Dunkelgraue Wolken und Sturzregen

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auf alten Pfaden der Magistrale entlang

 

So viele Jahre bin ich mit meinem Mann hier gewesen und so wandere ich diesmal ein bißchen auf alten Spuren und lege Neue …. auch bei dem Versuch dem schlechten Wetter zu entkommen, in der Hoffnung, dass es im Süden besser wird.

 

Vom 31. August – 3. September

Auf geht’s! Mein Brummeli ist gepackt, das Radl auf dem „Rücksitz“, d.h. Radlträger und das Boot schön fein zusammengefaltet unterm Bett. So schnurre ich mal wieder los Richtung Kroatien, wie jedes Jahr im September. Wird dir das nicht langweilig, fragt mich eine Stimme. Oh nein, … die Kroatienzeit ist eine ganz besondere. Kroatien war unser Urlaubsrevier, nein nicht nur Urlaubbsrevier, sondern zweite Heimat, besonders für meinen Mann, der schon in den Siebzigern hier auftauchte und später im Dorf Grgurici nur bei der Kate wohnen durfte. Sie alle nannten ihn den Kapetano. Er hatte das erste Gummiboot in Grgurici.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAKate war eine dalamatinische Hausfrau, die sich auf s Kochen und Grillen verstand und in ihrem kleinen Haus Feriengäste betreute. Plitva war eins der Lieblingsgerichte meines Mannes, mit viel, viel Knoblauch und nicht zu viel Öl Einen Urlaub lang haben wir fast nur von Plitva gelebt. Auch Kate liegt schon lange auf dem kleinen Friedhof bei Banja und ich weiß noch, wie wir uns einreihten in den Trauerzug. Der dicke gemütliche Pfarrer hatte seiner Gemeinde die Leviten gelesen, so wetterte er von der Kanzel hinunter und jetzt marschierten alle brav hinter dem Sarg her. Eine letzte Ehre für Kate….
Ja und jetzt fahre ich wieder hin und horche in mich hinein. Was erzählen mir die Strassen, die Plätze, die Orte und vor allem das Meer. Das Meer , diese blaue Adria, die auch grün und dunkelgrau sein kann, zart und durchscheinend wie ein Hauch von Glas und dann wieder aufgewühlt und zerzaust von Bora, Jugo und Maijstral, die gerade mal wieder ihre Kräfte messen .

OLYMPUS DIGITAL CAMERADieses Jahr wandere ich also auf unseren alten Pfaden und bin neugierig, was sie mir erzählen. Ich will ziemlich schnell nach Dalamatien, auf Peljesac und Korcula, später dann nach Banja und Dubrovnik und gemütlch auf der Magistrale zurück und die letzte Woche auf „meinem“ Campingplatz in Cres verbringen, wo ich Freunde treffe.
Eigentlich, ja eigentlich hätte ich über die Tauern und den Karawankentunnel fahren müssen, denn das ist unsere Strecke von München aus gewesen. Es ist Ferienende und so entschließe ich mich kurzerhand über Graz, Maribor und Zagreb bis nach Plitvice zu fahren. Im Radio höre ich , das ein Womo im Karawanken stecken geblieben ist und später verliert ein Urlauber noch seinen Wohnwagen, auch im Tunnel. Oh je …. gut, dass ich nicht dort bin, die Wartezeiten sind lang, sehr lang und die Staus noch länger und so schnurre ich gemütlich vor mich hin und lausche einer Stimme, die mir die das Buch „Morgen kommt ein neuer Himmel“ vorliest.

Es ist so vertraut zuzuhören, denn mein Mann hat mir auch immer bei langen Strecken vorgelesen. Ich war die bessere Fahrerin und so saß ich hinter dem Steuer und er war mein Sherpa … ein lebendiges und warmherziges Navi, das mir zuverlässig den Weg wies.

620 km stehen am Ende des Tages auf meinem Tacho und mein Brummeli steht in Korita kurz vor dem Camp Korana auf einem Miniplatz. Nicht sehr lauschig, aber ok. Den teuren Koranaplatz spare ich mir.

P1000138 Ein kleiner Abendsparziergang zwischen hohen Farn, ein leckeres Fresschen in Form von Lachs mit Gemüse und  einem Glas Vino runden den Tag ab.

