Auf zur Ostsee

oder über Koszalin Richtung Kolberg zum alten Fliegerhorst

31.8.

 

„Jetzt fahr doch mal an die Ostsee“, kräht da so eine Stimme aus mir. “ Da ist es aber voll“, raune ich zurück. „Macht nix, du findest ein Platzerl.“ „Auch am Wochenende, dem letzten Ferienwochenende?, gucke ich mich selbst fragend an. “ Ja, auch dann und du kannst in der Ostsee schwimmen.

Genau, und auf diesem Platzerl stehe ich jetzt. Es ist ein riesengroßer Parkplatz, weit vorne der Radweg und die Wege durch das kleine Wäldchen hinunter zum weißen Sandstrand. Nicht total lauschig, aber ganz ok.

Hinter mir und neben mir Feld mit ein bißchen Abstand zur „Hauptroute“ der Wegfahrer. Vor mich stellt sich sehr spät auch noch ein Womo und auf der anderen Seite schläft jemand in seinem PKW. Es ist der große Platz vom alten Fliegerhorst Kolberg, der langsam zuwuchert, ein beliebter Parkplatz für die Strandläufer.

Die Samstagsabendfeiern finden auf dem weissen Sand statt, so dass es vergleichsweise ruhig ist. Und ich komme ja erst gegen fünf an und wandere natürlich gleich runter um die Ostsee mit einem Schwimmerli zu begrüßen. Es ist der typische Geruch der Ostsee, ein bißchen nach Alge, den ich gleich wieder in der Nase habe.

 

 

 

 

Als kleines Kind war ich 6 Wochen in einem KInderheim zur Erholung an der Ostsee und der Geruch hat sich eingeprägt, genauso wie der Geruch von Griesbrei mit Mandeln, ein bißchen angebrannt und Semmeln mit Honig, die es zum Frühstück gab. Das kannte ich von zuhause nicht.

Eine kleine Sandkuhle, dient mir als Sessel und beim Schwimmen im angenehm kühlen Wasser begrüßt mich gleich eine kleine ungefährliche Qualle und doofe Fliegen beißen beim Trocknen. Trotzdem versuche ich am Telefon ein bißchen die Welt zu retten, aber nur ein bißchen.

 

 

 

 

Kurz vor Sonnenuntergang bin ich wieder am Brumm. Es ist noch ein reges Wegfahren und ich höre dem Dalai Lama zu. Ein Vortrag, den er in Salzburg gehalten hat und in dem er sich vorstellen konnte, das der nächste Dalai Lama, wenn es von seinem Volk gewünscht wird, auch eine Frau sein kann und scherzhalft setzt er zu, aber eine Attraktive.

Und in seinen ganzen Reden wird immer wieder deutlich, wie er versucht den Chinesen eine Brücke zu bauen und gleichzeitig deutlich macht, das die Methode der Chinesen, Glück zu finden, einfach falsch ist und ihr Handeln oft darauf ausgelegt ist, die Tibeter zu frustrieren.

Obwohl er sich längst aus der politischen Verantwortung zurückgezogen hat, spürt man durch seine Worte hindurch, die imense Last, das imense Drama, das er mit trägt.

 

 

 

 

Doch mein Tag hat ganz anders angefangen.
Ich verabschiede mich von meinem schönen kuschelige Seeplatz und fahr erstmal bis Koszalin, einem kleinen Städtchen unweit der Ostsee. Wandere durch den schönen Park und versuche die Mitte zu finden. Ein großer Platz, neben der großen Hauptstasse. Die alte Kirche gegenüber mit der Skulptur vom Papst. Ich bin ja kein Kirchenfan, trotzdem schaue ich kurz rein. Es ist ein Platz der großen Marienverehrung. Davor eine große Skulptur vom Papst, ihrem „Papa“.

Wenn ich buddhistische Tempel sehe, fühle ich eher so was wie Andacht, mit den Kirchen kann ich weniger anfangen.

Unsere Elisabethkirche in Bonn, war auch so ein roter Backsteinbau, aber das Muß des Betens und Kirche-gehens hat mich eher skeptisch gemacht.

Das „liturgische Geländespiel“, ein Ausdruck meines Bruders war zwar spannend, aber hat mir die inneren Werte nicht vermittelt. Ich geh halt mehr mit den buddhistischen Klängen, Mantren und Rezitationen in Resonanz, Jeder nach seinem Gusto.

 

 

 

 

Ein paar schöne Gebäude tauchen zwischen den normalen Stadthäusern auf und am Ende rolle ich noch an der orthodoxen Kirche vorbei, die aber geschlossen ist.

Das war Koszalin und der Schlenker gen Westen, Richtung Kolberg, verspricht mir das Meer und vor allem einen Übernachtungsplatz. Und das alles noch bei schönem heissen Wetter mit Seewind.