Corona und graue Wolken am Storchenfelsen

oder  wie gehe ich mit Deutschen um…

Corona in aller Munde

 

19.März

Ich komme aus der etwas angespannten Atmosphäre wieder raus und kann an meinem Storchenfelsen stehen. Spätestens am Dienstag komme ich wieder hoch, sage ich beim Abschied und dann gehts direkt hinunter ans Meer. Ein paar Sparziergänger und zwei Deutsche, die sich so deutsch verhalten: Er kommt zu mir her, sie bleibt auf dem Weg stehen. Ich telefonier gerade, schau aber nach. Er: „Sie wissen schon, das Portugal den Notstand ausgerufen hat“ und dabei schaut er mich streng an. „Ja,“ erwidere ich langsam, aber es gibt noch keine Ausgangssperren. Er (noch strenger), „Sie wissen aber auch das das hier Naturschutzgebiet ist und sie hier nicht stehen dürfen. In Vila de Bospo hat die Polizei alle weggeschickt und drastische Strafen erhoben, hohe Geldstrafen.“ Streng schaut er zu mir her und “ ich will ihnen das ja nur sagen“. Ich: „Jaaa,“ (langgezogen) und „danke, dass sie mir das sagen“, Die Frau am Weg ruft ihren Mann „die weiß das doch“ und er trollt sich. Ich denke, du blöder Hund, willst mir nur Angst machen. Also erst mal eine Runde laufen und hineinspüren.

 

 

 

 

 

Hat es ihn geärgert, dass ich hier stehe (kein Haus weit und breit, keinem, dem ich die Sicht nehme, noch nicht mal den Sparziergängern). Innerlich lege ich mir ein paar Antworten zurecht, aber entscheide zu bleiben.
Keine Polizei kommt vorbei und den zwei Fischern ist es egal. Ich fühle mich pudelwohl. Selbst wenn sie in Vila de Bospo bzw. Ingrina waren, da standen alle eng zusammen, ohne Abstand. Ich steh hier ganz alleine und bleib so lange wie möglich. Einkaufen muß ich nicht. Und natürlich wird noch viel telefoniert, philosphiert und Corona und seine Folgen rauf und runter gedacht. Die Fallzahlen gehen weiter steil nach oben. Nächste Woche, so höre ich, soll der Peak erreicht sein oder besser gesagt, ein Peak.

20.März

Sollte ich doch das Gefühl haben, besser zu gehen, denn das Wochenende steht vor der Tür, wandere ich mal zu einem Ausweichplatz. Er gefällt mir nicht wirklich, geht doch eine Treppe hinunter zum Strand. Ich steh lieber da, wo es für Einheimische uninteressant ist. Das Wetter ist ungemütlich fette Regenwolken, die ab und zu auf mein Dach klatschen. Aber immer nur kurz, dann vertreibt der Wind die Regentropfen in alle Richtungen.

Noch bin ich innerlich beschäftigt mit all den Informationen über Corvid 19. In Bayern tritt eine Ausgangsbeschränkung in Kraft. Söder prescht mal wieder vor. Aus Telefonaten erfahre ich aber auch über die Unvernunft mancher. Corona Parties, Treffen im Englischen Garten etc., meist sind es Jüngere. Sie haben die Einschränkungen so noch nicht erlebt, sind groß geworden in dem Glauben, dass immer alles geht, was sie wollen und sehen nicht ein, dass sie die Alten schützen sollen, die doch die Welt kaputt gemacht haben. Andere sind findig und machen ihre Parties online per Videoschaltung. Wieder andere musizieren wie in Italien von Balkon zu Balkon. Das Leben in den Städten, geprägt von Discos am Wochenende, ist halt doch sehr eingeschränkt. Man ist gewöhnt unter vielen Menschen zu sein.

 

 

 

 

Für mich persönlich ändert sich gar nicht so viel. Ich liebe es irgendwo abseits zu sein, eingebettet in die Natur. Meine sozialen Kontakte passieren sowieo ganz viel per Telefon. Hier in Portugal bin ich so gut aufgehoben. Die Fallzahlen sind noch relativ niedrig, die Vorsichtsmaßnahmen groß. Eine portugiesische Seite zeigt mir jeden Tag an, wieviel Fälle es gibt und hier im Alentejo ist keiner, bis auf die zwei in Evora.. Im dünn besiedelten Land geht es halt viel langsamer und die Portugiesen selber sind vielleicht auch ruhiger,nicht so quirlig und haben auch kein Geld für viele Extras. An der Algarve sind vier neue Fälle dazu gekommen.

Ich erfahre von meinem Camp in Bayerbach, dass es vorerst bis zum 31.3. schließt, auch für Dauercamper. Campingplätze und Stellplätze werden mehr und mehr geschlossen. Was machen die Menschen, die im Womo leben? Da heißt es dann doch mal nur, sich irgendwo verstecken und abwarten. Ich frage mich sowieso, dürfte ich überhaupt mit meinem Womo noch fahren. Triftige Gründe habe ich ja – es ist mein Zuhause. Offiziell in Deutschland eine Grauzone. Wir haben zwar oft unsere Meldeadresse, aber können dort nicht wohnen. Was passiert mit den Obdachlosen? Ich surfe ein bißerl umeinander, finde aber keine Antworten. Denn Wohnmobil fahren wird nur als Freizeitaktivität eingestuft. Das andere gibt es nicht! Zumindest nicht in dem so konservativen Bayern.

Nochmal bin ich so froh über meine Entscheidung, die erste Hypewelle hier abzuwarten. Selbst wenn meine Schwester nicht hier wäre (als letzte Möglichkeit) könnte ich hier sein, so fühlt es sich an. Abends sehe ich mir eine kleine Sendung über Intuition an. Spannend und interessant, was sie schon 2013 erzählten. Langsam komme ich auch wieder in meiner Normalität an. Ich schlafe gut, träume von einem großen, starken Baum und wache entspannt morgens auf.