Ein Wüstencamp an der Pistenautobahn Erg Chegaga

oder romantische Tajine am Lagerfeuer…

 

4.12.

Ich hatte so gutes über dieses Camp gehört und die beiden Brüder führen es mit Liebe. Das nebenan die Pistenautobahn liegt, dafür können sie nix. Morgens um 8 heulen Quadfahrer oder Motorradfahrer durch den noch festen Sand in ihrem merkwürdigen Vergnügen. Es tut weh, wie sie mit Lärm die Dünen überziehen und sie fast gewaltsam bewältigen wollen. Wer ist stärker, sie oder der Sand? Später erfahre ich, das heute und morgen irgendeine Ralley ist.

 

 

 

 

 

Dieses grenzenlose unbandige Dünendüsen hat nix mehr mit Naturerleben zu tun. Ein Zeichen unserer Zeit in der das Starke, Laute und Gewaltsame die Oberhand hat und die anderen verdrängt. Die Stille verzieht sich weit nach Irgendwo.

 

 

 

 

 

Meine Gedanken wanderten gerade nach Palästina in den Gazastreifen, der nach wie vor bombardiert wird. Achtzig Prozent der Bevölkerung wurde aus ihren Wohnungen vertrieben und im Süden, wo sie Zuflucht suchten geht das Bombardement weiter. Krankenhäuser zerstört. Abgeschnitten von der Grundversorgung, von Wasser und Lebensmittel werden hier wohl Tatsachen geschaffen. Nach vielen Jahren wird keiner mehr fragen, wie diese Vertreibung, dieser Genozid zustande kam.

Das Menschen fürchterlich leiden, scheint auf der politischen Ebene egal zu sein. Und das politische Israel scheint wohl mit der Vergeßlichkeit der Menschen zu rechnen. Ob das auch die arabische Liga so sieht, ich weiß es nicht. Auch in Israel gehen viele auf die Straße, die mit den Zionisten, den politischen Juden, nicht einverstanden sind. Noch leben wir in dieser Zeit, in der die Gewalt siegt. Wie lange noch?

 

 

 

 

 

Und so sitze ich schon senkrecht im Bett angesichts des Lärms und Wirbels. So schade, denn gestern war es ruhig und die Tajine am Lagerfeuer wild romantisch. Ich kam mir vor wie in einem Märchen aus 1001 Nacht.

 

 

 

 

 

Beim Ankommen ein roter Teppich vor dem Womo und Tee. Danach zu Fuß lange durch die Dünen. Bis zur großen Düne sind es zwanzig Kilometer, zu weit! Es ist wirklich still. Nur ein zwei Autos, die sorgsam Richtung Chegaga fahren. Für Brummeli ist es zu sandig. Kein Geheule wie heute morgen. Und so stapfe ich über kleine Dünen und fange Sandstimmung ein.

Meine Tajine habe ich für 7 Uhr bestellt. Tisch in den Sand, ein großes Feuer und Kerzen drumherum. Oh, wie schön! Ich lasse mir Zeit mit meinem leckeren Essen und koste diese fast magische Stimmung voll aus. Auch rund um mein Womo brennen Kerzen in kleinen Sandtüten. Toll gemacht!

 

 

 

 

 

Mit einem lieben Telefonat geht der Tag zu Ende und ein großer Sternenhimmel begleitet mich in Dünenträume, die leider so jäh enden. Realität. Die Welt ist wie sie ist und die Menschleins so wie sie sind. Ihr Vergnügen so fragwürdig für mich, für sie vielleicht ein Highlight. Am Morgen bekomme ich ein frisches noch warmes Brot ans Womo. Die Frau von Said bringt es mir. Auch sie sind entsetzt über diese Quadheulerei, können aber auch nix ändern.

Ihre Liebe zu dem Platz, den sie so schön machen bleibt trotzdem.