Algarve in ihrem wilden,
ockerfarbigen Felsenkleid
mit Höhlen, Durchgängen
und verwunschenen Gängen
bei Alvor
19. März
Iiiiiiiiih, schreit es ganz laut in mir, iiiiiih – genauso wie ich zusammen mit meiner Schwester im Bett saß und wir iiiiiih schrieen, so wie kleine Kinder, die ihre hellste Freude daran haben, großmöglichsten Unsinn zu machen. Bloß sind wir heute eigentlich schon erwachsen, aber diese Freude am Unsinn ist geblieben.
Iiiih,- nein, keine Spinne im Bett, kein Frosch auf meinem Bauch, iiiiih ist ein doofer Halszwack, den ich doch gar nicht brauchen kann. Hat mein Schwager mir doch noch ein kleines Virchen untergejubelt und ich prahlte noch so mit meiner guten Immunabwehr.
Da die letzten Salbeiteekrümmel bei meiner Schwester geblieben sind, fahre ich erstmal los, mir Neuen zu besorgen. Salbeitee gibts zwar nicht, aber ein Pflänzchen für den Garten. Und wilden, frei laufenden bzw. wachsenden habe ich hier noch nie gefunden, immer nur den Falschen, dazu Eukabonbons.
Trotzdem möchte ich in den tollen Algarvefelsen bei Alvor rumlaufen. Ein bißchen, nur ein kleines bißchen, es ist ja Flut und da sind viele umspült, denke ich mir. Und aus einem bißchen wird dann doch eine dreistunden Wanderung.
Es ist einfach zu schön. Ich bin zwar ein bisserl k.o. aber das ignoriere ich. Die wilden Felsen vom Meer umspült, Tore ins Niemandsland, kleine Höhlen und Sandstrände dazwischen. Und,- viele Stufen, die hinauf zum Wanderweg führen.
Das kleine Feriendorf – ein Muster für eine „Altensiedlung“, über das ich auch mit meiner Schwester geredet habe. Sie kennt da jemanden, der so etwas bauen will. Und so wandere ich über, unter,neben den Felsen in heißer Sonne. Am Strand Sommerleben pur. Die ersten gehen ins Wasser, andere lassen sich auf ihre Liege bruzzeln und viele laufen einfach nur barfuß durch den Sand. Es ist ja Sonntag!
Zurück peile ich meinen alten Torre Platz an. Die Hippiescene, die vor einer Woche hier war, ist weitergezogen mit ihren alten Bussen und der „Ratzkammer“. Ich habe sie in Odecixe gesehen. Und so kann ich mich an meinem „alten“ Patz hinstellen und die Sonne von allen Seiten genießen. Der Weg dahin ist allerdings ein bißchen schlechter geworden, armer Brummeli muß durch tiefe Pfützen und über holprige Steine schnurren. Ich fahre gaaaaaanz langsam!
Die Knochen tun mir alle einzeln weh. Ibu und Aspirin schreien Hallo. So dusel ich auf meinem Stühlchen mit Salbeitee, Eukabonbons, noch ein paar Kräuterchen und einer fetten Portion Chemie. Geht doch.
Ein paar Wanderer kommen noch vorbei und dann gehört die Welt hier oben mir alleine. Ist das schön! Das Fiebergefühl verzieht sich und ich verzieh mich früh in mein Bettchen.
GPS N 37° 06′ 04“ W 8° 30′ 02“
Claudia Tscharner
Safar