kann Seelchen tanzen und sich von allen möglichen Geisterleins verzaubern lassen. Hier kann ich eintauchen, abtauchen, auftauchen mit so viel natürlichen Platz um mich herum, das es schöner nicht sein könnte. Die Weite, die Tiefe, der Horizont und das Nahe liegen beiander, beeinflussen sich gegenseitig und lassen Leben in einer neuen Ordnung zurück. Oder war es schon immer so und wir haben nur vergessen, das alles zusammengehört, verbunden und verwoben. Was weiß ich schon davon, wie Leben wirklich funktioniert.

Wenn Glauben irgendwann mal an die Seite tritt und sich eine Wirklichkeit zeigt, die mehr als unwirklich ist, dann wird es spannend und ich begebe mich auf neues, unbekanntes und unsicheres Terrain. So fühle ich mich. Leben in einer Unwirklichkeit, die so wirklich erscheint. Wieviele erzählen von dem Gefühl des Albtraums, aus dem sie endlich aufwachen wollen. Das kann doch alles nicht wahr sein.

 

 

 

 

 

Und dann trotte ich weiter durch diesen Traum, versuche in dem großen Wirrwarr von Impfung, Lockdown und angekündigten Zwang einen Weg zu finden, der gangbar erscheint, nicht wissend, das ich längst auf einem Pfad bin, der seine ganz eigene Richtung hat und sich unerbittlich vorwärts schlängelt. Wohin er führt keine Ahnung, denn ich bin kein Frosch, der mit seinen Kulleraugen rundum blicken kann. Also folge ich dem unsichtbaren Pfad, ich kann gar nicht mehr anders. Und dieser Pfad führt mich auf diesen Platz.

 

 

 

 

In der Früh fahre ich nämlich ohne zu bummeln kurz zum Einkaufen, um für mehrere Tage eingedeckt zu sein. Ich bin gerade eingebogen auf die Schotterpiste, da bekomme ich den Anruf das die beiden, Anke und Volker ihren Platz heute verlassen. Ein gemeinsames langes Frühstück folgt. Ich lausche ihren Abenteuern, die sie so auf ihren ganzen Reisen erlebt haben. Bei manchen läuft mir die Gänsehaut, vor allem bei ihren Outbackabenteuern. Australische Bilder werden wach. Ihre Erzählungen über den Mammutaufstieg eines Berges lassen bei mir Himalayabilder und Eindrücke wach werden.

Was Corona angeht haben wir entgegengesetzte Meinungen. Gottseidank können wir schnell das Gespräch auf anderes lenken. Unsere Abenteuerlust und die Freude abseits irgendwo in der Natur zu sein, dort einzutauchen ist das Verbindende. Für den Hauch eines Momentes spüre ich den Zorn und die Wut auf Ungeimpfte, der aber schnell wieder weiter zieht. Ist es die große, große Angst, die so fühlen läßt, frage ich mich? Ein Winken, ein Zuschauen, wie die beiden langsam den Berg hochkrabbeln, dann gehört die Welt Brummeli und mir.

 

 

 

 

 

Die Sonne geht hinter dem Berg unter, meine Plänchen für Portugal bekommen Kontur. Eine Woche vor Weihnachten werde ich dort sein, in der Hoffung, das es kein Grenzpalaver gibt. Von dem Wahnsinn, der in Deutschland gerade durch die Medien wabert, ist hier in Spanien nix zu merken und hier bei mir draußen im Irgendwo sowieso nicht.
Tief innerlich bin ich so unendlich dankbar hier so sein zu dürfen und können. What a life!