oder ein Platz hoch oben bei Snezne
15.8.
Guten Morgen du liebe Welt da draußen, guten Morgen du liebe Sonne, die du hinter mir in den Bäumen dein erstes rotgoldenes Licht zu mir herüber strahlen läßt. Guten Morgen du kleiner Specht, der neben mir sein Loch in den morschen Baum tackert und guten Morgen du Weite, die sich über und neben mir ausbreitet. Ist das gut hier.
Wieder abseits vom Menschengewusel komme ich oben bei alten Bunkern schon nahe der polnischen Grenze an. Hinter dem Funkmasten führt eine Wiesenpiste zum Holzplatz. Ein bißchen weiter stehe ich sichtgeschützt mit Blick Richtung untergehender Sonne. Vor mir die tschechische Weite hinter mir der Blick Richtung Riesengebirge.
Unten am See tummeln sich die Anglerautos, Besucher und Wassergenießer. Hier oben ist es still, nur der Wind singt sein Lied durch die Baumwipfel und die Vögel schnattern dazu. Viel zu erzählen gibt es nicht. Wie immer brauche ich so ein, zwei drei Tage, um wieder richtig im Unterwegsseins-Modus anzukommen. Mein Kopf muß sich leeren von all den Notwendigkeiten, die das Bayerbachleben mit sich bringt, muß sich leeren von so einigen Vorstellungen, wie es sein sollte und muß letztlich frei werden, für den Moment, die vielen Momente aus denen mein Brummelileben besteht.
Liebste Menschen von mir sind betroffen von den Bränden in Portugal. Einige haben hier Haus verloren, bei anderen ist es zwar stehen geblieben, aber drumherum Asche, Rauch und die verbrannten Eukabäume. Das Grün hat sich in eine gespenstische grauschwarze Landschaft verwandelt.
Dort wo ein Haus stand, ist nur das Blechdach übrig geblieben und verkohlte Mauerreste ragen in den Himmel und ein Teekessel steht verloren auf der Erde. Verbrannte Erde, tief verbrannte Erde und nicht nur dort. Die Menschen kämpfen mit den Naturgewalten, dem Feuer, dem Wasser und einer sich fast aufbäumenden Erde mit ihren Vulkanen, überirdisch und unterirdisch.
Welchen Spiegel bekommen wir da vorgehalten? Was muß alles verbrennen, damit das Neue entstehen kann? Phönix aus der Asche? Was muß alles in riesigen Wassermassen untergehen, damit das Wesentliche zum Vorschein kommt? Welche Eruptionen der Erde, welches Aufbäumen der Kruste müssen wir erleben, um zu erkennen, das wir alle Menschleins sind, die nur mit der Natur leben können und nicht gegen sie. Wir können es nicht besser als sie!
Während solcher Katastrophen rücken Menschleins zusammen, helfen sich gegenseitig und viele der kleinen Konflikte werden unwichtig, angesichts der großen Aufgabe in diesem Chaos zu überleben, einen Weg zu finden, sein Leben trotz größter Widrigkeiten weiter zu gestalten. Wenn es drum und drauf ankommt kommen die Menschen zusammen und finden zu einem Miteinander. Das ist im Krieg so und das ist bei Naturkatastrophen so.
Alles Digitale können wir nutzen, um das Leben einfacher zu gestalten, aber die Natur ist stärker als wir, will gesehen sein, geachtet und respektiert. Mir kommt es so vor, als ob die Erde sich angesichts des Chaos das wir geopolitisch kreiieren aufbäumt und letztlich zeigt zu was sie fähig ist. Zerstörung geht sooooo schnell und ist nicht aufhaltbar, wenn Urkräfte am Werk sind. Immer mal wieder stelle ich mir die Frage, was wir als Menschheit zu lernen haben.
Und wahrscheinlich gibt es da keine einheitliche Antwort, denn letztlich kann nur jeder tief in sich seine Lernaufgabe erkennen, begreifen und sich auf den Weg machen, sie zu erfüllen. Auch wenn wir eine Menschheitsfamilie sind, sind wir alle Wesen mit einer ganz eigenen Geschichte und Aufgabe, die so abhängig von unserem Gewordensein ist. Und wenn mein Leben hier auf der Erde ein großer Spiegel für mein Bewußtsein ist, all die Ereignisse dazu dienen mir etwas über mein tiefinneres Wesen zu verdeutlichen, dann sind Brände trotzdem schrecklich, ein geopolitisches Desaster kaum auszuhalten und eine Natur weit ab vom Normalen ein große Heiler, der mir immer wieder die andere Seite zeigt.
Die Natur – das Natürliche steht über dem Menschengemachten!
Wenn wir die Erde – unseren Planeten – als Ganzes betrachten in seiner Schönheit und Erhabenheit im Großen wie im Kleinen, dann kann ich eigentlich immer nur wieder so staunend davor stehen und letztlich bleibt dann nur noch ein großes Danke übrig.
Das lebendige Zirpen der Grillen kommt nur ganz langsam wieder, wird mir erzählt und in dieser grauschwarzen verbrannten Erde gibt es kleine Oasen in denen das Grün stehen geblieben ist und sogar noch rote Oleanderblüten den überlebenden Schmetterlingen Zuflucht bieten.