oder anstatt fahren, bummeln in der bergigen Nixlandschaft
18.9.
Ein langer Morgen, ein sehr langer Morgen und er wird noch länger. Am Spätvormittag rolle ich los. Ich habe ja Zeit, denn ich bin erst am 20. am Camp in NIngalo Reef eingebucht. 300km fahren sind doch auf normaler Straße nicht so viel. Mein anvisiertes Bushcamp bei Quarz Hill erreiche ich trotzdem nicht. Wichtigere Dinge sind zu tun.
Der Morgen ist so schön und so klappern meine Fingerchen auf der Tastatur und mein Geschreibsel wandert durch die Sphären ins große Netz. Ein bißchen Büro, Finanzen sortieren und Handy vorbereiten für eine Überweisung.
Ich liebe diese Morgenden, wenn die Sonne ins Bettchen krabbelt, ein kleiner Wind für angenehme Temperaturen sorgt, neben mir die Kaffeetasse in einer großen braunroten Bergwelt. Ja, da fühle ich mich tief in mir zuhause und ewig könnte ich den Schatten zuschauen, wie sie über die Berge wandern, dem Licht, das von goldgelb in hellweiß übergeht und meine Schreivögel krächzen dazu ihren Morgengruß.
Das ist Outback, das ist Leben in der Natur und ich darf mittendrin sein.
50 km sind es bis Tom Price, diesem kleinen Bergarbeiterdorf, mit Tankstelle, Cafe und Coles. Vorher kommt eine Aussichtsstelle und ich will doch nur mal gucken und….
Es ist ein großer halbrunder Platz, eingefaßt mit vielen Steinen und jeder kann hier einen Stein für seine Lieben auf der anderen Seite hinlegen. Hoch oben in den Bergen und der Wind trägt alle guten Wünsche und Gedanken zu ihnen hin. Ich habe zwar keinen Bastelkram mit (in meinem Womo daheim, habe ich immer etwas Bastelkram), aber ich denke an Hans.
Eine Karte mit der Regenbogenschlange der Aborigines, ein schöner Stein, ein Stück Papier aus meinem Notizblock und so ensteht ein kleiner Gedenkplatz für ihn.Im Rücken die zwei Bäuime und vor sich die unendliche Weite und im Halbrund all die anderen, die diesen Weg gegangen sind.
Marese bekommt gleich ein Bild.
Und in Tom Price, wo der Empfang gut ist, reden wir lange mitten auf dem Parkplatz. Um mich herum das normale Einkaufsleben und innen drin tauchen wir ein in die Tiefe von Leben und Tod. Zwei Welten, die nebeneinander stehen, das ganz normale Leben und die Außergewöhnlichkeit des Sterbens. Für einen Moment schaut man auf die andere Seite, auf das Wesentliche, was sich kaum in Worte fassen läßt.
Es ist später Nachmittag und so finde ich mein Buschcamp nur 80 km weiter in diesen Eisenbergen im Irgendwo, Richtung Meer.
Ein paar Autos rollen noch in der Ferne vorbei und wieder habe ich die ganze Welt für mich, darf dasein in diesem braunroten Irgendwo, in dieser Nixlandschaft, die so voller Leben ist.
Und in mir drin mein Latz-ka-la, der mich begleitet und all meine verrückten Wege mitgeht.
Und noch tiefer in mir drin das pulsierende Nix, die wabernde Energie, die Leben und Tod Eins werden läßt.
Ist das ein großes Schauspiel, was wir hier auf der Erde veranstalten und am Ende bleibt dieses große Lachen, wenn wir auf der anderen Seite aufwachen und von der Bühne abtreten.
Haben wir uns so wichtig genommen und doch nur eine Rolle gespielt, waren verwickelt in die Dramatik unserer Gefühle und Gedanken, die jetzt auf der anderen Seite, keine Wichtigkeit mehr haben. Und es kehrt Ruhe ein, tiefe lebendige Stille, die alles umfaßt , nix heiliges, nix besonderes, nix und alles.
Wunderbare Welt, die mir ermöglicht das wahrzunehmen.
Michael klimkeit
Safar