Heiße Quellen und Heraklia Sintica – eine alte Stadt

oder winke, winke du liebes Meer und ankommen in Bulgarien

 

4.7.


Die Sonne ist noch hinter ein paar Wolken. Es ist es noch nicht zu heiß hier draußen auf meinem Stühlchen vor dem Brummelihaus. Vogelgezwitscher und herrliche Stille, die nur selten durch eine SBahn unterbrochen wird. Gut habe ich geschlafen zwischen Grillen und Vogelgezwitscher. Meister Adebar ging abends auch noch hier sparzieren.

 

 

 

 

 

Angekommen in Bulgarien, nachdem ich mein allerletztes Schwimmerli gemacht habe. Nun liebes Meer mußt du wieder eine zeitlang auf mich warten. Wie gut, daß ich so weit nach Griechenland reingefahren bin. Mein Wunsch nach viel Meer ist absolut erfüllt. Und so rolle ich durch heiße Berge Richtung Nordost. Mazedonien und Serbien lasse ich links liegen. Durch den Kosovo will ich zur Zeit nicht gondeln.

 

 

 

 

 

Ausnahmsweise fahre ich mal eine größere Grenze über die Autobahn. Wartezeit so ungefähr zwanzig Minuten. Das nächste Mal nehme ich wieder kleinere Straßen. Griechische Autobahnmaut ist teuer und die kleineren Grenzen sind nicht so frequentiert. Es gibt bloß nicht so viele. Zwölf Kilometer weiter gibt es eine kleine Ausgrabungsstelle der alten Stadt Heraklia Sintica. Davor die heißen Quellen, die jedermann zugänglich sind. Eine sehr bucklige Piste führt in das Gelände, an dessem Ende ich Brummeli platziere. Es ist heiß und so lockt mich nicht das noch heißere Wasser, das hier in kleinen natürlichen Becken und Rinnsalen aus der Erde kommt. Ein Brumm und ein paar Zeltlinge haben sich auf dem Parkplatz eingerichtet. Hier weiter hinten habe ich viel, viel Platz.

 

 

 

 

 

Ein Erforschungsgang zwischen diesen kleinen Tümpeln mit herrlichen Ausblicken und tollen Farben. Menschleins ahlen sich im Wasser und baden ihre Knochen im heilenden Nass und reiben sich mit dem Schlamm ein. Die Farben erinnern mich sehr an Rotoroa, die Schwefelseen in Neuseeland. Aber hier riecht es nicht nach Schwefel. Die Felsen reflektieren die Wärme des Tages und jeder kleine Windhauch wird liebend gern in Empfang genommen.

 

 

 

 

 

Zurück zu Brummeli und weiter zur Ausgrabungsstelle. Erster Halt die alte Mauer und,- da geht doch ein Trampelpfad in die Wildnis. Da muß ich mal gucken und lande zwischen hohen Gras und dornigen Büschen auf einem eher gedachten Pfad den Hang entlang. So schnell gebe ich ja nicht auf und wühle mich durch dieses unwirtige Gelände. Erst nachdem ich umdrehe lande ich auf dem „richtigen“ Weg, einer geschobenen Piste. Jippi, jetzt nur noch um die Ecke und dann herrlicher Blick auf die alten Mauern, die Grundrisse der einstigen Gebäude, ob Kirche Bad oder sonst was. Mein geschobener Pfad führt vor dem abgesperrten Gelände hinunter auf die Strasse.

 

 

 

 

 

Meine Neugier ist befriedigt, die alten Mauern sind in der Hitze auch ganz staad geworden, kein Flüstern, kein Munkeln. Sie warten auf den kühleren Abend. Dann ratschen sie über die Menschleins, die hier mit ihren Ideen im Kopf ehrfürchtig vor ihnen stehen bleiben, sich fast verneigen, ihr obligatorisches Foto machen und weiter gehen. Ach ihr Menschleins, was wißt ihr wirklich von damals? Nur das was euch die Wissenschaft erzählt oder ahnt ihr, das es damals auch schon viel mehr gab, was heute so in Vergessenheit geraten ist. Die Menschleins waren naturverbundener, konnten in ihr lesen und es gab den einen oder anderen Schamanen, der ihnen von der Anderswelt berichtete.

Heute ist die Anderswelt die Digitale, die Künstliche, die Aufgemotzte, die meint sie könnte es besser als die Schöpfung. Erst wenn wir wieder Bescheidenheit lernen, erst wenn wir wieder in der Natur lesen, sie achten und ihre Kräfte resepektieren, erst dann, so glaube ich, können wir in eine neue Welt gehen. Eine neue Welt, die nicht mehr nur von Profit, Machtgier und Herrschlust geprägt ist, sondern von einem tiefen Wissen des So-seins des Menschen, die auf ihrem ganz eigenen Bewutßtseinsweg unterwegs sind.

 

Keiner von uns kann sich mit dem anderen vergleichen. Wir können nur mit Achtung und Respekt den anderen auf seinem Weg beobachten, müssen uns abgrenzen von denen, die es nicht gut mit uns meinen und letztlich unser ganz eigene tiefinnere Entwicklungsspirale folgen.

Wie sagte jemand so schön – die Wahrheit ist eine spiralförmige Erfahrung und ich füge hinzu – es ist eine Ent – Wicklung. Wir befreien uns aus festgefahrenen Mustern und Ideen, Vorstellungen und Wünschen und kommen mit jeder gelösten Wicklung unserer Tiefinnerlichkeit und unserem ursprünglichen Wesen
ein Stück näher.