Ein kühler Morgen und Fisherman’s Cove

oder Indien-Erinnerungen und rumbummeln an der Küste bis Imsouane

 

1.12.

Ein kühler Morgen hier heute wieder hoch über dem Meer. Der Morgendunst färbt sich langsam rötlich und es braucht nicht mehr lange, bis die Sonne den Sommer zurückholt und den Tag herrlich warm macht. Es erinnert mich so sehr an meine Indienzeit, in der wir frühmorgens mit der Riksha ins Ashram zur Meditation fuhren, eingehüllt in diese grob gewebten Baumwolldecken. Und Bhagwan mit seinem so indischen Englisch begann seine Lecture mit „this is a realy cold morning“. Nicht viel später schien die Sonne warm aufs Dach der Buddha-Hall und langsam entblätterten wir uns. Nicht nur von den Decken, sondern auch innere Hüllen wurden Stück für Stück entlarvt und abgelegt. Zurück blieb oft rohes, verletztliches Sein, das sich erst wieder an das Licht gewöhnen mußte. Zu lange hatte man es verborgen, vor allem vor sich selbst.

 

 

 

Ja, meine Poonazeit sie war schon etwas ganz Besonderes. Vor allem hat sie mich auf einen Weg gebracht, den ich mir vorher nie hab vorstellen können. Plötzlich wurde das „Dahinter“ wichtig und nicht nur das, was man so tat, was man von den anderen vorgelebt bekommen hatte und von den Eltern übernommen. Die Suche nach dem, was wirklich wichtig ist, was wirklich wesentlich ist, hat damals begonnen, langsam begonnn. Leben hat mich auf den Meditationsweg geschickt. Zu gut erinnere ich wie Bhagwan über Religion redete und ich mit offenem Mund da saß. Ich dachte, es ging um Psychologie. Das war bei meiner ersten Lecture in Poona.

 

 

 

Und heute so viele Jahre danach sitze ich über dem Meer und lausche dem Rauschen. Keine Worte mehr, keine schlauen Philosophien , sondern einfach nur da sein und lauschen. Nur fünf Worte: Sei einfach nur du selbst! Nicht mehr rummodeln an sich, nicht mehr dies oder das tun, nicht mehr irgendwelchen Erwartungen oder Wünschen nachjagen, sondern, einfach nur sich selbst sein. Bhagwan drückte es so aus: Be a light unto yourself. Und so viel gelebtes Leben liegt schon dazwischen.

 

 

 

Ich liebe diese Morgenden in denen mein Blick frei und weit hinaus in den Horizont fliegen kann, nur um zu erkennen das das Hier und Dort keinen Unterschied macht, oder das Weit und Nah, oder Morgenkühle und Mittagswärme. Frei nach dem Motto: es ist wie es ist.

 

 

 

Zurück zum Normalen, zum Rumbummeln. Die kleinen Wege hinunter ans Meer wollen erforscht sein. Ich bin sonst dran vorbei gefahren. Zuerst rumpel ich eine Forstpiste hinunter zur Playa Tabayat und einer Militärstation. Ein paar Touri-Reiter kommen mir entgegen. Unten noch ein bißerl weiter zu Fuß und in die kleine Schlucht. Bei viel Regen dürfte es hier plätschern. Jetzt sind nur noch Pfützen in den Mulden.

 

 

 

Zurück, denn der andere Weg hoch ist gesperrt. Die Piste mutiert zu einem kleinen asphaltierten Sträßchen. Nächster Abzweig ist Fisherman’s Cove. Steil geht es hinunter und malerisch sind die Fischerhütten an die Felsen geklebt. Das letzte Stück zu Fuß. Die Boote haben Winterpause. Türen sind mit Steinen verrammelt, so dass die Böen keine Chance haben. Im Sommer dürfte es hier wuseln. Ich stromere ein bißchen umeinander.

 

 

 

Weiter über Tilit und Imsouane hier wieder hinauf zu den Arganbäumen, die im kargen Steinboden wachsen. Weiter Blick hinüber auf die Küste Richtung Agadir. Eine Ziegenherde trampelt noch vorbei bevor das letzte Rot der untergehenden Sonne im Horizont veschwindet.

 

 

 

Sternenklare Nacht.