oder über Kirkeness hinauf in die
„Russische Taiga“,
dem Nationalpark Ovre Pasvik
Die Konstanz liegt im Wechsel … also nach einem doofen Wettertag folgt ein besserer …. blauer Himmel – schöne weißgelbe warme Sonne ….da ist Wandern angesagt. In Kirkeness bewundere ich kurz das Hurtigroutenschiff, tanke, lade Blog hoch und schnurre weiter Richtung Nationalpark Ovre Pasvik.
Eine Holperstraße entlang der Seen und langgezogenen Fjorde dicht an der russischen Grenze. Kieferwald und Wäldchen Moos, Birken, Moor rechts und links der Straße, das ist nun wirklich ein Geschmack von russischer Taiga.
Mein Vater kommt mir in den Sinn, der als junger Bursche nach Russland kam und aus einem dieser Kessel fliehen konnte. Wochenlang marschierte er allein durch diese Taiga in der Hoffnung nicht entdeckt zu werden. Ich kann nur ahnen, was es damals bedeutet hat mit Angst im Nacken durch diese ewigen Wälder und Moore, über Wurzeln zu wandern, Flüsse zu durchqueren, kaum was zu essen und nicht immer einen trockenen Platz zum Schlafen. Und trotzdem gab es etwas, das ihm in dieser Natur gut getan hat. Bis zu seinem Lebensende liebte er Birken und diese russich-orthodoxen Kirchen mit ihren runden Türmchen. Und von ihm habe ich meine Liebe zur Natur gelernt, zu improvisieren und aus Nix etwas zu machen.
Irgendwannn ist auch die Schotterstraße zu Ende und die Wolken haben wieder ihren Platz am Himmel eingenommen.
Ich marschiere auf einem Wanderweg los, auf dem ich bis Finnland und noch viel weiter gehen könnte. Es gibt kleine Hütten und Unterstände, in denen man übernachten kann und Feuerholz liegt auch schon parat. Spät am Abend sehe ich noch drei junge Burschen mit großen Rucksack und Angelrute losmarschieren.
Über dicke und dünne Wurzeln, fette Steine, kleine Flüsschen schlängelt sich der Weg den See entlang, begleitet von dem Sirr-sirr der Mücken. Ich werde nicht zerstochen dank Autan und Lavendel. Irgenddwann drehe ich um.
An „meinem Feuerplatz“ sitzt ein Norweger, Sven und wir kommen ins Gespräch – ein langer Abend mit Kaffee, Risotto und Zitronenwasser folgt. Er ist ein Seemann, der die Welt bereist hat und immer noch auf Ölplattformen arbeitet. D.h. er hat zwei Wochen Dienst und dann drei Wochen frei. Die Arbeit ist einfach, er muß nur schauen, das Temperatur und Druck von der Förderanlage stimmen und ab und zu die Drähte der Messanlage reparieren. Ein gutes Leben findet er. Diese Ecke hier oben ist eine seiner Lieblingsecken. Er ist ganz spartanisch mit Zelt unterwegs und will irgendwo da draußen am See in der Natur sein, hat ein kleines Gummiboot zum Fischen und will sich das Rauchen abgewöhnen. Eine Woche Natur pur. Für die Moskitos hat er einen Hut mit Netz und ist sonst auch dick eingemummt. Er mag diese Chemiekeulen nicht. Stolz zeigt er mir die Fotos von seinen Kindern und Enkeln. Er lebt in Bergen will aber jetzt hier oben bei den Königskrabben ein Haus mieten.
Unser Feuerchen brennt schön und vor allem der Rauch vertreibt die Mücken, so können wir es lange da draußen auf der Bank aushalten. Mit unseren kleinen Baumsägen zerschnibbeln wir die langen Hölzer und füttern unser Feuerchen, dass wir schnell mit meiner Ölmethode zum Brennen bringen. Wir erzählen von Gott und der Welt und den vielen Orten, die er gesehen hat. Kaum ein Land, wo er noch nicht war. Irgendwann wirds dann wirklich zu kühl und ich verkrümmel mich in mein Brummeli. Was für ein Luxus … er hat nur ein kleines Zelt.
GPS: N 69° 09′ 33.0 “ E 28° 58′ 44.8“