oder durch braunrote Berglandschaft, zu Felsnischen und Cromlech – einem kleinen Stonehenge
20.9.
Eine große Krähenschar weckt mich am Morgen … hei du Schlafmütze, aufstehen schreien sie schnatternd in den beginnenden Morgen. Es ist hell, die Sonne noch hinter dem Bergrücken und ich stehe am kiesigen Flußbett der Krumovitsa. Nur wenig Wasser fließt hier entlang und so war die Suche nach dem Wasserfall, eine Suche über Felsen und durch ein Flußbett vergeblich. Gefunden habe ich ein verwittertes Bergdorf und eine Felskuppe hoch oben in der braun-rötlich schimmernden Rhodopenlandschaft, tief im Irgendwo.
Auf der kleinen 8081 tuckere ich die malerische Straße oberhalb der Arda entlang. Felslandschaft braunrot oder weiß schimmernd, grüne stachelige Gewächse und Berge, die mit Nischen durchlöchert sind, in uralten Zeiten geschaffen. Unten die Arda, die sich in engen Kurven um die Felsen schlängelt, Steine glatt schleift und immer wieder beeindruckend ihren Weg findet.
Cromlech, ein kleines Stonehenge auf einer Anhöhe, will erwandert werden. Mußte man sich früher sorgsam den Weg durch den Wald hinauf suchen, führt jetzt meist ein guter Weg hinauf, über Stufen, Wurzeln und braunen Boden. Oben stehen stumm die stillen Steine. Eine bulgarische Besuchergruppe ist auf dem Rückweg. Wir ratschen noch so nett miteinander, zwei können Englisch.
Es ist still um mich herum und ich betrete den Steinkreis, berühre die Steine und laß mich in der Mitte nieder. Ich bin eine Reisende, sagte mal jemand zu mir. Reisen, so wie ich es tue und Reisen in der Tiefe meiner Seele nach Irgendwo und Überall. Laß den Körper ruhen, laß ihn da sein und schwing dich auf in die Weite, wohin auch immer. Folge deinem Atem und dann laß den Atem los. Nicht mehr, nicht weniger. Ich bin eine Zeitreisende, so sagt es in mir. Was das bedeutet, weiß ich nicht.
Ich stehe wieder auf und verlasse den Kreis, verlasse diesen Ort an dem schon so viele mit ihren Fragen kamen und den Antworten lauschten. Es gibt so viele Ritual-Orte auf dieser Welt, durchdrungen von der Suche nach Wahrheit und dem Finden des Einfachen. Die Wahrheit ist nicht kompliziert, meistens ganz einfach. Vielleicht viel zu einfach, vielleicht….
Ich liebe das mich mal zwischendurch in merkwürdige Sphären zu begeben, einzutauchen in das ganz Andere, weit weg von der schnöden Coronawelt, weit weg von dem Normalen. Längst bin ich herrlich unnormal.
Weiter geht es durch die beeindruckende Rhodopenlandschaft auf der 593. Ich merke schon, Griechenland muß noch einen weiteren Tag warten. Da ruft mich noch ein Wasserfall, der sich aber hinter der Trockenheit verbirgt.
Der Weg nach dem kleinen Brückchen verliert sich. Ich kraxel von hier nach dort auf der Suche, wo er denn sein könnte und finde ihn nicht. September ist keine gute Jahreszeit für Wasserfälle. Du kannst ihnen nicht lauschen,sie sind stumm. Ich finde trockene Wasserrinnen, aber keine markante Felsformation.
Hinter dem kleinen Dorf oben auf der Höhe schaue ich auch noch nach. Kann ich von weiten erkennen, wo er sein könnte. Ich sehe zwar weit unten die Krumovitsa, aber der Wasserfall will heute von mir nicht entdeckt werden.
Im Dorf ist die Zeit stehen geblieben. Die Häuser sind alt geworden, stehen gebeugt und in den Falten ihrer Wände sind die Geschichten ihres Lebens eingeritzt.
Eine alte Frau geht langsam nach Hause.
Mein Tag neigt sich schon sehr dem Ende entgegen. Auf dem Rückweg zur Hauptstraße gibt es eine Möglichkeit hinunter zur Krumovitsa zu holpern. Ein schöner Platz oberhalb des breiten Kiesbettes wartet auf mich.
Hier ist es gut, hier bleibe ich.