oder wenn die Welt im Wasser versinkt…
26.11.
Gerade krabbelt die Sonne über den Wadi-Rand, meinem Flussbett, an dem ich bei einem Baum stehe, nicht ganz so weit weg von Meski, der blauen Quelle. Hier ist es ruhig. Nur ein Hund, der ab und an bellt und ein riesiger Vollmond, der meine Träume begleitet.
Die Berge im Hintergrund fangen wieder das Leuchten an. Diese Morgenden in denen ich einfach dem inneren Fluß folge sind einfach nur gut. Ideen werden geboren, kommen und gehen, die Zeit wird relativ und ich bin mal wieder einfach nur da. Ein guter Morgen!
Zurück zu gestern: War das ein schönes Gondeln durch herrlichste Marokko-Landschaft. Erstmal auf steinigem Pfad und weiter auf der R 7109 Richtung Bourdib bzw. Errachida. Braune kahle Berge links und rechts. Immer wieder kommt mir der Tibet mit seiner großen kahlen Hochebene in den Sinn. Vielleicht fühle ich mich deshalb hier so wohl, weil es Erinnerungen weckt. Das Tibetische ist mir innerlich ja so nah.
Der Fluss Guir wird gestaut. Eine riesige Staumauer an einer großen Engstelle zwischen den hohen Felsen. Die alte Straße versinkt mehr und mehr im Wasser. Natürlich muß ich sie ein Stück fahren. Ein großer Erd-und Steinhaufen signalisiert, hier ist Sackgasse. Ein paar leichte Querrinnen, und dann wabert schon das Wasser über die Strasse. Es geht aber noch weiter bis dahin, wo die Strasse mit einer tiefen Rinne versperrt ist.
Zu Fuß noch ein Stück und dann versinkt sie lautlos ins Wasser. Auf der anderen Seite sehe ich, wo sie wieder auftaucht. Blaues Wasser schimmert hier in den ockerbraunen Bergen. Ein altes Ksar, ein Lehmdorf, versinkt. Nur die Spitzen der Lehmwände ragen noch empor. Das noch befahrbare Sträßlein wird wohl von Jahr zu Jahr kürzer.
Wenn die Welt im Wasser versinkt…
Ich bummele rum mit vielen Fotos von beiden Seiten, bevor ich wieder ins Tal rolle. Meine Kombüse ist leer. Los Brummeli schnurr zum Einkaufen, Tanken und Geld holen nach Errachida. Dann zurück zu meinem Wadiplatz, den ich auf dem Hinweg schon erforscht hatte. Ich glaube, ich bin hier auch schon mal gestanden. Wo ist der schönste Platz?
Da baue ich mich auf, laß die Sonne hinter mir untergehen und den großen runden Mond vor mir. Tatsächlich kann ich ihn fotografieren, sogar die dunklen „Mondberge“ sind sichtbar in dieser klaren kühlen Luft.