Über die Berge hinunter zum Sand vor Aglou

oder auf Kleinststräßchen durch Palmentäler und hohe Serpentinen..

 

2.-3.12.

Da bin ich wieder im Sand vor dem Meer – mein alter Platz nahe Aglou. Stromere ein bißchen umeinander, ob es noch was Besseres gäbe. Aber die Wege werden mir dann doch zu sandig. Brummeli steht gut in diesem Dünensandkasten. Die Sonne krabbelt wie eh und jeh hinter mir den Sand hinauf und bringt wieder die Wärme. Nachts ist es kühl.

 

 

 

Was wäre, denke ich heute morgen, wenn wir so ganz einfach die Perspektive wechseln könnten? Ich habe das Bild von einer Wand, die erklommen sein will, aber eigentlich ist es unmöglich, weil zu steil, zu glatt und überhaupt. Plötzlich kippt das Bild und die Wand ist eine Fläche auf der man ewig weiter wandern kann. Spannend! Kann ich das übertragen auf normales Leben? Was wäre, wenn wir vor Wänden stehen, die unüberwindlich erscheinen und dann nur die Perspektive ändern? Anstatt vor etwas zu stehen, auf etwas zu stehen oder anstatt einer Vor-Stellung eine Auf-Stellung. Ein spannender Gedanke hier heute morgen im Sand! Da lohnt es sich noch weiter zu denken. Sandkörnergewusel!

 

 

 

Aber wo kam ich denn her?
Von Imsouande und meinem Arganbaumplatz geht es hinein in die Berge. Kleinere Sträßchen wollen erforscht sein. Und die N1 nach Agadir kenne ich nun hinreichend. Vorbei an Baustellen über Schotterpisten hinauf. Der Fluß bei Tamar wird oben gestaut. Auf der kleinen R 113 geht es malerisch den Fluß entlang über Quassif Richtung Immouzzer. Ich biege aber vorher auf die kleine Straße Richtung Timkti ab, hoch hoch hinauf in die Berge. und verfranse mich. Steile Serpentinien hinauf, eine „Transfagarasch“ von Marokko“. (Tansfagarasch ist Rumäniens Serpentinen Straße in die Kapaten.) Neue Straßen werden gebaut und die Alten sind dann nicht mehr so sichtbar oder verwechsel ich nur mal wieder rechts und links.

 

 

 

Der Nachmittag schreitet voran. Und mein angedachtes Platzerl ist plötzlich noch 60 km entfernt, anstatt 30. Oh jeeh, wo bin ich denn da falsch abgebogen. Na gut Brummeli schnurr halt wieder runter und rauf. Kurz vor Sonnenuntergang stehe ich hoch obn zwischen ein paar kratzigen Bäumen. Die Piste grob, grob steinig. Noch ein paar Quadfahrer, die unten von der Küste raufkommen, sich aber für mich nicht interessieren. Dann legt sich die dunkle Sternennacht über die Welt.

 

 

 

Alles wieder hinunter, in Agadir einkaufen und Brummeli waschen. Mein Platzerl am Sand wartet. Brummelis Scheibenwaschanlage funktioniert nicht mehr richtig. Es hatte sich schon angedeutet. Immer weniger Waschwasser kam bis jetzt gar keins mehr kommt. Nicht schlimm. Vielleicht ist die Pumpe verdreckt, denn an den Düsen liegt es nicht. Wo kann ich das richten? Am besten in Tafraoute. So was können die hier. Tshirts müssten auch unbedingt gewaschen werden und meine Fenster geputzt. Könnte ja mal einen Haushaltstag einlegen, zumindest einen Halben, bevor ich zum Meer runter wandere.

 

 

 

Viel Neues gibt es also nicht. Das ist so, wenn man zum fünften Mal in Marokko ist. Vieles so bekannt und vertraut. Und die ruhige Ecke lädt zum Bleiben ein. Es ist ja eigentlich weniger die Reise, als in der Wärme zu sein, frei irgendwo stehen zu können, ohne das Gefühl zu haben, das darf man nicht, soll man nicht oder wie auch immer. Abends kommt noch ein anderes Womo bleibt aber vorne an der Straße stehen. Zu sandig!