In der Nacht donnert und blitzt es. Der Himmel verfinstert sich, obwohl es doch schon finster ist und das gleichmäßiges prasseln auf meinem Womodach läßt mich tief in meine Decke einkuscheln. War es abends noch schwülwarm so um die 28 Grad ist es morgens nur noch zwölf Grad, der Himmel grau, tiefgrau, schwarzgrau. Das läßt nicht so viel Gutes vermuten.

Plitvicer Wasserfälle steht auf meinem Tagesplan. Das dunkelgrau des Himmel verfärbt sich in Dunkelschwarz und dann rauscht es nur so vom Himmel herunter …. eine dicke Ladung Wasser ergießt sich über uns alle. Naja, vielleicht gehts ja vorbei und ist nur noch so ein Gewitterrest. Pustekuchen, das vorübergehende  hellgrau geht vorbei und macht dem Regen Platz, der sich genüßlich ausbreitet und vehement auf mein Dach trommelt. Noch 7km zum Ulaz 1 und vielleicht 10 zum Ulaz 2, den Eingängen zum Nationalpark. Oh nein, das macht keinen Spaß in kürzester Zeit klatschnaß zu werden. Und so fahre ich vorbei und denke an die Fotos, die wir damals gemacht haben, von den Wasserfällen, den Wasserwesen und Elfen, den Trollen und Wurzelbewohnern. Über Holzstege gingen wir von einer Kaskade zur nächsten. Das Wetter war schön, es war heiß und heute ist es kalt, windig und naß. Vielleicht komme ich doch am Rückweg vorbei.

IMG_0180Und so rolle ich weiter und biege kurzerhand auf diese schöne Straße von Korana nach Gospic ab. Eigenltich muß ich in die andere Richtung, aber uns hat damals diese Straße so gut gefallen. Einsam führt sie durch die Landschaft, vorbei an verfallenen Häusern an denen man noch die Einschußlöcher sieht, durch große schon braunwerdende Farnfelder und weiter hinter Gospic hinauf ins Velebitgebirge. Der Regen wird zwischendurch weniger und Hoffnung keimt auf. Oben, an der alten Straße über dem Tunnel genieße ich diese traumhafte Aussicht auf Pak, die Mondinsel, mit ihren weißen Felsen, hinterhalb Cres und die Küste im Vordergrund.

IMG_0182 IMG_0181Ja, hier oben haben wir geschlafen und Fritz hatte noch extra Unterlegkeile gebaut, weil es so schief ist. Ich würde gerne hier frühstücken, aber der Wind vertreibt, bzw. verbläst mich. Es ist nicht wirklich gemütllich und so verziehe ich mich an den Hafen von Karlobag. Dort ist es zwar auch windig, aber ein bißchen weniger. Wenn es so windig ist, darf es doch eigentlich nicht regnen, denke ich. Falsch gedacht, der Wind ist so stark, dass er die Wolken über den Velebit treibt und die spitzigen Bergzacken tun das ihrige und jetzt weiß ich, warum es so grün ist. Ja es regnet und es regnet und es schüttet..
Und später höre ich im Radio, dass die Magistrale bei Karlobag gesperrt wird, wegen dem Wind und auf den Straßen bilden sich riesige Seen, so daß sie teilweise nur einspurig befahrbar sind. Gut, daß ich relativ hohe Bodenfreiheit habe.Und so schnurre ich auf der Magistrale dahin. Ein lauschiges Plätzchen an einer schönen Kapelle auf der Höhe von Murter lasse ich dann doch links liegen. Der Himmipapa schimpft und zürnt, was das Zeugs hält, ein Gewitter jagt das nächste. Es gibt nur kleine Schnaufpausen dazwischen und dann kündigt sich schon der nächste Wolkenbruch an.P1000143

Da stehe ich lieber etwas geschützt auf einem Campingplatz. Kurz vor Trogir werde ich dann fündig und baue mich unter Pinien auf und schaue hinunter zum Meer. Stromanschluß gibt es auch, so dass ich mir einfach meine Innensonne einschalte und es mit einem Glas Vino gemütlich mache.