Hassan, der Teppichhändler in Tafraoute

und am Ende kriegt er mich doch

27.1.

Erstmal steht Faulenzen heute auf meiner To-do Liste. Brummeli wird umgestellt, weil ich zu nah an der Nomaden-Durchgangspiste stehe. Hinten im Tal irgendwo leben sie mit ihren Ziegenherden. Dann wird meine Wäsche, die tags vorher in der Womowaschmaschine schön durchgerüttelt wurde (Eimer mit Deckel ) gespült und aufgehangen. Sitzen in der Sonne mit frischen Croissants vom Brotmann und einem Becher Kaffee. Relaxen pur.

Erst nachmittags mach ich mich mit dem Radl auf ins Dorf. An Hasssan komme ich nicht vorbei. Ich werde aufgespürt . Noch in einer ganz anderen Ecke und schon kommt er mit seinem kleinen Motorrad angerollt. Wahrscheinlich hat er seine Informanten. „Das Dorf ist klein“, sagt er.

 

 

 

 

Ich radele zu ihm, der Tee ist schon bestellt und dann sitze ich wieder in diesem großen Raum vor seinen schönen Teppichen. Einer nach dem anderen wird ausgebreitet. Er erklärt mir die Unterschiede von Nomaden – zu Berberteppichen. Nur Kamelwolle mit Naturfarben gefärbt (sie sind leichter und lassen sich ausschütteln, der Sand verfängt sich nicht) oder Kamelwolle und Schafswolle für die Wärme. Dann gibt es die Empfangsteppiche, die langen schmalen, die ausgerollt werden wenn Besuch kommt. Die Muster auf den Nomadenteppichen beschreiben die Routen der Nomaden, die Orientierung an den Sternen. Ähnlich wie die Punktbilder bei den Aborigines auf denen auch ihre Routen und Fährten beschrieben sind.

„Welcher gefällt dir am besten“, fragt er so nebenbei. „Der“ und ich zeige auf einen sandfarbenen mit warmen Orangetönen.Die Farben der Teppiche sind einfach zu schön. Aber ich brauche keinen. Irgendwann sind wir beim Preis in astronomischer Höhe. Ich sage Nein. „Was kannst du dir leisten“, kommt von ihm wieder so nebenbei.

 

 

 

 

Er erzählt mir von den Frauen, die die Teppiche weben und irgendwo draußen in Tälern wohnen. Sie freuen, wenn jemand ihre Arbeit schätzt. Ich sage ihm, ich kann dir keinen fairen Preis für die Teppiche anbieten, mein Budget ist zu klein. Egal, sagt er, sag mal, was ist dein Budget, auch wenn es nur ein Euro ist. Ich sage lange Nein. Längst sind wir bei der Idee gelandet, KIssen aus dem Teppich zu nähen.

Die Idee gefällt mir und ich sehe sie im Womo oder Zelt. Damit hat er mich. „Zweihundert“ kann ich mir noch leisten und erzähl von Australien. „Dreihundert“, sagt er und das ist ein Viertel von seiner Anfangsidee. „Zweihundertfünfzig“, und mit Handschlag wird das Geschäft besiegelt. Er bringt den Teppich zu Näherin und morgen sind die vier Kissenbezüge fertig.
Sag ich doch, an Hassan geht kein Weg vorbei. Er versteht sein Geschäft und handelt auf eine sympathische Art und unterstützt damit die Frauen draußen in den Lagern. Wann immer ich jetzt nach Tafraoute komme, an Hassan geht kein Weg vorbei. Wieder habe ich ein bißerl was dazu gelernt, was Handeln anbetrifft. Und diese Farben auf den Teppichen, sie sind einfach nur wunderschön!!!

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich könnte zwar noch eine gute Tajine im Restaurant essen, wandere aber lieber ein bißchen durch den Souk. Diese schönen kleinen Lederbeutel gibt es leider nicht mehr, dafür tausende von Schuhen an denen ich locker vorbeigehen kann. Apfelsinen und Tomaten wandern in meine Tasche und dann genieße ich die Abendsonne vor dem Brumm.

Später noch ein langer Ratsch mit Marese, die all ihre Möglichkeiten entdeckt. Wahrscheinlich war sie mal irgendwann in irgendeiner Zeit in der Mongolei und ist auf Pferden groß geworden. Damit verabschieden wir uns und wandern in unsere Traumländer.