Algarvetrail bei Benagil

oder von Praia Grande über Albandeira  zu den Algarvefelsen

14.-17.1.

Ich bin angekommen in Portugal auf dieser roten Erde – und ich bin angekommen und lass mir Zeit, viel Zeit. Ich muß nicht jeden Tag Neues entdecken, zumindest Neues im Außen. Vielmehr widme ich mich meinem Innenleben und da gibt es auch viel Spannendes.

Spitzige Felsen, weite Ebenen und schmale Schluchten – das große Meer und dann wieder die Gemütlichkeit in meinen rollenden vier Wänden. Es ist so eine andere Reise diesmal. War ich die letzten Jahre fasziniert von der Vielfältigkeit des Landes, der Natur, der Erde und ihren so vielen Gesichtern tauche ich jetzt in die Faszination des Seelenlebens ein. Gar nicht so unterschiedlich, denn die Bilder verschiedener Gefühle finden sich wieder in den Bildern der Natur und so werden sie teileweise zu Seelenbildern.

 

 

 

 

 

 

 

Dann sind spitzige Felsen kleine Autschs, weite Ebenen der Raum für Phantasie und schmale Schluchten führen nach Irgendwo zu einem Seelenbild, das entdeckt sein will, in der Geborgenheit meines Brummelis.
Das Kommen und Gehen der Wellen erinnert mich an das Kommen und Gehen von allem, nichts bleibt.

Ich bin so angeregt von den Hörbüchern von Kuby und so wandert der Titel „Aufbruch in neue Dimension“ in meine Hörbuchbibliothek. Und es ist schon intensiver Tobak, der mir da zu Ohren kommt. Und die Algarve ist dafür gerade die richtige Kulisse. Blauer Himmel, auch mal Wolken, kleine Pisten, die zu den Algarve-Löchern führen und Begegnungen, die spannend sind.

Da stehe ich nun am Strand Albandeira, ganz unten am Felsen oberhalb der Höhlen von Benagil. Das Meer hat die Felsen ausgewaschen und interessante Höhlen geschaffen, die man aber nur mit dem Boot erkunden kann. Mit Marese verabrede ich aber, dass wir zusammen eine Bootsfahrt machen.

 

 

 

 

Und mit Hans und Angela scherzen wir noch spätabends am Telefon. Sie sind weit auf dem Rückweg und 1000 km gefahren, zurück in die Kälte und die Dunkelheit des Winters. „Es war mir sowioeso viel zu heiß“ sagt Hans grinsend, „dieser ewige Sommer. Zeit wirds für einen grauen Wintertag und die Stuttgarter Messe“. So werden wir uns erst irgendwie in Deutschland wiedersehen. „FF – fahrt vorsichtig“, aber das brauche ich einem alten Fuchs, wie Hans nicht zu sagen, der auf alle Schotterpisten fährt auch ohne Allrad.

In der Früh treffe ich Peter und Matthes, beide stehen weiter hinten auf freien Plätzen, die ich mir gestern alle zu Fuß angeguckt hatte. Peter ist Engländer und Brexitbefürworter, Matthes ist Deutscher und arbeitet 7 Monate im Jahr als Guide in einem Kletterpark und so kann er 5 Monate mit seiner Freundinn in einem größeren VW Bus verbringen.

Ganz schnell erzählt er mir von seinem Unfall, seinem Koma und seiner Nahtoderfahrung.

„Das hat mein Leben umgekrempelt“, sagt er,“ ich lebe jetzt so anders, viel bewußter und schau, was mir tiefes Glück und Zufriedenheit bringt“. Angst vor dem Tod hat er keine. Wie lange bleibst du denn, fragt er mich. „Nicht lange, ich habe mich mit Astrid verabredet und die schafft es nicht mit dem Womo hierher“, antworte ich. Ein längeres Gespräch mit Matthes und seiner Freundinn wäre sicherlich interessant, denn sie stellt sie ähnlich Fragen.

Am Praia Grande kommen wir zu gleichen Zeit an. Schnell habe ich ein Platzerl für uns beide gefunden und dann erzählt Astrid mir viel von Rumänien und ihrem Wunsch eine Rußlandtour zu machen. Sie war schon häufig dort und schwärmt von dem Land. Wir schauen ein paar kleine Videos von ihr an und ich staune, welche Pisten, sie sich mit ihrem großen Weißen traut. Zwei Hunde begleiten sie und so laufen wir den Strand entlang.

 

 

 

 

Tags zuvor hatte ich noch für Marese einen Unterkunft gesucht und gefunden. Nun steht ihrem kleinen Algarvewochenende nix mehr im Weg.

Am nächsten Morgen gibt es noch ein langes Frühstück, bevor ich ein Stück weiter in die Algarvefelsen fahre. Komm wander mich, ruft der Trail.

 

 

 

 

So stehe ich hinter Benagil auf „meinem Platz“ und wandere zurück den Klippen entlang nach Martinhal, dem Leuchtturm, an dem man nur noch auf einer Seite stehen kann, wenn überhaupt.

Vertraut schön leuchten mir die Algarvefelsen und ihre verwitterten Schrunden entgegen. Rauf und runter – die Wege haben sich nicht geändert und es kommt mir vor wie vorgestern, so vertraut ist der Weg.

 

 

 

 

Und so genieße ich den Sonnenuntergang sitzend an meiner Tür mit einem Ratsch am Telefon. Was für ein Leben!