Vom hellsten Sonnenschein in fetten Nebel ….

IMG_8617oder zurück zum Ilfjord und weiter Richtung Osten

über Tana Bru nach Unjarga Nesseby…

 

 

 

Wo bin ich nur da hin geraten, bin ich jetzt total doof … vom schönsten Sonnenschein lande ich abends im fetten Nebel … oh, oh oh – meine Wettergeduld neigt sich langsam dem Ende zu.

 

IMG_8614 IMG_8620Ich schimpfe was das Zeugs hält auf Petrus und die Wettermacher. Die Schamanen haben doch so einen Regenmacher, gibts nicht auch einen Sonnenmacher, dann würde ich bei denen sofort in die Lehre gehen. Es ist einfach grausam!!!! Den Nebel weg pusten funktioniert nicht. Also gute Mine zum bösen Spiel oder der Wahrheit ins Auge gucken: DAS WETTER IST DOOF! Jetzt bin ich so weit gefahren und warte immer noch auf die Schönwetterperiode, die nicht kommt. Wahrscheinlich werde ich jetzt den Rückzug antreten, auch wenn es sich ein bißchen wie Kapitulation anfühlt.

 

IMG_8607 IMG_8608Das paßt zu dem Land, denn überall wird man auf den Krieg hingewiesen mir Mahnmalen und Erinnerungen, mit alten Kanonenkugeln, Kratern und Denkmälern aller Art.
Vielleicht soll ich ja auch mal aufgeben dürfen lernen sollen …
Philosophen-Seelchen kann mich heute auch nicht mehr retten und gute Laune verbreiten, genauso wenig, wie der Kakao.
Zum Paddeln ist es zu kalt und windig, zum Radeln fehlen mir die geeigneten Wege, wandern geht …. in der Sonne sitzen und ein Buch lesen äußert selten, weil wenn ich ankomme, die Sonne eben oft nicht mehr scheint …..verrückte Welt … also ich muß wieder in den Süden und diesem saudoofen Norden endgültig den Rücken kehren. Übrigens es macht Spaß zu schimpfen und hebt schon wieder meine Laune. Und eben krame ich in meinem Schrank und in einer hintersten Ecke finde ich noch eine Flasche Vino. Da gibts heute zwei Gläser und ich brauche nicht mehr so zu sparen, denn in Finnland ist es einfacher einen Wein zu kaufen. Ich war nämlich schon bei meiner letzten Flasche angelangt.

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Aber jetzt zum Anfang des Tages, der so interessant war.
Beim Tanken in Mehamn komme ich mit der Tankstellenfrau ins Gespräch. Sie zeigt mir ihre kleine Webwerkstatt, ihre gemalten Bilder, die zwar alle etwas düster sind,- trotzdem sie ist ganz stolz drauf. Und dann erzählt sie mir von der blauen Zeit – den Winter, die dunklen Monate, die schlimmsten sind auch Januar und Februar, nennen sie nur die blaue Zeit, weil der Mond silbern scheint und der Schnee blau leuchtet. Daran habe ich nie gedacht, dass der Mond ja scheint. Vergaß sie aber zu fragen, ob es auch normal Neu-Halb und Vollmond gibt. Sie hat sichtlich Freude dran mir ihre Kunstwerke zu zeigen. Leider habe ich den Foto im Auto gelassen. Dafür finde ich dieses Blümchen im so grauen Fjell!!!

 

IMG_8592 IMG_8593Ein anderes deutsches Päärchen treffe ich beim Wasser auffüllen an der Kirche. Ein altes Hippiepaar das in den 70er Jahren mit VW Bus durch die Welt tingelte und viel Schönes gesehen, aber auch blödes erlebt hat, mit Autoklau etc. Sie sind eigentlich auch mehr Südkinder und leiden unter der Kälte. Die ersten die ich treffe, die nicht eingefleischte Norwegenfans sind.

IMG_8609 Der Himmel macht sich dann im Laufe des Vormittags auf und ich bin guter Dinge an meinem angepeilten Übernachtungsplatz ein bißchen am Wasser rumzulaufen und Vögel zu gucken. So ist es beschrieben. Wer denkt denn, dass da Nebel kommt. Ich lass mir Zeit, mach irgendwo schön in der Sonne ein spätes Frühstück und gondele vor mich hin, bis ich diese weiße Nebelwolkenwand vor mir sehe.

IMG_8613Meine Richtung! Holy Shit… ich versuche ihr noch auszuweichen, aber es geht nicht. Denn ein anderer Platz ein paar Kilometer vorher, der so schön in der Sonne war, ist beim zurückfahren auch in weißen Nebel gehüllt.
Das ist Strawanzerleid!
Also gibts bei der Kirche Kakao und einmal Solitäre oder auch zweimal, bevor ich mich zum Schreiben aufraffen kann.

GPS: N 70° 08′ 44“ E 28° 51′ 44“

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Kommentare (2)

  1. Gerhard Rüffer

    Hallo Safar,
    so gefühlvoll und beseelend, wie Du auch Dein Auto mit einbeziehen kannst, können nur Liebhaber oder Liebhaberinnen die Welt sehen und beschreiben. Mir gefällt sehr gut, was Du da unternimmst und zum Glück auch noch in Zeilen festhalten kannst. Herzlichen Dank und alle Achtung.
    Es ist ja auch das Land, wo sichtbar wird, warum Menschen, die wohl schon ähnlich gedacht haben, Trolle, und Götterwelten erfunden haben, sie ansprechbar machten, als sie anfingen ihre Gedanken in die Steine zu ritzen (-> Alta u. anderswo). Wo gibt es noch in einer Landschaft mehr Zauber und Magie? Welche Gedanken hatten die Menschen, als sie später als Wikinger die Steven ihrer Boote und ihre Schlitten mit Schnitzwerk schmückten, welches in vergleichbarer Art dann wieder an den Portalen der Stabkirchen auftaucht?
    Warum haben also diese Nordleute in ihrem dunkllen Land auch Sonnenboote gesehen, wie eben die Ägypther unter der „Sonnenlast“ vor ihnen?
    Singe und berichte uns weiter davon und beschreibe uns den Zauber, wie Du ihn erlebst.
    Wir bewundern Deinen Mut und Deinen Unternehmungsgeist, besonders aber Deine Art, die Welt zu sehen und zu beschreiben, – mit Glückwünschen Gerhard DN

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      Hallo Gerhard,
      das sind spannende Gedanken, die du da schreibst und Thor Heyerdahl kommt mir in den Sinn … und vor allem, wie die Nordleute nicht von dunkler Nacht reden, sondern von der blauen Zeit ….und es schimmert durch, dass sie mit Dunkelheit oder besser gesagt anderem Licht, anders umgehen, als wir selbst, als ich, als Südkind. Sie kennen die Silbernacht und den Goldtag und die Trolle, sind Wesen, so sagte mir eine Norwegerin, die nicht reden, aber man kann ihre Anwesenheit spüren, da draußen in der Wildnis, bei den Steinen, im Moor oder hoch oben am Felsen. Und wenn du Hilfe brauchst, dann sind sie da, helfen und heilen.
      Und auch wenn ich jetzt gen Finnland weiterreise, so ist der Zauber des Nordens, auch wenn ich manchmal aufgrund des Wetters grummele, ein Besonderer, der mal auftaucht und auch wieder mal nicht. So ist das unterwegs. Ganz lieben Dank für die guten Wünsche!
      Und liebe Grüße von Safar

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